Hitachi H1 / H1E
Wie so ziemlich jedem Elektronikhersteller blieb auch Hitachi das stetig wachsende Interesse der Konsumenten an Computern nicht verborgen. Schnell wurde klar, dass die Entwicklung eines eigenen Modells nicht nur enorme Ressourcen verschlingen, sondern auch viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Besonders der Faktor Zeit war entscheidend. „Warum also nicht dem offenen MSX-Standard folgen?“ dürfte man sich bei Hitachi gedacht haben – und so entschied sich das Unternehmen, den bestehenden Vorgaben des MSX-Konsortiums zu folgen.
Gemäß den MSX-Spezifikationen wurde als CPU der Zilog Z80A gewählt, der mit mindestens 8 KByte Arbeitsspeicher betrieben werden musste. Hitachi stattete den H1 jedoch großzügig mit 32 KByte RAM aus, während das Modell H1E mit 16 KByte auskommen musste. Als Grafikeinheit kam der Texas Instruments TMS-9918 zum Einsatz, der eine maximale Auflösung von 256 × 192 Bildpunkten mit 16 Farben und 32 Sprites ermöglichte. Der Videospeicher betrug 16 KByte. Für die Tonausgabe entschied sich das MSX-Konsortium für den Yamaha AY-3-8910, der drei Stimmen über einen Acht-Oktaven-Bereich hinweg erzeugen konnte. Neben den vorgegebenen Schnittstellen und Anschlüssen lief auf dem Rechner eine erweiterte Version des Microsoft BASIC, das in einem 32 KByte großen ROM untergebracht war.
Über diese Standards hinaus hatten die Hersteller die Möglichkeit, ihre Geräte nach eigenem Ermessen zu verfeinern oder sie in einer möglichst kostengünstigen Grundausstattung in Massenproduktion herzustellen. Hitachi entschied sich bei den Modellen H1 und H1E für eine besonders kompakte Bauweise, sodass die Geräte sogar als Handheld-Computer vermarktet wurden. Mit einer Größe, die in etwa einem DIN-A4-Blatt entsprach, war der Begriff „Handheld“ durchaus wörtlich zu nehmen. Zusätzlich integrierte Hitachi unter der Tastatur einen Tragegriff, um die Mobilität des Rechners weiter zu betonen.
Anstelle eines einzelnen Cartridge-Ports, wie es der MSX-Standard vorschrieb, spendierte Hitachi dem H1 gleich zwei dieser Erweiterungssteckplätze – ein durchaus bemerkenswertes Feature für ein Gerät dieser Klasse. Interessanterweise bot Hitachi den H1 auf zwei verschiedenen Vertriebswegen an: Privatanwender konnten ihn wie gewohnt im Handel erwerben, während das Unternehmen für Firmenkunden eine spezielle Version mit zusätzlichen 64 KByte RAM anbot – allerdings nur auf Anfrage.
Wie bei den meisten „mobilen“ Computermodellen jener Zeit war jedoch kein Akkubetrieb möglich. Nutzer mussten stets das schwere Netzteil mitführen und sicherstellen, dass sich in der Nähe ihres Arbeitsplatzes eine Steckdose befand. Als kleinen Ausgleich war der H1 jedoch in den modischen Farben „Elegant Almond“ oder „Trad Red“ erhältlich, was ihm ein zeitgemäßes und stilvolles Erscheinungsbild verlieh.
Im Dezember 1983 kam der Hitachi H1 in Japan zum Preis von 62.800 Yen auf den Markt – inflationsbereinigt entspricht das im Jahr 2024 etwa 919 Euro. Auch heute noch versprüht dieser MSX-Minicomputer mehr Charme als so manches moderne Tablet.