Loopy (My Seal Computer SV-100 )
Die Casio Loopy, auch bekannt als „My Seal Computer SV-100“, war eine ungewöhnliche Spielekonsole, die am 19. Oktober 1995 ausschließlich in Japan veröffentlicht wurde und schon zu diesem Zeitpunkt einen schweren Stand hatte, war die Sony Playstation doch bereits seit fast einem Jahr auf dem Markt etabliert. Dies zeigt sich auch an der genutzten Hardware, die sich eher an Nintendos SNES, Segas MegaDrive (Genesis) und NEC PC Engine orientierte, auch wenn statt eines 16bit Prozessors bereits ein 32bit RISC SH-1 Prozessor verwendet wurde, der auch in Segas Saturn zum Einsatz kam. Die Konsole selbst war mit 1 Mbyte Arbeitsspeicher und einem 2 Mbyte ROM ausgestattet, ein zusätzlicher Chip steuerte den besagten Drucker an. Loopy bot eine Auflösung von 256 x 224 Pixeln und 512 gleichzeitig darstellbare Farben auf dem Bildschirm. Für die Audioausgabe wurde ein einfacher 4-Kanal-Soundchip integriert, der Stereo-Sound ermöglichte.
Casio entwickelte Loopy jedoch mit einer anderen Prämisse, da interne Marktanalysen zu dem Schluss kamen, dass der Videospielemarkt stark von männlichen Zielgruppen dominiert wurde. Dies zeigte sich auch den veröffentlichten Spielen der Konkurrenz. Hier sah Casio eine Marktnische, die noch nicht erschlossen war: junge Mädchen und Frauen, die bisher fast völlig ignoriert wurden. Diese Zielgruppe war zuvor nur von wenigen anderen Herstellern, wie etwa Bandai mit dem „WonderSwan“, ansatzweise beachtet worden. Casio war sich sicher, dass dieser Markt Wert auf kreatives Gameplay legte und baute um diese Kernidee herum die Konsole, statt diese nur in vermeintlich weiblichen Teenie Farben zu tauchen und den Markt mit rosafarbenen Konsolen zu beglücken. Hierzu wurde die Konsole mit einem integrierten Thermosublimationsdrucker ausgestattet, der es ermöglichte, Bilder aus den Spielen als Sticker auszudrucken. Diese Funktion war das Alleinstellungsmerkmal der Loopy und passte perfekt zum Designansatz, jungen Spielerinnen eine Möglichkeit zu geben, etwas Greifbares und Personalisierbares zu erschaffen. Der eingebaute Drucker war ein technisches Highlight, da er Sticker in einer Auflösung von 160 x 120 Pixeln erzeugen konnte – klein, aber ausreichend, um klare und ansprechende Bilder zu drucken.
Ein bemerkenswerter Aspekt der Casio Loopy war ihre Spielebibliothek. Insgesamt wurden nur 11 Spiele veröffentlicht, die alle speziell für die Zielgruppe entwickelt wurden. Titel wie „Anna’s Collection“ oder „PC Collection“ enthielten Elemente wie Anziehspiele, einfache Simulationen und kreative Designs, die perfekt auf den Sticker-Drucker abgestimmt waren. Einige Spiele boten die Möglichkeit, Charaktere zu entwerfen, Szenen zu erstellen oder Textnachrichten hinzuzufügen, bevor das Endergebnis gedruckt werden konnte. Die Spielebibliothek konnte den erwarteten Kreativitätsboost nicht standhalten und klang eher nach einer typischen Klischeeverarbeitung:
• あにめらんど( animerando , Anime Land), rahmen Sie ein Anime-Charakterporträt ein und fügen Sie Objekte wie süße Anzeigen oder Essen zum Fenster hinzu. Dies wurde hauptsächlich für die Verwendung mit dem Sealer Drucker entwickelt.
• Eine Makeover -Simulation, bei der die Hauptfigur Model werden möchte.
