BeBox

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Die BeBox war ein ambitionierter Computer, der Mitte der 1990er-Jahre von der Firma Be Incorporated entwickelt und veröffentlicht wurde. Sie galt als innovative Plattform, die sich insbesondere durch ihre Hardware-Architektur und das eigens entwickelte Betriebssystem BeOS auszeichnete. Mit ihrem Fokus auf Multimedia-Anwendungen, Parallelverarbeitung und einer außergewöhnlichen Flexibilität hob sich die BeBox von anderen Personal Computern ihrer Zeit ab. Die Entwicklung der BeBox begann mit der Gründung von Be Incorporated im Jahr 1990 durch Jean-Louis Gassée, einem ehemaligen Apple-Manager. Gassée hatte Apple aufgrund interner Meinungsverschiedenheiten verlassen, insbesondere über die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens. Er sah die Möglichkeit, einen Computer von Grund auf neu zu entwerfen, der die Einschränkungen bestehender Plattformen wie dem Macintosh oder IBM-kompatiblen PCs überwinden sollte. Mit der BeBox wollte das Unternehmen eine Plattform schaffen, die sich speziell für hochperformante Multimedia-Anwendungen eignete und zugleich eine moderne Entwicklungsumgebung bot.

Die ab 1993 veröffentlichten Prototypen setzten zu Beginn noch auf zwei AT&T Prozessoren (Hobbit), die mit 25 MHz getaktet waren. Unterstützt wurden sie von drei AT&T 9308S DSP Prozessoren. Digital Signal Prozessoren sind spezialisierte Mikroprozessoren, die analoge Signale messen, filtern oder komprimieren. Zusätzlich sind sie dafür ausgelegt digitale Signalverarbeitungsalgorithmen auszuführen. Die erste Verkaufsversion der BeBox wurde 1995 veröffentlicht und enthielt zwei PowerPC-603-Prozessoren, die mit einer Taktrate von 66 MHz liefen. Diese Entscheidung spiegelte den Fokus von Be auf Parallelverarbeitung wider. Mit symmetrischem Multiprocessing (SMP) konnte das System die Aufgaben auf beide Prozessoren verteilen, was für die Zeit eine außergewöhnliche Leistung versprach. Eine spätere Version der BeBox, die 1996 veröffentlicht wurde, erhöhte die Taktrate der Prozessoren auf 133 MHz, um mit der schnelllebigen Hardware-Entwicklung Schritt zu halten.

Die BeBox war auch in anderer Hinsicht bemerkenswert. Sie verfügte über eine Vielzahl an Anschlüssen, darunter serielle und parallele Ports, SCSI, PS/2-Anschlüsse und mehrere Audioeingänge und -ausgänge. Besonders herausragend war die Integration der „Geekports“. Diese Ports erlaubten den Benutzern, ihre eigenen Hardware-Projekte anzuschließen und zu entwickeln, was die BeBox besonders bei Technik-Enthusiasten beliebt machte. Die GeekPorts unterstützten analoge und digitale Ein- und Ausgaben und boten Entwicklern eine Flexibilität, die auf keiner anderen Plattform zu finden war. Um die verbaute Technik zu schützen, war das Motherboard mit drei Sicherungen vor möglichen Stromstößen oder unsachgemäßen Handlungen der GeekPort Erweiterungen geschützt.

Das Betriebssystem BeOS, das exklusiv für die BeBox entwickelt wurde, war ein zentraler Bestandteil des Projekts. BeOS war ein modernes, objektorientiertes Betriebssystem, das für Multithreading, symmetrisches Multiprocessing und eine grafische Benutzeroberfläche optimiert war. Es unterstützte 64-Bit-Dateisysteme und war darauf ausgelegt, mehrere Aufgaben gleichzeitig auszuführen, ohne die Leistung zu beeinträchtigen. BeOS bot auch eine native Unterstützung für Multimedia-Anwendungen, mit einem Fokus auf Audio- und Videoverarbeitung, was es für Entwickler und Kreative gleichermaßen attraktiv machte.

Be selbst präsentierte die BeBox als "das erste wirklich echtzeitfähige, portable, objektorientierte System, das über mehrere PowerPC-Prozessoren, echtes präemptives Multitasking, eine integrierte Datenbank, schnelle I/O und eine breite Palette von Erweiterungsoptionen verfügt – und das alles zu einem extrem aggressiven Preis, der weit unter dem aller Konkurrenzangebote liegt." Die BeBox zog durch ihre Einzigartigkeit auch viel Aufmerksamkeit in der Fachpresse auf sich. Ein Artikel in der Zeitschrift Byte aus dem Jahr 1996 nannte die BeBox „eine Plattform für die Zukunft“, lobte ihre innovative Hardware und das Betriebssystem, wies jedoch auch darauf hin, dass der Mangel an Software ein erhebliches Problem darstellte. Ein weiteres Zitat aus PC Magazine bezeichnete die BeBox als „einen der mutigsten Schritte in der Computergeschichte“, obwohl Zweifel daran geäußert wurden, ob das Unternehmen in der Lage sei, gegen die etablierten Giganten der Branche zu bestehen.

Jean-Louis Gassée selbst hatte ursprünglich gehofft, dass Apple das BeOS für seine eigenen Geräte lizenzieren würde, insbesondere als Ersatz für das damals veraltete Mac OS. Diese Verhandlungen scheiterten jedoch, was letztlich dazu führte, dass Apple NeXT und das von Steve Jobs mitentwickelte NeXTSTEP-Betriebssystem erwarb. In gewisser Weise steht die Geschichte der BeBox daher auch im Schatten der frühen Rivalität zwischen Gassée und Jobs.
Obwohl die BeBox eine beeindruckende Hardware- und Softwareplattform war, litt sie unter einem grundlegenden Problem: mangelnder Unterstützung durch Dritthersteller. Die Softwarebibliothek war im Vergleich zu anderen Systemen begrenzt, was viele potenzielle Nutzer abschreckte. Zudem war die BeBox nicht billig: Die ursprüngliche Version wurde für rund 1.600 US-Dollar verkauft, ein Preis, der für viele Käufer schwer zu rechtfertigen war, besonders angesichts der fehlenden Software.

Einige geplante Peripheriegeräte für die BeBox wurden nie realisiert, obwohl es zahlreiche Vorschläge gab. Dazu gehörten unter anderem spezialisierte Audiokarten, modulare Erweiterungen für Videobearbeitung und sogar ein VR-Headset, das in frühen Konzepten erwähnt wurde. Allerdings erreichten diese Projekte nie die Marktreife, da Be Incorporated die Produktion der BeBox 1997 einstellte, um sich vollständig auf die Entwicklung von BeOS für Intel-basierte Plattformen zu konzentrieren.

Die BeBox zeigte, was möglich ist, wenn ein Unternehmen bereit ist, Risiken einzugehen und neue Wege zu beschreiten. Trotz ihres kommerziellen Scheiterns hinterließ die BeBox einen bleibenden Eindruck in der Welt der Technik und wird von Sammlern und Enthusiasten bis heute hoch geschätzt.

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