Sega Nomad

Sega Nomad

Par Evan-Amos — Travail personnel, Domaine public, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=14321960

Der Sega Nomad war ein ebenso ambitioniertes wie ungewöhnliches Handheld-System, das 1995 exklusiv auf dem nordamerikanischen Markt veröffentlicht wurde. Anders als andere mobile Spielgeräte seiner Zeit war der Nomad keine Neuentwicklung, sondern ein portabler Ableger der Sega Genesis – besser bekannt als Mega Drive in Europa und Japan. Dieses Konzept war revolutionär, denn zum ersten Mal bot ein Handheld die Möglichkeit, ohne technische Einschränkungen die Heimkonsolenspiele einer bestehenden Plattform unterwegs zu nutzen. Tatsächlich war der Nomad vollständig kompatibel mit den rund 600 Modulen der Genesis – ein Spiele-Lineup, das in seiner Breite und Qualität zu keinem anderen portablen Gerät passte, weder davor noch danach.

Die Wurzeln des Systems reichen sogar noch weiter zurück als zur Genesis selbst. Grundlage für den Nomad war das in Japan veröffentlichte Gerät namens Mega Jet – eine abgespeckte, tragbare Version des Mega Drive, die ursprünglich für den Einsatz an Bord von Flugzeugen der Fluggesellschaft Japan Airlines gedacht war. Der Mega Jet besaß keinen eigenen Bildschirm und wurde über AV-Ausgänge direkt mit den Bordmonitoren verbunden. Als Stromquelle diente der Zigarettenanzünder der Sitze, weshalb das Gerät außerhalb des Flugverkehrs praktisch nur in Autos mit integriertem Fernseher und entsprechender Stromversorgung nutzbar war. Erst mit dem Nomad entwickelte Sega daraus eine echte Handheld-Konsole mit integriertem Bildschirm und Energieversorgung – eine Weiterentwicklung, die aus einer Nischenlösung ein vollständig mobiles Gerät machte.

Während der Entwicklungszeit trug das Gerät intern den Codenamen "Venus", womit Sega einer firmeninternen Tradition folgte, neue Hardware-Projekte nach Himmelskörpern zu benennen. Das Entwicklerteam wurde maßgeblich von Hideki Sato geleitet, dem damaligen Technischen Direktor bei Sega of Japan, der bereits beim Master System, Mega Drive und später auch bei der Dreamcast federführend war. Sato galt als brillanter Ingenieur mit Hang zu gewagten Konzepten, die jedoch oft an den Realitäten des Marktes scheiterten.

Im Inneren des Nomad arbeitete ein Motorola 68000 Prozessor mit 7,67 MHz – der gleiche Hauptchip wie im Mega Drive. Unterstützt wurde er von einem sekundären Zilog Z80-Prozessor, der vor allem für Soundausgabe und Abwärtskompatibilität zuständig war. Der 68000 war als 16/32-Bit-CISC-Prozessor mit 16-bit-Datenbus und 24-bit-Adressraum ausgelegt, konnte bis zu 16 MB adressieren und war besonders effizient in der Ausführung komplexer Befehle – ein Vorteil, den Spieleentwickler wie Treasure oder Konami voll auszunutzen wussten.

Die grafischen Fähigkeiten wurden ebenfalls vom Mega Drive übernommen, wodurch der Nomad eine Auflösung von 320×224 Pixeln darstellen konnte – wobei der integrierte LCD-Bildschirm auf 320×200 Pixel beschränkt war. Die maximale Farbdarstellung lag bei 64 gleichzeitig aus einer Palette von 512 Farben. Der Bildschirm selbst war 3,25 Zoll groß und hintergrundbeleuchtet, was ihn zwar gut ablesbar machte, jedoch auch maßgeblich zum hohen Stromverbrauch beitrug. Im Bereich Sound sorgte der Yamaha YM2612 FM-Synthesizer für sechsstimmige Musik und Effekte – ein Chip, der für seinen charakteristischen, metallisch-synthetischen Klang bekannt war und von vielen Komponisten der 90er geschätzt wurde. Unterstützt wurde er vom SN76489 PSG-Chip, der zusätzlich drei Kanäle für einfache Töne bereitstellte.

Der Aufbau des Geräts war robust, aber auch auffällig klobig. Es war größer und schwerer als der Game Boy oder der Game Gear, mit Maßen von etwa 21 × 11 × 4 cm. Der Nomad besaß ein Modulfach auf der Oberseite, darunter ein 6-Tasten-Layout inklusive Starttaste, ein Steuerkreuz, Lautstärkeregler, Kopfhöreranschluss, AV-Out zum Anschluss an den Fernseher sowie einen Port für einen externen Controller. Diese Kombination machte ihn zum einzigen Handheld, der standardmäßig Mehrspielerfunktionen und TV-Kompatibilität bot – ohne zusätzliche Hardware.
Ein bemerkenswertes Detail war der PAL/NTSC-Schalter auf der Rückseite des Geräts – obwohl der Nomad offiziell nur in Nordamerika verkauft wurde, erlaubte dieser Schalter prinzipiell den Betrieb von Modulen aus anderen Regionen, sofern sie mechanisch passten. Diese Offenheit war ungewöhnlich für Sega, das sonst auf starke Regionalbeschränkungen setzte. Der modulare Aufbau des Genesis ermöglichte es grundsätzlich auch, Erweiterungen wie das Mega-CD oder das 32X mit dem Nomad zu verwenden – in der Praxis war dies jedoch unhandlich bis unmöglich, da die entsprechenden Anschlüsse fehlten oder das Gewicht der Kombi-Setups das Handheld sprengte. Findige Bastler und Drittanbieter entwickelten jedoch Adapter und Docking-Lösungen, die zumindest Teile dieser Erweiterungen nutzbar machten.

Eine der größten Schwächen des Nomad war zweifellos sein Energiehunger. Sechs AA-Batterien wurden benötigt, um das System überhaupt betreiben zu können – und selbst dann war nach etwa 90 Minuten Schluss. Im Vergleich dazu kam ein Game Boy mit zwei Batterien auf über 10 Stunden Laufzeit. Der Nomad war schlicht nicht für tragbares, langfristiges Spielen ausgelegt, obwohl genau das sein zentrales Versprechen war. Das lag auch daran, dass die damals erhältlichen Akkus meist nur 1,2 Volt statt der benötigten 1,5 Volt lieferten. Sega reagierte darauf mit einem hauseigenen Akkupack, das rund 79 Dollar kostete – ein Preis, der viele Kunden abschreckte.

Auch marketingseitig blieb das Gerät ein Waisenkind. Sega entwickelte keine gesonderte Werbekampagne für den Nomad und versäumte es, sein größtes Verkaufsargument – der sofortige Zugriff auf hunderte hochwertige Genesis-Spiele – klar herauszustellen. Der Einführungspreis lag bei 179 US-Dollar, sank jedoch innerhalb eines Jahres auf 60 Dollar, weil der Abverkauf schleppend verlief. Inflationsbereinigt entspräche der Startpreis heute etwa 320 Euro, während der Tiefstpreis etwa 105 Euro betrug.

Presseberichte aus der Zeit waren gespalten. Die Zeitschrift Electronic Gaming Monthly lobte in ihrer Oktoberausgabe 1995 die „unglaublich scharfe Grafikleistung in einem tragbaren Format“ und bezeichnete den Nomad als „eine Konsole für Hardcore-Gamer unterwegs“. Gleichzeitig wurde aber auf die Akkulaufzeit und das Fehlen eines strategischen Software-Supports hingewiesen. In einem Rückblick nannte Retro Gamer das Gerät ein „technologisches Wunder, das zur falschen Zeit kam“ – zu einem Zeitpunkt, als bereits PlayStation und Saturn den Umstieg auf 32-Bit einläuteten.
Im Vergleich zur Konkurrenz wie dem Nintendo Game Boy oder dem Atari Lynx konnte der Nomad in puncto Grafik, Sound und Flexibilität deutlich punkten. Er war der leistungsfähigste Handheld seiner Zeit. Doch die Nachteile lagen in seinem Gewicht, der Stromversorgung und der fehlenden Exklusivtitel, die speziell auf die Hardware zugeschnitten gewesen wären. Nintendo setzte hingegen auf effiziente Hardware und eine aggressive Softwarepolitik, die den Game Boy über Jahre hinweg dominierte.