• わんわん愛情物語( Wanwan Aijou Monogatari , Bow-wow Puppy Love Story), ein Abenteuer aus der Sicht des Hundes eines jungen Mädchens namens „Peach“.
• 似顔絵アーティスト( Nigaoe Aeisuto , Nigaoe-Künstler oder Porträtkünstler), kritzeln Sie auf Gesichtsvorlagen, um ein Porträt zu erstellen. Diese Software bietet eine feinere Steuerung als „Anime Land“ und kann auch auf Aufkleber gedruckt werden.
• HARIHARIシールパラダイス( harihari shiiru paradaisu , HARI HARI Sticker Paradise), ist eine weitere Software zum Drucken von Aufklebern. Fügen Sie ein Bild eines Tieres hinzu oder schreiben Sie einem Freund eine Notiz.
• Magical Shop ist der einzigartigste Titel, den es für den Loopy gibt. Die Kassette verfügt über Videoeingänge und fungiert als Aufnahmekarte zum Aufnehmen eines Bildes von einer Digitalkamera, einem Videorecorder oder einem DVD Player. Dieses Bild kann manipuliert werden, um eine Notiz hinzuzufügen und diese auf einen Aufkleber zu drucken.
• リトルロマンス – Little Romance ( ritoru romansu ), ein Dating-Simulator, bei dem die Hauptfigur mit anderen interagiert, um Beziehungen aufzubauen und Emotionen zu verändern.
• ( Chakra-kun no Omajinai Paradaisu , Mr. Chakra's Charm Paradise), mische und erstelle Zauber und Zaubersprüche.
• パソコン・コレクション( pasokon . korekushon , PC Collection), einer der Titel zur Verwendung mit der Maus. Dabei handelt es sich um eine Software-Suite mit Funktionen für Textverarbeitung, Zeichnen, Musikkomposition, Astrologie-Lesungen und mehr. Zehn Anwendungen inklusive Minispiel sind enthalten.
• Das Kind eines Engels , Lupiton, ermöglicht das Spielen in einer interaktiven Malbuchwelt, indem reale Landschaften hinzufügt werden können. Dieses Spiel funktioniert auch mit der Maus, Magical Shop und dem Drucker.
• Ich kann es kaum erwarten! ( Rupi Taun no O-heya ga Hoshii!, I Want a Room in Loopy Town!), eine Art Lebennssimulation, ähnlich zu "Die Sims". Arbeiten Sie einen Teilzeitjob in Rupi Town, um sich die verschiedenen zum Verkauf stehenden Waren leisten zu können. Kaufen Sie Möbel, um ein Traumhaus zu schaffen. Auch hier wird die Maus verwendet.
Trotz ihres neuen Ansatzes hatte das Loopy nur begrenzten Erfolg und der war hausgemacht. Casio hatte zum einen eine völlig falsche Vorstellung von weiblichen Konsumenten, die eher den männlichen Köpfen jener Zeit entsprungen sein müssen und sich an sechsjährigen Kindern orientierte, die ihre Puppen einkleiden wollten. Die Bibliothek sprach dabei für sich selbst und den Irrungen der Entwickler. Tatsächlich erkannte das Unternehmen schon recht bald, dass Frauen und heranwachsende Damen natürlich auch spielten und das sogar auf Konsolen, ihr Interesse lag jedoch auf komplexen Spielen, weniger auf Action basierten Titeln, die einfach nur den männlichen Testosteronspiegel bedienen sollten. Jedoch bricht sich diese Vorstellung immer weiter auf, aber das ist ein anderes Thema.
Zu den geplanten Peripheriegeräten der Loopy gehörten eine Maus, die den kreativen Aspekt der Konsole noch stärker unterstützen sollte, sowie eine spezielle Kamera, mit der Spielerinnen eigene Fotos machen und anschließend bearbeiten konnten. Während die Maus tatsächlich veröffentlicht wurde, blieb die Kamera ein Konzept und wurde nie produziert. Heute ist die Konsole ein begehrtes Sammlerstück, insbesondere aufgrund ihrer Einzigartigkeit und ihres kulturellen Wertes.