IBM Personal Computer/AT 5170
Der IBM PC AT (Advanced Technology) wurde im August 1984 als Nachfolger des IBM PC vorgestellt und markierte einen bedeutenden Schritt in der Entwicklung der Personal Computer. IBM setzte mit diesem Modell neue Standards, insbesondere durch die Einführung des leistungsfähigen Intel 80286-Prozessors mit 6 MHz. Dieser Prozessor war ein wesentlicher Fortschritt gegenüber dem zuvor verwendeten Intel 8088, da er echte 16-Bit-Operationen unterstützte, einen erweiterten Adressraum von bis zu 16 MB bot und erstmals geschützten Modus-Betrieb ermöglichte, was den Grundstein für moderne Multitasking-Systeme legte.
Der IBM PC AT wurde von einem Entwicklerteam unter der Leitung von Don Estridge entwickelt, das bereits für den ursprünglichen IBM PC 5150 verantwortlich war. Estridge und sein Team setzten auf eine Architektur, die leistungsfähiger und zukunftssicher war, ohne dabei die Kompatibilität zur bestehenden IBM-PC-Plattform aufzugeben. Trotz der technischen Innovationen blieb der PC AT ein offenes System, was es Drittanbietern ermöglichte, Hardware- und Softwareerweiterungen zu entwickeln, wodurch der PC-Markt weiter florierte. Der Verkaufspreis des IBM PC AT lag bei seiner Markteinführung bei 3.995 US-Dollar für die Grundausstattung mit einer 20-MB-Festplatte und 256 KB RAM. Inflationsbereinigt entspricht dies etwa 12.000 Euro im Jahr 2025. Trotz des hohen Preises fand der PC AT eine breite Käuferschicht in Unternehmen und professionellen Umgebungen, da er deutlich mehr Leistung und Speicherplatz als sein Vorgänger bot.
Der Aufbau des IBM PC AT folgte dem klassischen Desktop-Design mit einem robusten Stahlgehäuse. Im Inneren bot er Platz für Erweiterungskarten im ISA-Format (Industry Standard Architecture), das mit 16 Bit breiter ausgelegt war als die 8-Bit-ISA-Slots des ursprünglichen IBM PC. Diese Erweiterung sorgte für schnellere Datenübertragungen und eine bessere Anbindung an Peripheriegeräte. An Anschlüssen verfügte der PC AT über serielle und parallele Schnittstellen, was den Anschluss von Druckern, Modems und anderen externen Geräten erleichterte. Zudem wurden erstmals AT-Tastaturen mit verbesserter Ergonomie und erweiterten Funktionstasten eingeführt, die sich langfristig als Standard etablierten.
Als Massenspeicher setzte IBM erstmals standardmäßig auf eine Festplatte mit einer Kapazität von 20 MB, was eine erhebliche Verbesserung gegenüber den früheren 5,25-Zoll-Diskettenlaufwerken mit geringer Speicherkapazität darstellte. Dennoch waren weiterhin zwei 5,25-Zoll-Diskettenlaufwerke vorhanden, um die Kompatibilität mit bestehender Software sicherzustellen. Die Festplatte war zudem über den erstmals verwendeten AT-Bus angebunden, der sich später als IDE-Schnittstelle weiterentwickelte und die Grundlage für spätere Massenspeicherlösungen legte. Die Grafikausgabe des IBM PC AT war flexibel gestaltet, da er je nach Konfiguration mit verschiedenen Grafikkarten ausgestattet werden konnte. Die verbreitetsten Optionen waren die CGA-Karte (320x200 Pixel bei 4 Farben) sowie die fortschrittlichere EGA-Karte (640x350 Pixel bei bis zu 16 Farben). Diese Grafikhardware machte den PC AT für professionelle Anwendungen wie CAD-Software und Geschäftsgrafiken attraktiv. Die Bildschirmausgabe erfolgte über einen separaten Monitor, da der PC AT selbst keine integrierte Anzeigeeinheit besaß.