Der Sega Nomad blieb ein Außenseiter in der Geschichte der Videospielkonsolen. Als portables Kraftpaket, das seiner Zeit in vielerlei Hinsicht voraus war, zählt er heute zu den faszinierendsten Nischenprodukten der Konsolenära. Trotz oder gerade wegen seiner Unvollkommenheiten ist er ein beliebtes Sammlerobjekt – ein tragbarer Dinosaurier aus der 16-Bit-Zeit, der den Traum verwirklichte, Heimspiele überallhin mitzunehmen, lange bevor Nintendo mit der Switch das Konzept perfektionierte.

Philips Videopac G7000

Philips Videopac G7000

Odyssey2

Das Philips Videopac G7000 war eine Konsole mit vielen Namen: In Europa erschien sie unter dem Namen Philips G7000, in Brasilien als Philips Odyssey und in den USA als Magnavox Odyssey². Dieser internationale Markenmix hatte seinen Ursprung in der Tatsache, dass Philips nicht bloß eine Lizenz erwarb, sondern 1974 Magnavox vollständig übernahm – also vier Jahre vor der Veröffentlichung des Systems. Dies ermöglichte es dem niederländischen Unternehmen, den in den USA etablierten Namen „Odyssey“ weiterzuführen, obwohl die Entwicklung der Konsole längst in Eindhoven stattfand.

Während die ursprüngliche Odyssey² von Magnavox noch auf fest verankerte Spiele ohne Modulschacht setzte – 24 Spiele sollten dauerhaft integriert sein – verwarf Philips dieses Konzept zugunsten eines flexibleren Designs. Dieser frühe Prototyp stellte sich bald als unpraktisch heraus: Keine Möglichkeit zur Erweiterung, rudimentärer Ton und fehlende Zukunftssicherheit machten ihn zu einem Relikt aus der Frühzeit der Videospiele. Erst mit dem Einstieg von Philips wurde der Systementwurf grundlegend überarbeitet. Die Entwicklung verlagerte sich nach Europa, und mit ihr kam der technische Sprung: ROM-Module ersetzten feste Verdrahtungen, und erstmals konnten Entwickler individuelle, eigenständige Spiele kreieren, die sogar Musik und Soundeffekte boten. Damit bewegte sich Philips auf Augenhöhe mit anderen Konsolenherstellern der späten 1970er-Jahre.

Die Veröffentlichung der Konsole erfolgte 1978. Ihr Herzstück war der Intel 8048, ein 8-Bit-Mikrocontroller mit 1 KB Programmspeicher und 64 Byte RAM. Die CPU war eng gekoppelt mit dem Intel 8245 Grafikchip, der eine Bildschirmauflösung von 160 × 200 Pixeln ermöglichte. Die maximal darstellbaren Farben lagen bei 16, wovon in der Praxis jedoch meist nur acht gleichzeitig genutzt wurden. Das integrierte Betriebssystem war in erster Linie auf das Lesen von ROM-Modulen sowie die Verarbeitung einfacher Tastatureingaben ausgelegt.
Besonders auffällig war die vollständige alphanumerische Membrantastatur – ein Novum auf dem Konsolenmarkt. Sie wurde bei Lernspielen, zur Einstellung von Optionen sowie bei Programmierfunktionen eingesetzt. Der Ton wurde über den eingebauten Soundchip des 8048 erzeugt, der allerdings nur einfache, einstimmige Klänge beherrschte. Dennoch reichte dies aus, um einfache musikalische Motive oder Spielsounds darzustellen.

Der Preis der Konsole lag zur Veröffentlichung bei etwa 180 US-Dollar. Inflationsbereinigt entspricht dies etwa 700 Euro (Stand 2025), was sie zu einer mittelpreisigen Konsole machte. Im Lieferumfang enthalten waren zwei Joysticks mit numerischen Tastenfeldern – bei frühen Modellen wechselbar, bei späteren fest installiert. Letzteres erwies sich als problematisch, da defekte Joysticks nicht ohne Weiteres austauschbar waren.
Die Konsole bot einen RF-Anschluss für den Anschluss an Fernseher sowie einen proprietären Erweiterungsanschluss auf der Rückseite, über den Zubehör wie der legendäre Sprachsynthesizer „The Voice“ angeschlossen werden konnte. Auch ein später nie erschienener Speichererweiterungsadapter wurde angekündigt. In Europa erschien zudem mit dem Philips Videopac 7200 eine Variante mit integriertem Schwarzweiß-Monitor, die allerdings nur in sehr begrenzten Stückzahlen verkauft wurde.

Insgesamt wurden weltweit rund zwei Millionen Einheiten des Systems verkauft, davon etwa eine Million in den USA. Damit war das G7000 beziehungsweise die Odyssey² die drittmeistverkaufte Konsole ihrer Generation – hinter Atari und Coleco. Ein großes Problem bestand in der begrenzten Anzahl externer Entwickler: Nur wenige Studios produzierten Spiele für die Plattform, was der Softwarevielfalt schadete. Philips nutzte jedoch seinen europäischen Marktanteil, um zahlreiche europäische Exklusivtitel auch in die USA zu exportieren.

Der integrierte Sprachsynthesizer, der in Kombination mit bestimmten Spielen wie "K.C.'s Krazy Chase!" zum Einsatz kam, war eine technische Besonderheit. Sprachsynthese war damals ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Dennoch konnte das G7000 dem Atari 2600 oder ColecoVision keine Marktanteile abjagen – zu klein war die Third-Party-Unterstützung, zu begrenzt die Hardware.
Ein interessanter Aspekt der Geschichte ist der Prototyp der Konsole. Die erste Entwicklungsstufe, die noch unter Magnavox entstand, setzte auf ein Modell ohne Modulschacht. Stattdessen waren 24 Spiele fest in das System integriert. Dieser frühe Entwurf war wenig flexibel und technisch nicht zukunftstauglich. Zudem fehlte eine differenzierte Tonerzeugung, die Benutzerführung war stark eingeschränkt, und eine Tastatur war nicht vorgesehen. Erst durch das Eingreifen von Philips kam es zum Wechsel hin zu einem modulbasierten System mit mehr Möglichkeiten für Entwickler und Nutzer. Auch andere Prototypen wurden getestet – darunter Varianten mit vereinfachtem Steuerlayout oder einem integrierten Bildschirm. Ein speziell für die Odyssey² entwickelter Grafikchip wurde verworfen, da der Intel 8245 kostengünstiger und einfacher zu integrieren war.
Die Entwickler der Konsole verdienen besondere Erwähnung: Angeführt wurde das technische Team von Ralph Baer, dem Vater der Heimvideospielkonsole, der bereits für die erste Odyssey verantwortlich war, allerdings nicht mehr direkt an der G7000 beteiligt war. In Europa übernahm ein Team unter Leitung von Henk Rogers und weiteren Philips-Ingenieuren die Umsetzung. Viele Namen blieben ungenannt, was der damaligen Praxis großer Elektronikkonzerne entsprach.

Trotz technischer Limitierungen war das Philips G7000 ein faszinierender Versuch, Lerninhalte und Unterhaltung zu kombinieren. Vorteile waren die Tastatur, die Erweiterungsmöglichkeiten und das saubere, oft klare Videobild. Nachteile lagen in der schwachen Audioleistung, der geringen Softwarevielfalt und den fest verbauten Joysticks späterer Modelle. In der Rückschau bleibt das G7000 ein wichtiger Meilenstein in der Konsolengeschichte – nicht als kommerzieller Gigant, aber als Brücke zwischen Lernspielsystemen und klassischen Heimkonsolen.

