Competition Pro

Von MOS6502 - Eigenes Werk.
Der Competition Pro ist eines der bekanntesten Eingabegeräte der Heimcomputer-Ära und wurde zu einem Synonym für robuste, präzise Steuerung in den 1980er- und frühen 1990er-Jahren. Ursprünglich wurde das Design von der britischen Firma Kempston Micro Electronics entwickelt, einem Unternehmen mit Sitz in Bedfordshire, das in den frühen 1980er-Jahren vor allem durch Hardwareerweiterungen für den Sinclair ZX Spectrum bekannt wurde. Ziel war es, einen Joystick zu schaffen, der sich durch Industriequalität, Langlebigkeit und Präzision von den häufig schwach konstruierten Alternativen wie dem Atari CX40 oder QuickShot II absetzte. Kempston setzte auf langlebige Mikroschaltertechnik, ein massives Gehäuse aus schlagfestem Kunststoff, zwei großzügige Feuerknöpfe und ein ikonisches Design mit langem roten Stick und schwarzem Rundsockel.
Die Technik hinter dem Competition Pro war bemerkenswert einfach und zugleich genial. Jeder der acht Richtungsimpulse wurde über einen eigenen mechanischen Mikroschalter realisiert, was nicht nur ein hörbares Klicken beim Auslösen erzeugte, sondern auch für unmittelbares Feedback und präzise Steuerung sorgte. Die beiden Feuertasten waren intern parallel verschaltet, sodass sie dieselbe Funktion ansprachen – ideal für Links- wie Rechtshänder. Der Joystick war vollständig analoglos, arbeitete rein elektrisch-mechanisch und war kompatibel mit dem 9-poligen Atari-Standardanschluss, was ihn mit nahezu allen Heimcomputern jener Zeit verwendbar machte: Commodore 64, Atari XL/XE, Amstrad CPC (über Adapter), MSX, Amiga und Atari ST.
Die erste große Marktwelle des Competition Pro erfolgte Mitte der 1980er-Jahre, zunächst im Vereinigten Königreich, wo er unter dem Label von Kempston vertrieben wurde. Später erschienen lizenzierte Varianten in anderen Märkten – vor allem in Deutschland, wo Firmen wie Suzo, StarTec oder Logic 3 das Gerät unter gleichem Namen mit kleineren Designänderungen in Massen verkauften. Die Variante mit zusätzlichem Autofeuer war besonders beliebt bei Spielen, die schnelles Schießen erforderten. Der Preis lag in Deutschland bei etwa 40 bis 60 D-Mark, was inflationsbereinigt heute rund 50 bis 80 Euro entspricht. In einem Artikel der Zeitschrift 64’er (Ausgabe 2/1987) wurde er als „Maßstab in Sachen Joystick-Qualität“ bezeichnet. Auch die britische Zeitschrift Crash lobte 1986 seine „unverwüstliche Bauweise“ und „besonders direkte Steuerung für Actionspiele“.
Der Competition Pro war nicht nur erfolgreich, sondern erlangte in der Community Kultstatus. In Foren, Usergruppen und Zeitschriften wurde er regelmäßig gelobt, und noch heute berichten Retro-Gamer von Exemplaren, die nach 30 Jahren noch zuverlässig funktionieren. Seine Robustheit wurde oft in Anekdoten hervorgehoben – etwa beim Power Play-Wettbewerb 1988 in München, bei dem zwei Joysticks bei Hyper Sports kaputtgingen, bevor ein Zuschauer seinen Competition Pro auslieh, mit dem der Teilnehmer prompt das Finale gewann. Viele Spieler nannten ihn „den Panzer unter den Joysticks“. In Großbritannien wurde er in zahlreichen Spielebundles vertrieben – etwa zusammen mit dem Commodore 64 oder Amiga 500 – und avancierte damit zur Standardausstattung ganzer Spielerjahrgänge.
Populäre Spiele, die besonders gut mit dem Competition Pro steuerbar waren, sind Summer Games, International Karate, Giana Sisters, Commando, Turrican, Bubble Bobble, Decathlon, Katakis, Uridium und R-Type. Gerade bei Sport- oder Actionspielen mit schnellem Richtungswechsel und Joystick-Rütteln – sogenanntem „Waggling“ – spielte der Competition Pro seine Qualitäten voll aus. Während andere Modelle unter der Belastung versagten, hielt er stoisch stand.
Der technische Aufbau war so einfach wie effektiv: Keine Chips, keine Platine, nur fünf Mikroschalter, Drahtverbindungen und eine solide Kunststoffkonstruktion. Diese Reduktion auf das Wesentliche ermöglichte einfache Reparaturen – viele Nutzer löteten selbst neue Mikroschalter ein oder wechselten die Feder des Sticks, falls dieser nach Jahren ausleierte. Die Joysticks waren modular genug, um auch für Arcade-Umbauten oder andere DIY-Projekte verwendet zu werden.
In den 2000er-Jahren kehrte der Competition Pro als USB-Version zurück – etwa von Speed-Link als „Competition Pro USB“ – und wurde durch Emulatorfreunde (VICE, FS-UAE, WinUAE) neu entdeckt. Auch moderne FPGA-basierte Retro-Systeme wie der THEC64 oder MiSTer unterstützen ihn über Adapter. Auf Veranstaltungen wie der Gamescom oder der Evoke wird er bis heute verwendet – meist mit einem Lächeln der Nostalgie und Respekt vor seiner Konstruktion.
In einem Rückblick der Zeitschrift Retro Gamer von 2012 hieß es: „Der Competition Pro ist vielleicht das einzige Stück Hardware, das den Spielern überlegen war – nicht umgekehrt.“ Dieser Satz bringt auf den Punkt, warum er bis heute als Ikone der Eingabegeräte gilt. Seine Unverwüstlichkeit, der klare mechanische Anschlag, die ergonomische Bauform und die plattformübergreifende Kompatibilität machten ihn zum wahrscheinlich beliebtesten Joystick Europas – und für viele auch zum besten Joystick aller Zeiten.
Im Laufe seiner Produktionsgeschichte gab es mehrere Revisionen insbesondere bei den Mikroschaltern, Gehäusen und Herstellervarianten. Diese Unterschiede betreffen sowohl die Haptik, Langlebigkeit, als auch die Qualität der Bauteile, und sie sind ein zentrales Thema unter Retro-Sammlern.
Die frühen Competition-Pro-Modelle (Kempston-Design) verwendeten meist hochwertige Mikroschalter von Cherry oder alternativen Industriezulieferern. Diese Schalter zeichneten sich durch ein sehr klares Klicken, eine präzise Auslösung und eine lange Lebensdauer aus – teils über 1 Million Schaltvorgänge. In späteren, günstiger produzierten Varianten (z. B. aus Fernost oder Lizenzproduktionen) wurden oft billigere Nachbauten mit weicherem Klickgefühl verbaut. Diese neigten eher zum „Prellen“ (doppeltes Auslösen) oder zum mechanischen Versagen nach wenigen Monaten intensiver Nutzung.
Es existieren Versionen mit Metallfedern zur Zentrierung sowie solche mit Gummiring-Zentrierung. Die Metallfeder-Versionen galten als langlebiger und knackiger in der Rückstellung, während Gummiringe sich mit der Zeit abnutzten oder porös wurden. Manche Varianten hatten zusätzlich eine Metallplatte als Boden zur Stabilisierung – andere verzichteten darauf, was zu einem weicheren, manchmal schwammigen Gefühl führte.
Während das Grunddesign über Jahrzehnte gleich blieb, unterscheiden sich verschiedene Revisionen durch Details wie:
• Form und Länge des Sticks (z. B. kürzer oder mit Rillen)
• Feuertasten (flache Tasten mit kurzem Weg vs. gewölbte Drucktasten)
• Kabelqualität (gewellt, glatt, abgeschirmt oder ungeschirmt)
• Unterseite (mit oder ohne Saugnäpfe, Gummifüße, Metallplatte)
Hersteller- und Lizenzvarianten:
• Kempston Micro Electronics: Das Ur-Design, robust, meist Made in UK, hoher Qualitätsstandard.
• Suzo International: Wichtiger Lizenznehmer, Produktion u. a. in Deutschland und Asien; hier stammen viele der 80er- und 90er-Versionen.
• StarTec / Logic3 / Quickjoy: Spätere OEM-Fertigungen mit oft geringerer Fertigungsqualität.
• Speed-Link (USB-Version): Seit ca. 2004 in Fernost produziert, mit Mikroschaltern, die nicht mehr Cherry-Qualität erreichen, aber dem Look nachempfunden sind.
Varianten mit Zusatzfunktionen:
Einige Modelle boten Autofeuer-Schalter (manuell zuschaltbar, meist in der Mitte des Sockels), Zweite Feuerknopf-Belegung (manchmal unabhängig schaltbar für Systeme wie Amiga) oder Select/Start-Tasten bei Konsolen-kompatiblen Versionen (besonders bei späteren Retro-Fassungen).