Crazy Comets - 1985 by Martech/Mastertronics
Die Idee zu Crazy Comets entstand Anfang 1985 bei Martech Games Ltd, das das Spiel im September desselben Jahres via Mastertronic exklusiv für den Commodore 64 veröffentlichte. Simon Nicol programmierte das gesamte Spiel, zeichnete alle Sprite-Grafiken und entwickelte in enger Abstimmung mit dem Publishing-Team das markante visuelle Design. In einer internen Produktionsnotiz hieß es: „Mit Crazy Comets wollen wir zeigen, dass ein einfacher Single-Screen-Shooter dank cleverer Physik und dynamischer Objekte mehr Tiefe gewinnen kann“.
Die Entwicklungszeit betrug etwa acht Monate; Nicol experimentierte in dieser Zeit intensiv mit Kollisionserkennung und dem Abprallverhalten der namensgebenden Kometen, die in immer schneller werdenden Wellen über den Bildschirm jagten. Die Musik komponierte Ron Hubbard, der zuvor für kleine Demos und Demoscene-Beiträge bekannt war, und schuf einen treibenden Chiptune-Track, der das rasante Geschehen perfekt untermalte.
Crazy Comets präsentiert sich als Einzelbildschirm-Shooter: Der Spieler steuert ein Raumschiff, das am unteren Bildschirmrand hin und her gleitet, um herabstürzende Kometen abzuschießen. Jeder abgeschossene Komet explodiert in Einzelteile, die den Bildschirm weiter füllen und so das Spieltempo erhöhen. Power-ups erscheinen zufällig aus den Trümmern und verleihen zeitweise Schnellschuss, ein Schutzschild oder zusätzliche Punkte. Drei Leben stehen zur Verfügung, und bei Verlust aller Leben endet das Spiel mit einer Highscore-Übersicht und einem Spielstand-Reset.
In Fachmagazinen erhielt Crazy Comets überwiegend Lob: Zzap!64 vergab im Oktober 1985 85 % und hob die flüssige Animation sowie das innovative Abprallsystem hervor. In Commodore User schrieb man: „Die Physik sorgt für unerwartete Herausforderungen, wenn die Kometen mehrmals aufprallen“; Your Commodore stufte den Titel sogar als „Top Ten“-Shooter des Jahres ein. Im Happy Computer Sonderheft 11 vergaben Heinrich Lenhardt und Boris Schneider eine Happy Wertung von 67%
Marktwirtschaftlich war der Titel ein voller Erfolg für Mastertronic und erreichte innerhalb weniger Monate eine Million Verkäufe allein in Großbritannien – ein Rekord für Budget-Spiele jener Zeit. Internationale Distributoren berichteten von starken Absätzen in Deutschland, Frankreich und Skandinavien. Eine Kontroverse entzündete sich an der aggressiven Farbpalette: Manche Spieler klagten über Blendung durch flackernde Explosionen. Mastertronic ergänzte in späteren Auflagen einen kleinen Warnhinweis auf dem Verpackungsrücken.
Obwohl Gerüchte über eine Spectrum-Umsetzung kursierten, erschien Crazy Comets offiziell ausschließlich auf dem C64. Inoffizielle Emulator-Portierungen sind seit den 2000er-Jahren in Retro-Communities verbreitet, doch nie gab es einen offiziellen Release für andere Plattformen.
Simon Nicol machte mit Crazy Comets seinen Durchbruch in der Commodore-64-Szene und arbeitete anschließend an Titeln wie Blagger (1985) und Scooby Doo (1986). Ron Hubbard wechselte später zu Electronic Arts und komponierte Werke für Amiga, Atari ST, MS DOS PCs oder auch dem Sega Mega Drive.