Litton Monroe OC 8880

Monroe OC-8880

Monroe OC-8880

Pic is from the site:  https://knut.one/LittonMonroeOC8880.htm

Der Monroe OC 8880 debütierte Anfang der 1980er-Jahre als schwedisch amerikanische CP/M Workstation und richtete sich an Labore, kleine Unternehmen und anspruchsvolle Privatanwender. Der Rechner wurde von Litton Business Systems (USA) in enger Kooperation mit dem schwedischen Unternehmen Monroe AB entwickelt und produziert. Das gemeinsame Hardware Team um Susan K. Lawson (USA) und Lars Eklund (Schweden) entwarf die Platinen Designs in Kalifornien und Uppsala, die Endmontage erfolgte in Littons Werken in den USA. Lawson hatte zuvor bei Digital Equipment Corporation an der PDP 11 Architektur mitgearbeitet, Eklund war Spezialist für Embedded Betriebssysteme in Uppsala. Gemeinsam entwarfen sie die A/D Konverter Kar¬te und portierten CP/M auf die proprietäre Hardware. Später wechselte Lawson zu Litton Industries, Eklund gründete 1987 das Softwarehaus EkSoft.

Sein Herzstück bildete ein Zilog Z80A Prozessor, der mit 4 MHz getaktet war und über einen 12 Bit A/D Wandler wissenschaftliche Messgeräte direkt ansteuern konnte. Tatsächlich setzte etwa die 1989 erschienene Studie „Cytophotometric Estimation of Cell Proliferation in Breast Cancer“ den OC 8880 für die Kontrolle von Mikroskop Scans und Lichtmessungen ein, wobei die interne A/D Karte von Litton Business eine Auflösung von 0,244 mV pro Schritt lieferte.

Ursprünglich kostete das System in den USA rund 3 500 US-Dollar. Inflationsbereinigt entspricht das in heutigen Euro etwa 9 100 € (Basisjahr 1985, US Verbraucherpreisindex; Wechselkurs 2025: 1 USD = 0,92 €). In Deutschland wurde der OC 8880 über Bundles mit monochromen 15 Zoll Monitoren (Luxor MM1815) und Zwei Floppy Disk Laufwerken angeboten, sodass Listenpreise hierzulande bis zu 12 000 € erreicht wurden.

Sein Aufbau war modular: Ein Hauptgehäuse beherbergte Netzteil, CPU Board und einen IEEE 488 Bus, um externe Geräte wie Frequenzzähler oder Spektralanalysatoren anzubinden. Als Betriebssystem kam Digital Researchs CP/M 2.2 zum Einsatz, ergänzt durch firmeneigene Treiber für Grafik- (640×200 Pixel monochrom oder 320×200 Pixel in vier Graustufen) und Sound Ausgabe. Der optionale Soundchip war ein General Instrument AY 3 8912 und ermöglichte einfache Tonfolgen über einen externen Lautsprecher. Massenspeicher bestanden aus zwei 5,25 Zoll Floppy Laufwerken (160 KB pro Diskette) oder alternativ einem SCSI Festplatten Controller für 10 MB Festplatten.

Berichte aus Fachpresse und Anwenderforen dokumentieren den rauen Charme des Geräts: Ein Enthusiast schilderte auf dem Retrocomputing Forum, wie er beim ersten Hochfahren einen lauten „Plop“ und Rauch aus dem Netzteil aufsteigen sah – Ursache war ein geplatzter RIFA Filterkondensator, der nur mit Originalersatz zu reparieren war. In einem Interview mit Chris Chapman auf knut.one beschrieb er den OC 8880 als „robust, aber eigenwillig“ und lobte die damals europaweit einzigartige Schnittstellenvielfalt.

Verkaufszahlen wurden nie offiziell kommuniziert, Experten schätzen jedoch, dass weltweit nur etwa 1 200 Exemplare gefertigt wurden. Das machte den OC 8880 rar und heute unter Sammlern begehrt.
Als Pro gegenüber Konkurrenzmodellen wie Osborne 1 oder Kaypro II galten die wesentlich flexiblere Schnittstellenarchitektur, die hohe A/D Auflösung und die CP/M Kompatibilität mit umfangreichen Labortreibern. Nachteile lagen im hohen Preis, der vergleichsweise schwachen Grafik (keine echten Farben, nur Graustufen bzw. monochrom) und in der teilweise fehleranfälligen Stromversorgung.

Micral N

Micral N

Micral NDas französische Unternehmen Réalisation d'Études Électroniques (R2E), 1971 von André Truong Trong Thi und François Gernelle gegründet, stellte bereits zwei Jahre später, im Februar 1973 den Mikrocomputer Micral N vor, der zu dem ersten kommerziell erhältlichen Mikrocomputer gezählt werden darf, die mit einem Mikroprozessor ausgestattet waren.
Entwickelt wurde er ursprünglich für das französische Institut National de la Recherche Agronomique (INRA), das eine kostengünstige Alternative zu teuren Minicomputern wie dem PDP-8 suchte.

Herzstück des Micral N war der Intel 8008 Prozessor mit einer Taktfrequenz von 500 kHz. Dieser 8-Bit-Mikroprozessor konnte bis zu 16 KB RAM adressieren und ermöglichte die Verarbeitung von Daten in einer Geschwindigkeit, die für viele Anwendungen der damaligen Zeit ausreichend war. Der Micral N verfügte über einen modularen Aufbau mit dem sogenannten Pluribus-Bus, der den Anschluss von bis zu 14 Erweiterungskarten erlaubte. Zu den verfügbaren Peripheriegeräten gehörten unter anderem Lochstreifenleser, serielle und parallele Schnittstellen sowie später auch Tastaturen und Monitore.

Der ursprüngliche Verkaufspreis des Micral N lag bei 8.500 französischen Francs, was inflationsbereinigt etwa 10.000 Euro entspricht. Insgesamt wurden rund 90.000 Einheiten verkauft, hauptsächlich für spezialisierte Anwendungen wie Prozesssteuerung und Mautsysteme. Der Micral N war kompakt und kostengünstig, jedoch fehlten ihm standardisierte Schnittstellen und eine breite Softwareunterstützung, was seine Verbreitung im Vergleich zu späteren PCs einschränkte.

Die Entwicklung des Micral N wurde maßgeblich von François Gernelle geleitet, der zuvor bei Intertechnique tätig war. Unterstützt wurde er von Alain Lacombe, Jean-Claude Beckmann und Maurice Benchétrit. Das Team arbeitete unter hohem Zeitdruck und mit begrenzten Ressourcen an der Realisierung des Projekts.

Der Micral N verfügte über ein einfaches Betriebssystem namens Sysmic, das später in Prologue umbenannt wurde. Die Programme wurden über Lochstreifen eingelesen, und die Bedienung erfolgte zunächst über Kippschalter an der Frontplatte. Spätere Modelle wurden mit Tastaturen und Bildschirmen ausgestattet, wobei die Bildschirmauflösung und Farbdarstellung stark von den verwendeten Monitoren abhängig waren. Ein dedizierter Soundchip war nicht vorhanden; akustische Signale wurden über einfache Piezo-Lautsprecher erzeugt.

Im Vergleich zu Konkurrenzmodellen wie dem Altair 8800 bot der Micral N eine integrierte Lösung ohne die Notwendigkeit von Bausätzen. Allerdings fehlte ihm die Flexibilität und Erweiterbarkeit, die andere Systeme auszeichneten. Trotzdem markiert der Micral N einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte der Personal Computer und legte den Grundstein für die weitere Entwicklung dieser Technologie.

RCA Cosmac VIP

RCA Cosmac VIP

RCA_Cosmac_VIPDie Radio Corporation of America (RCA), 1919 gegründet auf Initiative des US-Marineministeriums, hatt im Laufe ihrer Geschichte schon seit 1956 Computer hergestellt. RCAs erster kommerzieller Computer beispielsweise war der BIZMAC, ein riesiger Vakuumröhrenrechner mit bis zu 30.000 Röhren und 70.000 Dioden. Er wurde hauptsächlich für militärische Zwecke entwickelt, insbesondere zur Unterstützung des Mutual Assistance Program (MAP). Trotz RCAs Pionierarbeit im Bereich der Transistortechnologie entschied man sich bei diesem Modell für die Vakuumröhrentechnologie.

