Apricot Qi 300

Bild stammt von https://apricot-archive.co.uk/qi-300
Der Qi 300 (ausgesprochen „Key 300“) war das letzte Modell des britischen Herstellers Apricot Computers, bevor das Unternehmen vollständig von Mitsubishi übernommen wurde. Mit der Übernahme gingen viele der innovativen Designmerkmale verloren, die Apricot zuvor von der Konkurrenz abgehoben hatten. Während frühere Modelle oft mit futuristischen Designs aufwarteten, erinnerten die späteren Geräte eher an klassische Büromaschinen. Doch nicht nur das äußere Erscheinungsbild des Qi 300 war bemerkenswert, auch sein Innenleben wies einige innovative Features auf. Besonders hervorzuheben war das Sicherheitskonzept: Der Rechner konnte nur mithilfe einer Keycard aktiviert werden – ohne diese brach der Qi 300 den Bootvorgang umgehend ab. Diese Funktion machte ihn besonders für den Einsatz in Unternehmen interessant, da sie unbefugten Zugriff verhinderte. Ein weiteres technisches Alleinstellungsmerkmal war die Verwendung des Microchannel-Standards (MCA). Apricot gehörte damit zu den wenigen Herstellern, die auf IBMs proprietären Microchannel-Bus setzten, der den ISA-Standard ablösen sollte. Allerdings war die Lizenzierung von MCA mit hohen Kosten verbunden, weshalb nur wenige Unternehmen – darunter Tandy, Olivetti und Research Machines – bereit waren, diese Investition zu tätigen. Das Jupiter-Motherboard des Qi 300 wurde von einem Intel 386SX angetrieben – eine solide Wahl für die Zeit. Dabei ist eine falsche Jahresangabe in einigen Quellen kursiert: Der Qi 300 wurde nicht 1984, sondern erst 1992 vorgestellt. Der Arbeitsspeicher konnte von 1 MB auf maximal 5 MB erweitert werden.
Modellvarianten:
Apricot bot drei verschiedene Konfigurationen des Qi 300 an:
Qi 310: 1 MB RAM, nur Diskettenlaufwerk
Qi 330: 1 MB RAM, 47 MB Seagate LPS52S Festplatte
Qi 350: 2 MB RAM, 47 MB Seagate LPS52S Festplatte
Der Qi 300 war mit einer integrierten Grafikeinheit ausgestattet, die eine maximale Auflösung von 720 × 256 Pixeln unterstützte. Kunden hatten die Wahl zwischen einem 9-Zoll-Farbmonitor oder einem Monochrom-Display. Im Bereich Sound bot der Qi 300 nur rudimentäre Funktionen: Es gab einen einfachen PC-Speaker, der lediglich Systemtöne ausgeben konnte. Erweiterte Soundkarten waren nicht standardmäßig enthalten, konnten jedoch über den Microchannel-Bus nachgerüstet werden. Standardmäßig waren zwei 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerke verbaut. Eine optionale 10 MB Festplatte war ebenfalls erhältlich – allerdings war dies zur Markteinführung bereits unterdurchschnittlich, da viele Konkurrenten größere Festplatten anboten. Dank MCA konnten jedoch zusätzliche Controller-Karten für größere Speicherkapazitäten nachgerüstet werden. Ebenfalls bemerkenswert war das All-in-One-Gehäusekonzept, das den Qi 300 besonders kompakt machte. Um den Komfort zu erhöhen, wurde der Rechner mit einer kabellosen Maus und einer ergonomisch gestalteten Tastatur ausgeliefert – ein weiteres innovatives Feature für die damalige Zeit.
Auf dem Apricot Qi 300 kam standardmäßig MS-DOS 5.0 zum Einsatz, was eine hohe Kompatibilität mit gängiger Software sicherstellte. Zusätzlich wurde Windows 3.1 als grafische Benutzeroberfläche unterstützt, wenngleich es auf den schwächeren Modellen mit nur 1 MB RAM nicht sonderlich performant lief. Apricot lieferte zudem einige hauseigene Dienstprogramme mit, darunter ein erweitertes Setup-Utility, das eine komfortable Konfiguration der Hardware erlaubte.
Die britische Computerpresse reagierte zwiespältig auf den Qi 300. Während das Design und die Sicherheitsfunktionen gelobt wurden, gab es Kritik an der Leistung und den hohen Kosten. Die Zeitschrift PC Pro schrieb in ihrer Ausgabe von Oktober 1992: "Der Apricot Qi 300 ist innovativ, aber sein Preis könnte potenzielle Käufer abschrecken. MCA ist eine zweifelhafte Wahl, da die meisten Erweiterungskarten teuer und selten sind." Auch das Magazin BYTE merkte an, dass der Qi 300 für Unternehmensanwender konzipiert sei, aber für Privatanwender wenig attraktiv wirke. Die Verkaufszahlen blieben hinter den Erwartungen zurück. Während Apricot mit 50.000 verkauften Einheiten in den ersten zwei Jahren rechnete, wurden insgesamt nur rund 22.000 Stück abgesetzt. Die hohen Lizenzkosten für MCA und die Konkurrenz durch günstigere ISA-basierte Systeme dürften den Absatz zusätzlich gebremst haben. Zur Markteinführung im Jahr 1992 kostete der Qi 300 1.965 britische Pfund. Inflationsbereinigt entspricht dies im Jahr 2024 etwa 9.100 Euro. Besonders im Vergleich zu anderen PCs mit ähnlicher Leistung galt der Qi 300 als überteuert.
Der Apricot Qi 300 war ein ambitionierter, aber letztlich wenig erfolgreicher Rechner. Seine Sicherheitsfunktionen und das elegante Design machten ihn zu einer interessanten Wahl für Unternehmen, doch die Entscheidung für den Microchannel-Standard sowie die hohen Preise schränkten den kommerziellen Erfolg erheblich ein. Letztlich markierte der Qi 300 das Ende von Apricot als eigenständige Marke – nach der Übernahme durch Mitsubishi verschwand das Unternehmen allmählich vom PC-Markt.