ZX Spectrum

Von Bill Bertram - Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5
Der Sinclair ZX Spectrum, oft liebevoll als "Speccy" bezeichnet, ist ein legendäres Stück Computergeschichte, das die Welt der Heimcomputer revolutionierte. Entwickelt von Sinclair Research Ltd, wurde der ZX Spectrum am 23. April 1982 in Großbritannien veröffentlicht und erlangte schnell Kultstatus.
Die Entstehungsgeschichte des ZX Spectrum begann in den späten 1970er Jahren, als Sir Clive Sinclair, ein britischer Unternehmer und Erfinder, beschloss, erschwingliche Heimcomputer für die breite Masse zu entwickeln. Nach dem Erfolg des ZX80 und ZX81 war der ZX Spectrum der nächste logische Schritt. Das Ziel war es, einen Computer zu schaffen, der farbige Grafiken darstellen konnte und dennoch kostengünstig war. Das Entwicklungsteam, bestehend aus Richard Altwasser und Rick Dickinson, arbeitete hart daran, die technischen Herausforderungen zu meistern und gleichzeitig die Kosten niedrig zu halten.
Richard Altwasser, ein britischer Ingenieur, war für das Hardware-Design des ZX Spectrum verantwortlich. Nach seinem Abschluss in Ingenieurwissenschaften am Trinity College in Cambridge im Jahr 1978 wurde er 1980 von Sinclair Research eingestellt. Seine erste Aufgabe bestand darin, Programme für den ZX80 zu schreiben und an der Leiterplatte des ZX81 zu arbeiten. Altwassers Hauptbeitrag zum ZX Spectrum war die Entwicklung des Grafikmodus, der weniger als 7 Kilobyte Speicher benötigte. Rick Dickinson war ein britischer Industriedesigner, der für das ikonische Design des ZX Spectrum verantwortlich war. Dickinson schloss 1979 sein Studium an der Newcastle Polytechnic mit einem Bachelor of Arts in Design for Industry ab. Er trat im Dezember 1979 in die Dienste von Sinclair Research und ersetzte hier John Pemberton. Dickinson entwarf das Gehäuse des ZX81 und dessen berührungsempfindliche Tastatur, die als klarer Fortschritt im Design von Heimcomputern galt. Für den Spectrum entwickelte er eine „Verbesserung“ der Tastatur aus Gummi, die von einigen Benutzern den wenig liebevollen Namen "dead flesh" (totes Fleisch) verliehen bekam. Diese Tastatur war zwar kostengünstig, aber nicht besonders benutzerfreundlich. Trotzdem wurde sie zu einem ikonischen Merkmal des ZX Spectrum und trug zu seinem unverwechselbaren Erscheinungsbild bei.
Der ZX Spectrum verwendete einen Zilog Z80A Prozessor, der mit 3,5 MHz getaktet war. Dieser 8-Bit-Prozessor war bekannt für seine Vielseitigkeit und Leistungsfähigkeit. Der Z80A verfügte über 16-Bit-Adressierungsmodi und konnte bis zu 64 KB Speicher adressieren. Er unterstützte verschiedene Adressierungsmodi, darunter direkte, indirekte und relative Adressierung, was ihn besonders für die Programmierung in Hochsprachen wie BASIC attraktiv machte. Der Prozessor war das Herzstück des ZX Spectrum und ermöglichte es, komplexe Anwendungen und Spiele auszuführen.
Der ursprüngliche Preis des ZX Spectrum betrug 125 £ für das Modell mit 16 KB RAM und 175 £ für das Modell mit 48 KB RAM. Inflationsbereinigt entspricht dies heute etwa 557 € bzw. 780 €. Diese erschwinglichen Preise machten den ZX Spectrum zu einer attraktiven Option für viele Haushalte und trugen maßgeblich zu seinem Erfolg bei.