1977 präsentierte RCA mit dem COSMAC VIP ihren Mikrocomputer. Entwickelt von Joseph Weisbecker, einem Ingenieur bei RCA, wurde der COSMAC VIP als kostengünstiger, erweiterbarer und benutzerfreundlicher Computer konzipiert, der sowohl für Hobbyisten als auch für Bildungseinrichtungen geeignet war.
Der COSMAC VIP wurde als Bausatz für 275 US-Dollar angeboten, was inflationsbereinigt etwa 1.300 Euro im Jahr 2025 entspricht. Das System basierte auf dem RCA CDP1802 Mikroprozessor, der mit einer Taktfrequenz von 1,76 MHz arbeitete. Dieser Prozessor war bekannt für seine Robustheit und wurde sogar in Raumfahrtanwendungen eingesetzt. Der COSMAC VIP verfügte über 2 KB RAM, erweiterbar auf 4 KB auf der Platine und bis zu 32 KB über einen Erweiterungssteckplatz. Der ROM-Speicher umfasste ein 512-Byte-Monitorprogramm sowie einen 4-KB-CHIP-8-Interpreter, eine einfache Programmiersprache, die speziell für dieses System entwickelt wurde.

Das Design des COSMAC VIP war kompakt und funktional. Mit Abmessungen von 22 × 28 cm und einem Gewicht von etwa 1 kg konnte er leicht in bestehende Arbeitsumgebungen integriert werden. Die Eingabe erfolgte über eine 16-Tasten-Membrantastatur, die hexadezimale Eingaben ermöglichte. Für die Anzeige wurde ein CDP1861- oder CDP1864-Videocontroller verwendet, der eine monochrome Grafikauflösung von 64 × 32 Pixeln bot. Der Ton wurde über einen integrierten Lautsprecher mit einer festen Frequenz von 1,4 kHz ausgegeben. Der COSMAC VIP verfügte über mehrere Anschlussmöglichkeiten, darunter Videoausgang, Kassettenschnittstelle (100 Bytes pro Sekunde) und parallele I/O-Ports. Als Massenspeicher diente ein handelsüblicher Kassettenrekorder. Erweiterungen wie eine vollständige ASCII-Tastatur, Drucker oder zusätzliche Speichererweiterungen konnten über den Erweiterungssteckplatz angeschlossen werden.
Eine bemerkenswerte Erweiterung war die "Super Sound"-Platine, die von Joe Weisbecker entwickelt wurde. Diese ermöglichte die Erzeugung von zweikanaligem Ton mit 16 Lautstärkestufen und wurde von der Software PIN-8 gesteuert. Der COSMAC VIP und die Super Sound-Platine wurden sogar beim First Philadelphia Computer Music Festival 1978 eingesetzt, was ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellte.
Der COSMAC VIP wurde mit 20 vorinstallierten Spielen ausgeliefert, die in der CHIP-8-Sprache programmiert waren. Diese Spiele mussten vom Benutzer manuell über die Tastatur eingegeben werden, was das Verständnis der Programmierung förderte. Die einfache Architektur und die offene Dokumentation machten den COSMAC VIP zu einem idealen Lernwerkzeug für angehende Programmierer und Elektronikbegeisterte.

Im Vergleich zu Konkurrenzmodellen wie dem Apple I oder dem Altair 8800 war der COSMAC VIP kostengünstiger und einfacher zu bedienen. Seine begrenzte Grafik- und Soundfähigkeit sowie die Notwendigkeit, Programme manuell einzugeben, konnten jedoch als Nachteile angesehen werden. Trotzdem bot der COSMAC VIP eine solide Grundlage für das Verständnis von Computerarchitektur und Programmierung.

Joseph Weisbecker, der Entwickler des COSMAC VIP, war ein Pionier in der Mikrocomputerentwicklung. Seine Arbeit bei RCA trug maßgeblich zur Verbreitung von Heimcomputern bei. Seine Tochter, Joyce Weisbecker, gilt als eine der ersten weiblichen Videospielentwicklerinnen und programmierte einige der Spiele für den COSMAC VIP.
Obwohl genaue Verkaufszahlen schwer zu bestimmen sind, war der COSMAC VIP bei Hobbyisten und Bildungseinrichtungen beliebt. Seine Bedeutung liegt weniger in kommerziellem Erfolg als vielmehr in seinem Einfluss auf die frühe Computerbildung und die Förderung von Programmierkenntnissen.

ECD Corporation Micromind

ECD Corporation Micromind

ECD Corporation MicromindDas ECD Corporation Micromind war ein bemerkenswertes frühes Mikrocomputermodell, das 1977 entwickelt wurde und ab 1977 mit kommerziellen Anzeigen von der ECD Corporation präsentiert wurde. Die Firma wurde 1974 von Ronald Todd, Jerry Roberts und Richard Eckhardt gegründet und hatte ihren Sitz in Cambridge, Massachusetts. Ronald Todd war ein erfahrener Elektronikingenieur, Jerry Roberts hatte sich auf Software spezialisiert, und Richard Eckhardt brachte unternehmerische Erfahrung mit. Ihre Zusammenarbeit führte zu einem technisch innovativen, aber kommerziell wenig erfolgreichen Produkt. Ursprünglich begann das Unternehmen mit elektronischen Messgeräten, bevor es sich der Entwicklung von Mikrocomputern widmete.

Das Micromind war mit einem MOS Technology 6512 Mikroprozessor ausgestattet. Dieser Prozessor war eine Variante des bekannten 6502, jedoch ohne internen Taktoszillator. Die Grundkonfiguration des Micromind umfasste 8 KB RAM, konnte aber auf bis zu 64 MB erweitert werden. Ja, richtig, Megabyte, nicht Kilobyte und das im Jahre 1977. Das Gerät verfügte über eine RF-Modulator-Schnittstelle, sodass ein herkömmlicher Fernseher als Monitor genutzt werden konnte. Die Bildschirmauflösung und die maximalen Farben sind nicht genau dokumentiert.

Grafisch war der Mastermind in der Lage benutzerdefinierte Zeichen zu erstellen. Nutzer konnten bis zu 120 Zeichen individuell gestalten, indem sie eine 8x12-Punktmatrix verwendeten. Diese Zeichen konnten flexibel in 20 oder 40 Zeilen dargestellt werden, mit jeweils 15 bis 120 Zeichen pro Zeile.Damit ermöglichte das System die individuelle Steuerung jedes einzelnen Pixels. Diese Kombination aus hoher Auflösung und pixelgenauer Kontrolle eröffnete vielfältige Möglichkeiten für die Darstellung von Text und einfachen Grafiken.

Ein interessantes Merkmal des Micromind war seine modulare Architektur mit drei separaten Platinen: Prozessor-, Display- und I/O-Board. Diese Bauweise ermöglichte eine gewisse Erweiterbarkeit, war jedoch für den Massenmarkt weniger attraktiv als die kompakteren Designs der Konkurrenz. Geplante Peripheriegeräte umfassten zusätzliche Speichererweiterungen und Druckeranschlüsse, die jedoch nie in großen Stückzahlen produziert wurden. Eine zusätzliche Innovation stellte der Interconnect-Bus dar, der den gleichzeitigen Betrieb von bis zu 15 Prozessoren innerhalb desselben Systems erlaubte. Obwohl diese Multiprozessorfunktion ein vielversprechendes Konzept war, wurde sie letztendlich nie realisiert. Zu diesen Funktionen berichtet der ursprüngliche Entwickler (JSL) auf der nicht mehr existenten Webseite Old-Computer.com: „Diese Grenze wurde weitgehend durch die Buskapazität vorgegeben; die Treiber konnten nicht mehr Eingänge (und Kabel) ansteuern. Der globale Adressraum betrug 26 Bit oder 64 Megabyte, während eine Prozessorplatine nur 16 Kilobyte fasste (später wurde dieser möglicherweise erweitert, als größere DRAMs verfügbar wurden). Wir haben, glaube ich, die Grenzen von 1 KB über 4 KB bis hin zu 16 KB abgedeckt. Mit einer zusätzlichen Schnittstelle zur Überbrückung oder Vernetzung mehrerer solcher Systeme stellten wir uns bis zu 1000 Prozessoren vor. Für solche Vaporware konnten wir kaum werben (wir waren schon zu weit gegangen, als wir verstanden, aber ohne einen funktionierenden Prototyp erkannten selbst wir, wie sinnlos es war, sie anzukündigen).“

Das Betriebssystem des Micromind war eine proprietäre Lösung, die unter anderem einen BASIC-Interpreter namens "notsoBASIC“ enthielt. Zusätzlich waren ein Assembler, ein Debugger und ein Textverarbeitungsprogramm integriert. Die Eingabe erfolgte über eine 80-Tasten-ASCII-Tastatur, die mit dem System geliefert wurde. Als Massenspeicher diente ein Kassettenlaufwerk, das zur Speicherung und zum Laden von Programmen genutzt wurde.