Der Sound des IBM PC AT war sehr rudimentär. Wie sein Vorgänger besaß er lediglich einen einfachen Systemlautsprecher, der nur einfache Pieptöne erzeugen konnte. Dies war insbesondere im Vergleich zu Computern wie dem Commodore Amiga oder dem Atari ST, die über fortschrittlichere Soundchips verfügten, ein klarer Nachteil. Erst durch den späteren Einsatz von Soundkarten, wie der AdLib oder Sound Blaster, wurde der PC AT für Multimedia-Anwendungen tauglich.
Als Betriebssysteme kamen MS-DOS 3.0 und PC DOS 3.0 zum Einsatz, die für die 16-Bit-Architektur optimiert waren. Zudem wurde erstmals IBM's Xenix, eine Unix-Variante, unterstützt, was den PC AT für professionelle und wissenschaftliche Anwendungen besonders interessant machte. MS-DOS war jedoch das dominierende Betriebssystem, da es eine große Softwarebasis bot und von den meisten Drittanbietern unterstützt wurde.
Der IBM PC AT verkaufte sich in den ersten Jahren hervorragend und trug maßgeblich zur Verbreitung der IBM-PC-Architektur bei. Obwohl genaue Verkaufszahlen schwer zu ermitteln sind, wird geschätzt, dass mehrere Hunderttausend Einheiten verkauft wurden, bevor er Ende der 1980er Jahre durch den IBM PS/2 abgelöst wurde. Die Popularität des PC AT führte auch dazu, dass zahlreiche Nachbauten von anderen Herstellern auf den Markt kamen, wodurch der Begriff "AT-kompatibel" entstand und sich langfristig als Industriestandard durchsetzte. Die ersten AT-kompatiblen Computer wurden von Unternehmen wie Compaq, Olivetti und Tandy produziert. Compaq brachte mit dem Compaq Deskpro 286 eines der ersten Geräte auf den Markt, das die Architektur des IBM PC AT nachbildete und teilweise verbesserte. Olivetti entwickelte den M24, der in Europa populär wurde und sich durch eine hohe Verarbeitungsqualität und erweiterte Grafikkapazitäten auszeichnete. Tandy bot mit dem Tandy 3000 ein eigenes AT-kompatibles Modell an, das sich vor allem durch sein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis auszeichnete. Diese frühen AT-Klone trugen erheblich dazu bei, dass die IBM-PC-Plattform noch weiter verbreitet wurde und sich als Industriestandard etablierte.
Gegenüber Konkurrenzmodellen wie dem Apple Macintosh oder dem Commodore Amiga hatte der IBM PC AT Vor- und Nachteile. Während er durch seine Rechenleistung, Speichererweiterbarkeit und offene Architektur punkten konnte, hinkte er in den Bereichen Grafik und Sound hinterher. Apple setzte beim Macintosh auf eine hochauflösende monochrome Darstellung mit einer grafischen Benutzeroberfläche, während der Amiga durch seine fortschrittliche Grafik- und Soundhardware besonders für kreative Anwendungen und Spiele prädestiniert war. Dennoch setzte sich der PC AT langfristig durch, da er durch seine Erweiterbarkeit und den breiten Support von Software- und Hardwareherstellern eine universelle Plattform bot.
Insgesamt war der IBM PC AT ein Meilenstein in der PC-Geschichte, der die Richtung für zukünftige Personal Computer vorgab. Seine fortschrittliche Hardware, insbesondere der Intel 80286, legte den Grundstein für leistungsfähigere Computer, während sein offenes Design den Markt für PC-Erweiterungen und -Zubehör ankurbelte. Trotz seiner Schwächen in den Bereichen Grafik und Sound war der PC AT ein erfolgreiches Modell, das die Verbreitung der IBM-PC-Architektur weiter vorantrieb und den Weg für die nächsten Generationen von Computern ebnete.