ZX Farben
Der Aufbau des ZX Spectrum war einfach und funktional. Er verfügte über einen PAL RF-Modulator, der das Videosignal an einen Fernseher übertrug, anstatt an einen dedizierten Monitor. Der Spectrum bot mehrere Grafikmodi, die es Programmierern ermöglichten, unterschiedliche Grafiken darzustellen. Neben dem Standardmodus mit 256 x 192 Pixeln gab es auch niedrigere Auflösungen, bei denen die Pixelgrößen erhöht wurden, um größere und einfachere Grafiken zu erstellen. Der Spectrum konnte bis zu 15 Farben (plus Schwarz) darstellen, wobei jede Farbe in zwei Helligkeitsstufen verfügbar war. Das Farbschema umfasste: Schwarz, Blau, Rot, Magenta, Grün, Cyan, Gelb und Weiß. Jede dieser Farben konnte in einer normalen oder einer hellen Variante angezeigt werden, was die Gesamtzahl der möglichen Farbtöne auf 16 erhöhte.
Die Farbinformationen wurden in einer sogenannten Attributkarte gespeichert, die die Bildschirmauflösung in 8x8-Pixel-Blöcke unterteilte. Jeder dieser Blöcke konnte zwei Farben enthalten: eine Vordergrundfarbe (INK) und eine Hintergrundfarbe (PAPER). Aufgrund dieser Einschränkung trat häufig das Phänomen des "Color Clash" auf, wenn sich zwei unterschiedlich gefärbte Objekte innerhalb desselben 8x8-Pixel-Blocks befanden. Da jeder Block nur zwei Farben speichern konnte, führte dies dazu, dass die Farben der Objekte "zusammenstießen" und unerwünschte Farbüberlagerungen oder -verfälschungen auftraten. Dies war besonders in Spielen sichtbar, bei denen sich bewegende Charaktere oder Objekte oft durch unterschiedlich gefärbte Bereiche bewegten.
Der Color Clash war eine direkte Folge der Speicherbeschränkungen und der kostensparenden Designentscheidungen des ZX Spectrum. Anstatt separate Speicherbereiche für die Bitmap und die Farbinformationen zu verwenden, kombinierte der ZX Spectrum diese Informationen, um Speicherplatz zu sparen. Dies führte jedoch zu den beschriebenen Farbproblemen.
Trotz dieser Einschränkungen entwickelten viele Programmierer kreative Lösungen, um den Color Clash zu minimieren oder zu umgehen. Einige Spiele nutzten geschickte Farbwahl und Designtechniken, um die Auswirkungen des Color Clash zu reduzieren und dennoch ansprechende Grafiken zu erzeugen. Der Color Clash wurde zu einem charakteristischen Merkmal des ZX Spectrum und ist heute ein nostalgisches Element, das viele Retro-Gaming-Enthusiasten schätzen.

By Mauricio González - Own work
Der ZX Spectrum hatte auch einen eingebauten Lautsprecher für die Tonausgabe und verwendete handelsübliche Audiokassetten als Speichermedium. Diese Kassetten wurden über die EAR- und MIC-Anschlüsse des Computers angeschlossen. Zu den geplanten Peripheriegeräten für den ZX Spectrum gehörten das ZX Interface 1 und das ZX Interface 2. Das ZX Interface 1 ermöglichte den Anschluss von bis zu acht ZX Microdrives, einem Bandlaufwerk, das als Massenspeicher diente. Es bot auch eine RS-232-Schnittstelle und Netzwerkfunktionen, die es mehreren ZX Spectrums ermöglichten, miteinander zu kommunizieren. Das ZX Interface 2 hingegen war eine einfachere Erweiterung, die den Anschluss von zwei Joysticks und ROM-Cartridges ermöglichte5.
Presseberichte und Zeitungsartikel aus der Zeit der Veröffentlichung des ZX Spectrum lobten den Computer für seine Erschwinglichkeit und seine technischen Fähigkeiten. Ein Artikel der BBC aus dem Jahr 1982 beschrieb den ZX Spectrum als "den Computer, der Heimcomputing für die Massen zugänglich machte". Ein weiteres Zitat aus einem Artikel von 80s Heaven betonte, dass der ZX Spectrum trotz seiner technischen Einschränkungen aufgrund seines niedrigen Preises und seiner Benutzerfreundlichkeit zum meistverkauften Heimcomputer der 1980er Jahre in Großbritannien wurde. Der Commodore 64, ebenfalls 1982 veröffentlicht, war weltweit erfolgreicher und wurde zu einem der meistverkauften Heimcomputer aller Zeiten. In Großbritannien war der C64 jedoch teurer als der ZX Spectrum, was seinen Marktanteil zunächst begrenzte. Der C64 war bekannt für seine überlegenen Grafik- und Soundfähigkeiten, die durch den VIC-II-Grafikchip und den SID-Soundchip ermöglicht wurden.
Der Sinclair ZX Spectrum bleibt ein bedeutendes Kapitel in der Geschichte der Heimcomputer. Seine Einführung führte zu einem Boom in der Software- und Hardwareentwicklung und hinterließ ein Erbe, das Generationen von Computerenthusiasten beeinflusste. Jedoch war der Sinclair ZX Spectrum nicht nur für seine Hardware bekannt, sondern auch für die Vielzahl an Spielen, die für das System entwickelt wurden. Klassiker, wie etwa Manic Miner, Jet Set Willy, aber auch Knight Lore oder die Dizzy Serie verhalfen dem Speccy seinen Platz in der Geschichte zu zementieren.
Nach dem erfolgreichen Start des ZX Spectrum verließ Altwasser Sinclair, um zusammen mit Steve Vickers, dem Autor der Firmware und des Handbuchs des Spectrum, seine eigene Firma zu gründen. Diese Firma, Jupiter Cantab, brachte den Jupiter Ace auf den Markt, der jedoch kommerziell nicht erfolgreich war. Auch Rick Dickinson verließ Sinclair (1986) und gründete seine eigene Designberatung Dickinson Associates, die weiterhin erfolgreich im Bereich des Industriedesign arbeitet.
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