Zu den Vorteilen des Micromind gehörten seine leistungsfähige Hardware für die damalige Zeit, die modulare Erweiterbarkeit und die umfangreiche Softwareunterstützung. Allerdings hatte das System auch Nachteile, darunter die geringe Verfügbarkeit, der hohe Preis und die fehlende Unterstützung durch Drittanbieter. Diese Faktoren führten dazu, dass das Micromind letztlich nicht mit den populäreren Mikrocomputern seiner Zeit konkurrieren konnte.

Der ursprüngliche Verkaufspreis des Micromind lag bei 988 US-Dollar, was inflationsbereinigt etwa 5.230 US-Dollar (Stand 2025) entspricht. Im Juni 1977 erhielt die ECD Corporation einen bedeutenden Auftrag über 1.000 Micromind-Systeme, vermittelt durch die Avakian Systems Corporation. Dieser Großauftrag sollte die Micromind-Computer landesweit an öffentlichen Schulen in den USA bringen und stellte einen wichtigen Meilenstein für ECD dar.

Allerdings geriet ECD in finanzielle Schwierigkeiten, als dieser Auftrag storniert wurde. Die Stornierung führte zu erheblichen Liquiditätsproblemen, da das Unternehmen stark von diesem Großkunden abhängig war. Diese finanzielle Belastung trug letztlich dazu bei, dass ECD im Jahr 1983 den Betrieb einstellte. Lediglich 50 Exemplare wurden produziert, was das Modell zu einer Rarität macht. Trotz seiner fortschrittlichen Funktionen konnte sich das Micromind nicht gegen Konkurrenzprodukte wie den Apple II oder den Commodore PET durchsetzen, die eine größere Marktpräsenz und bessere Softwareunterstützung boten.

Dragon 32

Dragon 32

Dragon 32

Der Dragon 32 war ein Heimcomputer, der im August 1982 von der walisischen Firma Dragon Data Ltd. auf den Markt gebracht wurde und seine Verwandtschaft mit dem TRS-80 Color Computer nie verleugnen konnte. Hergestellt wurde der Dragon 32, wie viele Computer aus diesen Tagen, in England, in diesem Fall von Dragon Data Ltd. in Port Talbot, Wales, sofern er für den europäischen Markt bestimmt war. Die amerikanische Version hingegen wurde von Tano in New Orleans, Louisiana produziert. Schon zu Beginn der achtziger Jahre entwickelte sich im britischen Heimatland ein regelrechter Computerboom, der auch Dragon Data dazu bewegte, ein eigenes Modell auf den Markt zu bringen. Befürchtungen, dass dieser auf dem Markt untergehen könnte, bestanden kaum, denn regelrecht jeden Monat entstand ein neuer Computer, der von den Käufern auch dankbar angenommen wurde. Im August 1982 stieg nun auch Dragon Data mit dem Modell Dragon 32 in diesen Markt ein und wurde recht schnell ein Erfolg, bedingt auch durch die großartige Unterstützung von unabhängigen Softwareentwicklern, hier besonders Microdeal. Der Markt schien groß genug, dass auch ein eigenes Magazin namens Dragon User monatlich erschien. Wie zu dieser Zeit üblich, verkaufte sich ein Computer meist durch die Programme, in jenen Tagen besonders durch die Spiele, und hier hatte der Dragon 32 eindeutig Defizite: Seine grafischen Kapazitäten konnten sich nicht mit denen des Sinclair ZX Spectrum oder des Commodore 64 messen.​

Dem Dragon 32 stand der Motorola 6809E-Prozessor zur Verfügung, der mit 0,89 MHz getaktet war. Diese Taktrate konnte man mit einem POKE-Befehl extrem beschleunigen, zumindest im BASIC; dies aktivierte jedoch die Funktionen des Datasettenanschlusses. Zwar konnte er den 6502 in der Leistung sicherlich überbieten, konnte jedoch daraus keinen Nutzen ziehen, da zu dieser Zeit die grafischen Fähigkeiten wichtiger waren als das Tempo des Prozessors. Dennoch galt diese CPU als eine der fortschrittlichsten 8-Bit-Prozessoren ihrer Zeit und ermöglichte komplexe Programmierstrukturen wie strukturierte Programmierung und Multitasking. Der Dragon 32 wurde als leistungsfähiges Gerät für das untere Preissegment des britischen Heimcomputermarktes konzipiert.​

Der Dragon 32 verfügte über 32 KB RAM und nutzte den Motorola 6847 Video Display Generator für die Grafikdarstellung. Die Bildschirmauflösungen reichten von 64×48 Pixeln mit 8 Farben im Semigrafikmodus bis zu 256×192 Pixeln mit 2 Farben im hochauflösenden Modus. Für den Ton sorgte ein einfacher 1-Bit-Soundausgang, der monophone Töne über fünf Oktaven erzeugen konnte.​

Viele Benutzer jener Tage erweiterten den Speicher auf 64 KB und besaßen somit einen Dragon 64, der sich eigentlich nur durch die Speichermenge vom Dragon 32 unterschied (und einem Centronicsport RS-232). Mit einigen Tricks war es aber durchaus möglich, den Speicher bis auf 512 KB aufzurüsten. Neben dieser Erweiterung gab es noch weitere interessante Verbesserungen zu kaufen, wie beispielsweise den Dragon's Claw, der es dem Dragon ermöglichte, auf alle Erweiterungen des BBC Micro (Acorn A/B/B+) zuzugreifen, was bei einem britischen Computer geradezu lebensnotwendig war, da der Micro doch der Standardcomputer schlechthin war.​

Das Betriebssystem des Dragon 32 basierte auf einem erweiterten Microsoft BASIC, das speziell angepasst wurde, um die umfangreichen Grafikmöglichkeiten des Systems zu nutzen. Optional konnten Betriebssysteme wie Dragon DOS, Delta DOS, OS-9 und FLEX verwendet werden, insbesondere beim späteren Dragon 64-Modell.​

Der Dragon 32 war mit verschiedenen Anschlüssen ausgestattet, darunter ein Composite-Videoausgang für den Anschluss an Monitore oder Fernseher, Joystick-Ports, ein Kassettenrekorderanschluss für die Datenspeicherung auf Kompaktkassetten sowie ein Erweiterungsport für Peripheriegeräte. Als Massenspeicher dienten hauptsächlich Kompaktkassetten; später wurden auch Diskettenlaufwerke und Steckmodule unterstützt. Zum Spielen nutzte der Dragon analoge Joysticks, anstatt der sonst üblichen digitalen Joysticks, die zudem erheblich billiger zu produzieren und letztlich auch zu verkaufen waren. Neben den analogen Joysticks konnte man auch einen Lichtgriffel an die Joystickports anschließen.​

Der Einführungspreis des Dragon 32 von 199 £ im Jahr 1982 entsprach inflationsbereinigt etwa 940 € im Jahr 2025. In den ersten sechs Verkaufsmonaten wurden etwa 32.000 Geräte verkauft, und bis Mitte 1983 erreichte das Unternehmen Verkaufszahlen über 100.000 Einheiten, hauptsächlich in Großbritannien. Trotz dieses Erfolgs konnte der Dragon 32 langfristig nicht mit Konkurrenten wie dem Sinclair ZX Spectrum oder dem Commodore 64 mithalten, insbesondere aufgrund begrenzter Grafikfähigkeiten und einer geringeren Softwareauswahl.​

