Compaq Portable I

Like & Share

Compaq Portable I

Kompatibilität und Qualität sollten die Schlagwörter der Firma sein, die Rod Canion, Jim Harris und Bill Murto im Februar 1982 gründeten. Der daraus entstandene Unternehmensname Compaq brachte dies kurz und bündig auf den Punkt. Die drei ehemaligen Manager des Unternehmens Texas Instruments richteten ihren Fokus auf IBM und dessen PC 5150, der innerhalb kürzester Zeit die gesamte Geschäftswelt dominierte. Dieser Erfolg war einerseits auf die Seriosität des Branchenriesen zurückzuführen, andererseits aber auch auf das wachsende Interesse vieler Unternehmen an diesem neuen Personal Computer.

IBM hatte zur Kostenreduzierung zahlreiche Standardkomponenten verwendet, wodurch der Preis des Systems erheblich gesenkt wurde. Dies eröffnete anderen Firmen die Möglichkeit, ähnliche Geräte zu konstruieren. Weitaus problematischer war jedoch die Entwicklung eines passenden BIOS, da dieses von IBM geschützt war und nicht einfach kopiert werden konnte, ohne markenrechtliche Konsequenzen zu riskieren.

Compaq wählte einen innovativen Ansatz und entwickelte das BIOS von Grund auf neu, ohne es direkt zu kopieren. Das Stichwort lautete Reverse Engineering. IBM fühlte sich offenbar sicher, denn es gab bis dahin keine juristischen Präzedenzfälle für diesen Ansatz. Compaq bildete zwei unabhängige Programmiergruppen: Die erste analysierte den Originalcode und dokumentierte die Funktionsweise, während die zweite aus diesen Aufzeichnungen eine völlig neue, aber kompatible BIOS-Version entwickelte. Um jegliche rechtlichen Probleme zu vermeiden, war es den Entwicklern der Analysegruppe untersagt, an der Implementierung des neuen Codes mitzuwirken, um sicherzustellen, dass kein IBM-Code unabsichtlich übernommen wurde. Dieser Entwicklungsprozess dauerte ein Jahr und kostete etwa eine Million Dollar. Der Aufwand zahlte sich aus: IBM hatte keine rechtliche Handhabe gegen Compaq.

Parallel dazu verfolgte Compaq einen klaren Plan für das Gesamtsystem. Der entwickelte PC-kompatible Computer sollte außerdem tragbar sein. Zwar gab es bereits tragbare Computer auf dem Markt, jedoch war keiner von ihnen IBM-PC-kompatibel. Compaq konnte mit dieser Kombination punkten, wobei "tragbar" eher relativ zu verstehen war: Mit einem Gewicht von über 20 Kilogramm war der Compaq Portable, wie das System genannt wurde, eher ein „transportabler“ Computer als ein Laptop.

Die Hardware des Compaq Portable unterschied sich nicht wesentlich vom IBM PC 5150. Ein Intel 8088-Prozessor mit 4,77 MHz bildete das Herzstück des Systems, unterstützt von 128 KB Arbeitsspeicher, der auf bis zu 640 KB erweitert werden konnte. Optional war ein mathematischer Co-Prozessor Intel 8087 installierbar. Für die Anzeige sorgte ein integrierter grünleuchtender Phosphor-Monitor, der im Textmodus 25 Zeilen mit 80 Zeichen darstellen konnte. Die Grafikmodi MDA und CGA ermöglichten Auflösungen von bis zu 640 × 200 Pixel. Das Netzteil war mit 130 Watt zwar kompakt, zählte jedoch zu den leistungsstärksten seiner Zeit.

Als Massenspeicher bot Compaq verschiedene 5,25-Zoll-Diskettenlaufwerke mit Kapazitäten zwischen 160 und 360 KB an. Das Plus-Modell verfügte über eine 10-MB-Festplatte, während die Basisversion zwei Diskettenlaufwerke bot. Für zusätzliche Robustheit waren die Festplatten so ausgelegt, dass sie Stöße von bis zu 40-facher Erdbeschleunigung aushalten konnten. Einige Modelle waren sogar mit seltenen Bandlaufwerken ausgestattet, die 20 bis 40 MB speicherten.

Der Compaq Portable wurde im November 1982 angekündigt und kam im Januar 1983 auf den Markt. Zum Verkaufsstart standen jedoch nur 300 Einheiten zur Verfügung, da Compaq den Erfolg des Systems offenbar unterschätzt hatte. Die Nachfrage war überwältigend, und das Unternehmen musste schnell nachproduzieren. Bereits im ersten Jahr erzielte Compaq einen Umsatz von 111 Millionen Dollar und verkaufte 53.100 Geräte.

Die Veröffentlichung des Compaq Portable legte den Grundstein für den Erfolg des Unternehmens. Es war einer der wenigen Fälle in der Geschichte, in denen ein Erstlingsprodukt eines neuen Unternehmens nicht nur einen neuen Markt erschloss, sondern auch zu einem Vorbild für andere wurde. Compaq hatte gezeigt, dass Innovation und Präzision in der Umsetzung den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft legen können.

Veröffentlicht in Systeme.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert