Starpath Supercharger

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Starpath Supercharger

Das Atari VCS 2600 war in den Staaten bereits seit 1977 erhältlich und hatte eine beachtliche Produktionszeit: erst 1991 stellte Atari diese ein und verkaufte noch bis 1992 große Lagerbestände ab. Andere Konsolen kamen, manche gingen, wenige blieben. Innerhalb dieser Zeit veränderte sich das technische Grundgerüst kaum. Dennoch entstanden kuriose Entwicklungen zu jener Zeit, die erst später große Wellen schlagen sollten oder in der rauen See der Entwicklungen einfach untergingen. Eine der interessantesten hierbei war der Supercharger der Firma Arcadia Corporation, die später unter dem Namen Starpath firmieren sollte, da Emerson Radio Corporation eine Spielekonsole mit dem Namen Arcadia 2001 auf den Markt bringen und das junge Unternehmen juristischen Folgen aus dem Weg gehen wollte.

Gegründet wurde das Unternehmen von Alan Bayley, Robert Brown und Craig Nelson im Juni 1981. Robert Brown selbst war zuvor bei Atari tätig und hatte zuvor in deren Entwicklungsabteilung an verschiedenen PONG Versionen, sowie am Atari VCS mitgearbeitet. Allen drei war bewusst, dass die Konkurrenten Mattel (Intellivision) und besonders Coleco mit der kommenden ColecoVision Konsole dem Platzhirsch Atari das Leben durchaus Schwierigkeiten bereiten konnten. Insbesondere der geringe Arbeitsspeicher des Ataris von lediglich 128 Byte verhinderte so manch komplexeres Spiel. Hier sollte der Supercharger eingreifen. Die längliche Cartridge mit Griff erweiterte das RAM um 6 KByte. Dies bedeutete also eine Erweiterung um das 49fache (man stelle sich das mal heute vor). Problematisch: das Steckmodul saß an ungünstiger Stelle, nämlich dort, wo das eigentliche Spiele seinen Platz finden sollte.

Brown und seine Kollegen hatten jedoch für diesen Fall vorgesorgt und einen Klinkenstecker verbaut, der an einen in jeder Wohnung vorhandenen Kassettenrecorder angeschlossen werden konnte. Auf normalen Audio Kassetten wurden damit Spiele in den Supercharger geladen und dem Spieler zur Verfügung gestellt werden. Durch den ungewöhnlich großen Speicherplatz der Kassetten und dem erweiterten Arbeitsspeicher waren Spiele möglich, die jedes Modulspiel blass aussehen lassen würde. Die Idee dahinter war nicht neu, Heimcomputer besaßen ebenfalls diese Möglichkeit oder aber verwendeten Datasetten, die jedoch auch nicht anders arbeiteten. Durch die vergleichsweisen günstigen Datenträger und Kopierverfahren (das Unternehmen war in der Lage 10.000 Einheiten pro Tag zu produzieren) konnte Starpath einen weiteren Pluspunkt für sich verbuchen: jedes Spiel sollte für 14,95 $ angeboten werden. Atari VCS Module waren bis dahin für etwa 30 $ erhältlich.

Drei Spiele waren am Veröffentlichungstag sofort erhältlich: „Suicide“ (Asteroids ähnliches Spiel im menschlichen Körper, das den Infektionen den Kampf ansagt), „Communist Mutants from Space“ (Galaxian Klon) und „Fireball“ (Breakout Variante), während „Phaser Patrol“ (vergleichbar mit Star Raiders) dem Supercharger bereits beigelegt wurde. Starpath plante darüber hinaus drei weitere Games im kommenden Monat zu veröffentlichen. Vier weitere wurden für das Frühjahr 1983 angekündigt. Insgesamt erschienen so 10 Spiele, darunter auch ein offizieller Port von SEGA (The Official Frogger). Zwei weitere Spiele konnten später noch per Direktversand bestellt werden.

Eine Durchdringung des Marktes scheiterte. Atari selbst veröffentlichte mit dem 5200 bereits einen potenten Nachfolger und das frisch erschienene ColecoVision wies ebenfalls darauf hin, dass Atari mit dem VCS auf dem vermeintlich absteigenden Ast saß. Starpath selbst hatte großes Interesse auch für diese Konsolen, sowie für das Intellivision, Spiele zu entwickeln, jedoch stand ihnen der Videospiele Crash von 1983 im Weg: der Markt war mit Spielen überschwemmt, die Regale bogen sich vor Spielmodulen. Einzelhändler hatten verständlicherweise kein Interesse weitere Spiele feilzubieten.
Starpath plante zwar in die Entwicklung für Homecomputer Spiele einzusteigen, jedoch fehlten hierfür die finanziellen Mittel, daher blieb ihnen nur der Verkauf des Unternehmens. Das Unternehmen hatte im Vorstand einige Mitglieder sitzen, die auch im selbigen des Spieleherstellers Epyx saßen. Dieses schluckte 1984 Starpath. Was nach einem traurigen Ende klang, hatte auch einen Lichtblick: Entwickler Scott Nelson arbeitete zum Ende des Unternehmens an einem Sportspiel mit dem Namen „Sweat! The Decathlon Game“. Unter dem neuen Eigentümer wurde das Spiel fortgeführt, allerdings nun für den Commodore 64. Das Spiel erschien unter dem Namen Summer Games und begeisterte eine ganze Generation an Joystick Artisten. Die Rechte an Starpath wurden weiterverkauft und liegen nun in den Händen von Bridgestone Multimedia, einem Unternehmen, dass für religiös geprägte Unterhaltung bekannt ist.

Veröffentlicht in Peripherie n more.

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