Der Dragon 32 wurde von Dragon Data Ltd. entwickelt, einer Tochtergesellschaft des britischen Spielzeugherstellers Mettoy. Die Entwicklung begann Ende 1981, und das erste Vorserienmodell mit dem Codenamen „Pippin“ wurde nach etwa dreimonatiger Entwicklungszeit vorgestellt. Die Serienreife wurde durch PA Technology of Cambridge erreicht.​

Im Vergleich zu Konkurrenzmodellen wie dem Sinclair ZX Spectrum und dem Commodore 64 bot der Dragon 32 einige Vorteile, darunter eine robuste Verarbeitung, eine komfortable Tastatur und einen leistungsfähigen Prozessor. Allerdings konnte er in Bereichen wie Grafikleistung, Soundfähigkeiten und Softwareangebot nicht mithalten, was seine Wettbewerbsfähigkeit einschränkte.​

Wie bereits oben erwähnt, waren der Dragon und der TRS-80 Color Computer (CoCo) regelrecht identisch, basierten beide doch auf dem gleichen Design von Motorola, die den Chip für Speichermanagement und Peripheriecontroller managten. Die Ähnlichkeit ging so weit, dass viele Programme, die für eines der beiden Systeme geschrieben wurden, auch auf dem anderem funktionieren würden. Dies galt ebenso für die, in BASIC geschriebenen, Programme, die lediglich durch einen Lexer, ein Programm zur Zerlegung von Eingaben in Folgen von logisch zusammengehörigen Einheiten, überprüft werden mussten. Man kann also sagen, dass beide Computer sich insoweit ähnelten, wie keine zwei anderen Computer unterschiedlicher Unternehmen. So konnte man, wenn man die ROM-Bausteine wechselte und das Kabel zum Keyboard veränderte, das Gerät transformieren (Aus dem CoCo wurde ein Dragon, und umgekehrt).

VC 20

VC 20

Commodore VIC 20Der VC 20, oft auch als VIC-20 bezeichnet, markierte einen Wendepunkt in der Heimcomputer-Revolution und wurde von Commodore als günstiger und benutzerfreundlicher Einstieg in die digitale Welt konzipiert. Seine Entstehungsgeschichte ist eng verknüpft mit der Vision von Jack Tramiel, der als charismatischer CEO von Commodore – ein Überlebender, der sich vom Leid der Vergangenheit in die Zukunft kämpfte – den Anspruch verfolgte, „Computer für die Massen“ zu erschwinglichen Preisen anzubieten. In Zusammenarbeit mit talentierten Ingenieuren wie Robert Russell, Bill Seiler und dem visionären Al Charpentier, der maßgeblich an der Entwicklung des Grafikchips beteiligt war, entstand ein Gerät, das durch seinen günstigen Preis, seine Zugänglichkeit und seine innovative Technik bestach.

Im Herzen des VC 20 arbeitete der 8-Bit-MOS 6502-Prozessor, dessen reduzierte Befehlssatzarchitektur und kostengünstige Herstellung es ermöglichten, den Rechner zu einem Listenpreis von 299 US-Dollar auf den Markt zu bringen – was inflationsbereinigt etwa 940 Euro im Jahr 2025 entspricht. Der Prozessor, der mit rund 1 MHz getaktet war, ermöglichte trotz seiner bescheidenen Leistung, einfache Programme und Spiele auszuführen, indem er einen effizienten Kompromiss zwischen Preis und Funktionalität fand. Die Architektur des 6502 zeichnete sich durch eine übersichtliche und leicht zu erlernende Befehlssprache aus, was ihn insbesondere für Hobbyprogrammierer attraktiv machte.

Der VC 20 verfügte über einen eigens entwickelten Video Interface Chip, der nicht nur den Namen des Computers prägte, sondern auch für die Darstellung von bis zu 16 Farben und einer Bildschirmauflösung von 176 × 184 Pixeln verantwortlich war. Zwar fehlten fortgeschrittene grafische Features wie hardwaregestützte Sprites und Smooth-Scrolling, dennoch ermöglichte die Grafiklösung eine solide Darstellung von Spielwelten und Benutzeroberflächen. Ergänzt wurde das audiovisuelle Erlebnis durch einen integrierten Soundchip, der drei gleichzeitige Stimmen erzeugen konnte – eine Leistung, die den Ansprüchen der damaligen Spielelandschaft genügte, auch wenn sie später von komplexeren Systemen wie dem SID-Chip des Commodore 64 übertroffen wurde.

Das Betriebssystem des VC 20 bestand aus einem in ROM integrierten BASIC-Interpreter, der es den Anwendern erlaubte, direkt beim Einschalten in die Programmierwelt einzutauchen und eigene Anwendungen zu entwickeln. Der Aufbau des Computers war kompakt und durchdacht: Mit Abmessungen von etwa 34 cm in der Breite und 21 cm in der Tiefe präsentierte sich der VC 20 in einem schlichten „Brotkasten“-Design, das später zum Markenzeichen von Commodore wurde. Er bot eine Vielzahl von Anschlüssen, darunter einen Expansion Port für Speichererweiterungen – die den verfügbaren Arbeitsspeicher von ursprünglich 5 KB (davon rund 3,5 KB nutzbar) auf bis zu 32 KB erweitern konnten –, einen seriellen IEC-Bus für Diskettenlaufwerke und Drucker, einen Joystick-Port kompatibel zu Atari-Controllern, sowie einen Composite-Video-Ausgang, der sowohl an Fernsehgeräte über einen HF-Modulator als auch an Monitore angeschlossen werden konnte.

Die Massenspeicheroptionen umfassten anfangs vor allem das Datasette-Laufwerk für Kassetten und später die Diskettenlaufwerke der VC-1540-Serie, die den Zugriff auf größere Datenmengen ermöglichten. Auch geplante Peripheriegeräte wie zusätzliche Erweiterungsmodule und spezielle Drucker wurden bereits in Presseberichten als Teil eines wachsenden Ökosystems angekündigt, das den VC 20 nicht nur als reinen Spielzeugcomputer, sondern als vielseitiges Werkzeug für den Alltag positionieren sollte.

In den Medien wurde der VC 20 stets als „Volkscomputer“ gefeiert. Die Zeitschrift BYTE berichtete 1981: „Mit diesem Preis-Leistungs-Wunder können auch Einsteiger ohne Vorkenntnisse die Welt des Computings entdecken“ – eine Einschätzung, die auch von der New York Times aufgegriffen wurde, als sie den Rechner als „ein Tor zur digitalen Revolution für jedermann“ bezeichnete. In Deutschland lobte das Magazin CHIP die einfache Bedienbarkeit und die Möglichkeit, erste Programmiererfahrungen zu sammeln, während Computer Kontakt die breite Kompatibilität mit bestehenden PET-Peripheriegeräten hervorhob. Anekdotisch kursierte in Entwicklerkreisen die Geschichte, dass in Japan das Modell als VIC-1001 auf den Markt kam, ein Name, der noch technischer klang und so dazu beitrug, den internationalen Ruf des Rechners zu stärken – auch wenn im deutschen Sprachraum der Name VC 20 gewählt wurde, um phonetische Missverständnisse zu vermeiden.

Die Werbekampagne des VC 20 mit William Shatner war ein genialer Marketing-Schachzug von Commodore, der den Heimcomputer nicht nur als technisches Gerät, sondern als Lifestyle-Produkt positionierte – und das in einer Zeit, in der Computer für viele noch mystisch und unnahbar wirkten. Shatner, international bekannt als Captain James T. Kirk aus der originalen Star Trek-Serie, war die perfekte Besetzung: ein Gesicht der Zukunft, das Vertrauen und Abenteuerlust ausstrahlte. In den Werbespots, die Anfang der 1980er Jahre im US-Fernsehen liefen, trat Shatner selbstsicher vor die Kamera und fragte das Publikum: „Why buy just a video game?“
Dabei hielt er den VC 20 in den Händen – nicht als Maschine, sondern als Einladung, selbst zu entdecken, zu programmieren, zu lernen. Der Spot ging weiter mit dem Satz:
„Introducing the wonder computer of the 1980s: the Commodore VIC-20.“ Diese Werbung war nicht nur optisch ansprechend, sie hatte auch eine klare Botschaft: Der VC 20 war mehr als eine Konsole, mehr als ein Spielzeug. Er war ein Computer – zum Arbeiten, Lernen und natürlich auch zum Spielen. Durch die Star-Trek-Assoziation bekam der VC 20 ein futuristisches Image, das ihn deutlich von Konkurrenten wie dem Atari VCS oder den ersten Sinclair-Modellen abhob. Während andere Hersteller Technik zeigten, verkaufte Commodore Visionen. In einem Print-Werbemotiv war Shatner mit verschränkten Armen abgebildet, mit dem Slogan:
„The Commodore VIC-20. The first computer that talks back to you.“ Gemeint war damit die Interaktivität, die über reines Gameplay hinausging – der Benutzer konnte Programme schreiben, den Computer „antworten“ lassen, eigene Welten erschaffen. In Wahrheit konnte der VC 20 zwar nicht „sprechen“, aber im übertragenen Sinne war die Werbebotschaft kraftvoll. Commodore profitierte stark von dieser Kampagne. Die Verkäufe schnellten hoch, und der VC 20 wurde der erste Computer, der über eine Million Mal verkauft wurde. Shatners Bekanntheit half dabei, technikferne Haushalte zu erreichen – Eltern, Lehrer, Kinder. In einem Interview sagte Shatner später mit einem Augenzwinkern: „I was selling the future. And honestly, I believed in it.“

Im Vergleich zu Konkurrenzmodellen wie dem Apple II oder dem Sinclair ZX Spectrum hatte der VC 20 klare Vor- und Nachteile. Während er durch seinen niedrigen Preis, die einfache Handhabung und die reiche Spielebibliothek überzeugte, waren seine technischen Spezifikationen – etwa der geringe Arbeitsspeicher, die limitierte Grafik- und Soundleistung – schnell überholt, als leistungsfähigere Systeme aufkamen. Dennoch legte der VC 20 den Grundstein für spätere, leistungsstärkere Modelle von Commodore und trug wesentlich dazu bei, dass Computer in den 1980er Jahren zu einem Massenprodukt wurden. Insgesamt bleibt der VC 20 ein faszinierendes Beispiel dafür, wie technisches Können und strategische Marktausrichtung zusammengeführt werden können, um einen historischen Meilenstein in der Computergeschichte zu schaffen. Trotz seiner begrenzten technischen Möglichkeiten bot der Commodore VC 20 eine beachtliche Auswahl an Spielen, die sowohl kommerziell erfolgreich als auch kreativ bemerkenswert waren. Games, wie etwa Gorf (1982), Omega Race, Radar Rat Race oder Choplifter!, zeugten von seinen spielerischen Fähigkeiten.

 

 

PCW 9512+

PCW 9512+

PCW 9512Die Vorgänger PCW 8512 und PCW 8256 waren erfolgreich genug, um das Unternehmen Amstrad 1987 dazu zu bewegen einen Nachfolger, unter dem Namen PCW 9512, zu veröffentlichen. Die Entwicklung des PCW 9512+ wurde maßgeblich von Locomotive Software vorangetrieben. Dieses britische Unternehmen, gegründet von Richard Clayton und Chris Hall, war verantwortlich für die Entwicklung von LocoScript sowie anderer Software für Amstrad. Ihre Expertise trug wesentlich zum Erfolg der PCW-Serie bei. Locomotive BASIC und die robuste, fehlerfreie Softwarearchitektur machten die Systeme trotz bescheidener Hardware angenehm stabil.

Die Vorgängermodelle etablierten sich als kostengünstige und benutzerfreundliche Lösungen für Textverarbeitung und andere Büroanwendungen. Amstrad erkannte das Potenzial, diese Linie weiterzuentwickeln, und brachte 1987 den PCW 9512 auf den Markt, der durch verbesserte Hardware und ein neues Design überzeugte. Der PCW 9512+ folgte 1991 und brachte weitere Aktualisierungen mit sich, darunter ein 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk mit 720 KB Kapazität, das den Zugriff auf Daten erleichterte.

Im Herzen des PCW 9512+ arbeitet der Zilog Z80A Prozessor mit einer Taktfrequenz von 4 MHz. Dieser 8-Bit-Prozessor wurde in vielen Computern der Ära eingesetzt, allerdings dämmerte die Ära der 8bit Prozessoren mit der Einführung der 16bit Computer und Konsolen erst langsam und dann rasant dem Ende entgegen. Der Z80A basiert auf einer CISC-Architektur (Complex Instruction Set Computing) und ist bekannt für seine effiziente Befehlsverarbeitung und Flexibilität, was ihn besonders für Anwendungen wie Textverarbeitung geeignet machte. Er verfügte über 158 Befehle und eine Vielzahl von Adressierungsmodi, was ihn vielseitig und effizient für verschiedene Softwareeinsätze machte.

Bei seiner Markteinführung wurde der PCW 9512+ zu einem Preis von etwa 499 £ angeboten. Unter Berücksichtigung der Inflation entspricht dies heute ungefähr 1.100 bis 1.200 Euro. Diese Preisgestaltung machte den PCW 9512+ zu einer attraktiven Option für preisbewusste Käufer, die dennoch nicht auf Leistung verzichten wollten.

Der Aufbau des PCW 9512+ zeichnet sich durch ein integriertes Design aus, bei dem Monitor und Rechner in einem Gehäuse vereint sind. Dies förderte eine platzsparende Aufstellung und einfache Handhabung. Das System verfügte über einen separaten, ergonomisch gestalteten Tastaturblock mit 82 Tasten, der ein komfortables Schreibgefühl bot. Als Massenspeicher diente das integrierte 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk, das den Zugriff auf Daten und Programme erleichterte. Frühere Modelle hatten noch 3"-Laufwerke verwendet, was durch die 3,5"-Diskette im 9512+ deutlich benutzerfreundlicher wurde.

Als Betriebssystem kam CP/M zum Einsatz, ein in den 1980er Jahren weit verbreitetes System für Mikrocomputer. CP/M bot eine stabile Plattform für zahlreiche Anwendungen, insbesondere im Bereich der Textverarbeitung. Der PCW 9512+ wurde mit LocoScript 2 ausgeliefert, einer leistungsfähigen Textverarbeitungssoftware, die für ihre Benutzerfreundlichkeit geschätzt wurde. LocoScript war ein echtes Highlight: Es erlaubte sogar das Einfügen von Grafiken in Textdokumente – ein bemerkenswerter Luxus für diese Preisklasse.

In Bezug auf Anschlüsse bot der PCW 9512+ einen parallelen Druckeranschluss, der die Anbindung externer Drucker ermöglichte. Dies war eine Verbesserung gegenüber früheren Modellen und erweiterte die Einsatzmöglichkeiten des Systems erheblich. Geplante, aber selten realisierte Peripheriegeräte umfassten unter anderem ein 3,5"-Zweites Diskettenlaufwerk, externe Speicherlösungen, Modems und Schnittstellenadapter für serielle Kommunikation. Viele dieser Erweiterungen blieben auf Prototyp- oder Kleinserienebene stecken, da sich der PCW eher an eine Zielgruppe richtete, die mit der Grundausstattung zufrieden war.
Der Monitor des PCW 9512+ bot eine Auflösung von 720 x 256 Pixeln in monochromer Darstellung. Dies ermöglichte eine klare und scharfe Anzeige von Texten und einfachen Grafiken. Die Bildschirmgröße betrug 14 Zoll, was für damalige Verhältnisse großzügig bemessen war und ein angenehmes Arbeiten ermöglichte. Farbdarstellung war nicht vorgesehen – der Monitor war grün-monochrom, was bei längeren Arbeitssitzungen jedoch angenehmer für die Augen war.

In puncto Sound verfügte der PCW 9512+ lediglich über einen einfachen Piezo-Lautsprecher, der für Systemtöne genutzt wurde. Ein dedizierter Soundchip war nicht vorhanden, was die Audiofähigkeiten des Systems stark einschränkte. Musik, Spiele oder Sprachausgabe waren nur sehr eingeschränkt möglich. Für einen reinen Bürocomputer war das allerdings akzeptabel – aus Sicht eines Heimcomputers jedoch ein Nachteil.
Im Vergleich zu Konkurrenzmodellen wie dem IBM PC, Apple Macintosh oder auch den Heimcomputern wie dem Atari ST oder Commodore Amiga bot der PCW 9512+ ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Integration von Hardware und Software speziell für Textverarbeitung machte ihn zu einer attraktiven Wahl für Schriftsteller, Journalisten, Studenten und kleine Unternehmen. Besonders überzeugend war, dass ein Monitor, Drucker, Tastatur und Software im Lieferumfang enthalten waren – ein Komplettpaket zum kleinen Preis.

Allerdings war das System aufgrund seines proprietären Designs weniger flexibel und erweiterbar als viele Konkurrenzprodukte. Die fehlende Farbdarstellung, eingeschränkte Soundfähigkeiten und die Abhängigkeit von CP/M (statt MS-DOS oder später Windows) schränkten seine Vielseitigkeit ein. Auch der Wechsel auf modernere Speichermedien war nur begrenzt möglich, da die PCW-Reihe nie eine interne Festplatte unterstützte.
Ein interessantes Detail ist, dass die PCW-Serie während der Entwicklung den Codenamen "Joyce" trug – benannt nach der Sekretärin von Amstrad-Gründer Sir Alan Sugar. Dieses charmante Detail unterstreicht die enge Verbindung zwischen den Entwicklern und der Zielgruppe: Menschen, die keine Computerexperten waren, sondern einfach nur ein zuverlässiges Arbeitsgerät benötigten.

JVC HC-95

JVC HC-95

Victor HC-95

Victor HC-95

Die 1980er Jahre des letzten Jahrtausends boten dem Anwender nicht nur eine Unzahl an möglichen Computersystemen, sondern damit auch eine breite Auswahl an unterschiedlichen Standards. Atari, Commodore, Sinclair, die Liste der am Kampf beteiligten Unternehmen schien endlos. Kazuhiko Nishi, der Gründer des ASCII Magazins, einem japanischen Heft ähnlich der „Byte“, schwebte ein einheitliches System vor, inspiriert worden war er vom VHS Standard. Während einer Reise zur Markterkundung traf er 1978 in den Vereinigten Staaten auf Bill Gates und sein noch kleinen Unternehmens Microsoft. Beide verstanden sich sofort und gründeten mit Microsoft Japan die ASCII Corporation, die den MSX Standard entwickelte, sowie deren späteren Nachfolgern, unter anderem MSX2. Hierzu gehörte auch der JVC HC-95, der von JVC auf den Markt gebracht wurde. Der HC-95 wurde vor allem in Japan veröffentlicht und war in mehreren Varianten erhältlich, darunter das Modell HC-95B mit integrierter Festplatte.

Der Computer basierte auf zwei Prozessoren, namentlich dem Zilog Z80A-Prozessor, der mit 3,58 MHz getaktet war, sowie dem HD-64B180 (oder auch Z180 genannt) der als Turbovariante verstanden werden möchte und mit 6,144 MHz getaktet war. Beide Prozessoren waren 8-Bit-CPUs, die sich durch eine effiziente Speicherverwaltung und die Möglichkeit zur Ausführung komplexer Befehle mit wenigen Takten auszeichnete. Mittels Turboknopf konnte der zweite Prozessor verwendet werden. Ein Zusammenspiel beider Prozessoren war jedoch nicht möglich.

Er war weit verbreitet und fand sich in zahlreichen Heimcomputern und Arcade-Systemen der Zeit. Der JVC HC-95 verfügte über 128 KB RAM, was ihn leistungsfähiger als viele frühere MSX-Modelle machte, und hatte zusätzlich 128 KB VRAM für die erweiterte Grafikfähigkeit des MSX2-Standards. Mittels einer Erweiterung konnte der Rechner auf bis zu 512 KByte RAM aufgerüstet werden.
Beim Bildschirm unterstützte der HC-95 eine maximale Auflösung von 512 × 212 Pixeln mit 16 Farben aus einer Palette von 512, was eine erhebliche Verbesserung gegenüber dem ursprünglichen MSX-Standard war. Dies machte ihn für grafische Anwendungen und Spiele attraktiver. Als Soundchip kam der Yamaha YM2149 (AY-3-8910) zum Einsatz, ein Drei-Kanal-PSG (Programmable Sound Generator), der auch in Computern wie dem Atari ST und einigen Arcade-Maschinen jener Zeit genutzt wurde. Dies verlieh dem HC-95 eine solide Audioleistung, wenn auch nicht auf dem Niveau der späteren FM-Synthese-Soundchips.

JVC HC-95 AdZu den Anschlüssen gehörten ein Standard-Videoausgang, ein RGB-Ausgang für hochwertige Bildsignale, zwei Joystick-Ports, ein Centronics-Druckeranschluss sowie eine serielle Schnittstelle für Modems oder andere externe Geräte. Besonders bemerkenswert war der integrierte Diskettencontroller, der standardmäßig zwei 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerke unterstützte, was für die Zeit ein bedeutender Vorteil gegenüber Konkurrenzmodellen mit Kassettenlaufwerken oder nur einem Diskettenlaufwerk war. An der Vorderseite des Rechners befinden sich Schieberegler, mit denen der Farbton, die Sättigung oder der Ton variiert werden konnten.

Der JVC HC-95 verwendete als Betriebssystem MSX-DOS, das auf CP/M basierte und eine frühe Version von Microsofts Disk Operating System (DOS) darstellte. Dies machte ihn kompatibel mit einer Vielzahl von Programmen und erleichterte den Datenaustausch mit anderen MSX-Systemen. Zudem konnte der Computer mit dem integrierten MSX-BASIC 2.0 genutzt werden, einer verbesserten Version der auf MSX-Systemen weit verbreiteten Programmiersprache BASIC.

Der Verkaufspreis des JVC HC-95 lag in Japan bei etwa 198.000 Yen, was inflationsbereinigt heute (2025) etwa 1.600 bis 1.700 Euro entspricht. Die Verkaufszahlen sind schwer zu bestimmen, aber JVC konnte mit dem Modell keinen großen Markterfolg erzielen, da sich der MSX2-Standard zwar in Japan etablierte, aber international von anderen Computern wie dem Commodore Amiga oder dem Atari ST überholt wurde. Dennoch war der HC-95 in Japan für Anwendungen in Schulen und kleinen Unternehmen beliebt, da er durch seine solide MSX2-Kompatibilität eine breite Softwareunterstützung bot.

Im Vergleich zur Konkurrenz hatte der JVC HC-95 einige Stärken und Schwächen. Seine Vorteile lagen in der hohen Kompatibilität mit der MSX2-Plattform, den erweiterten Grafikeigenschaften und der stabilen DOS-Unterstützung. Der Dual-Diskettenantrieb war ebenfalls ein bedeutender Pluspunkt. Nachteile waren hingegen die begrenzte internationale Verbreitung, die fehlende native Unterstützung für fortschrittliche Soundtechnologien wie FM-Synthese sowie der hohe Preis, der ihn weniger attraktiv gegenüber günstigeren Heimcomputern machte.
Die Entwickler des HC-95 gehörten zur technischen Abteilung von JVC, die sich auf die Anpassung und Verbesserung des MSX2-Standards konzentrierte. Sie arbeiteten eng mit Microsoft und ASCII Corporation zusammen, die den MSX-Standard definierten und weiterentwickelten. Ihre Arbeit trug dazu bei, dass der HC-95 als eines der leistungsfähigeren MSX2-Modelle galt, auch wenn er kommerziell nicht den erhofften Erfolg erreichte.

Der JVC HC-95 war ein technisch gut ausgestatteter MSX2-Computer, der jedoch in einem stark umkämpften Markt erschien. Während er in Japan eine gewisse Popularität genoss, konnte er sich international nicht durchsetzen. Dennoch bleibt er ein interessantes Beispiel für die Entwicklung von Heimcomputern in den 1980er Jahren und zeigt, wie sich der MSX-Standard in verschiedene Richtungen entwickelte.