The Dam Busters- 1984 by Sydney Development Corp.

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The Dam Busters- 1984 by Sydney Development Corp.

dam bustersEs ist egal, in welchem Jahrzehnt der Videospiele wir uns befinden, der zweite Weltkrieg ist immer wieder eine Anlaufstelle für Actionspiele oder Simulatoren. The Spiel The Dam Busters (1984) ist ein weiteres Beispiel für britisch-kanadische Zusammenarbeit im frühen Flugsimulations-Genre: ein mutiger Versuch, Geschichte, Technik und Spielgefühl zu verknüpfen. Hinter diesem ambitionierten Titel steckte die kanadische Firma Sydney Development Corp., realisiert in enger Kooperation mit U.S. Gold (Europa) und Accolade (Nordamerika) für verschiedenste Plattformen.

Gedacht als Simulation der berühmten Operation Chastise – dem Dambuster-Einsatz von 1943 – bietet das Spiel dem Anwender die Steuerung eines Lancaster-Bombers in der Nachteinsatz-Atmosphäre über dem Ruhrgebiet. Der Spieler wechselt dabei zwischen sieben Crew-Stationen: Pilot, Bombenschütze, Navigator, Techniker, Front- und Heckschütze sowie der Staffelkapitän. Erfolg hinge davon ab, alle Rollen im Blick zu behalten – verlässt man etwa den Navigator während eines kritischen Anflugs, droht sofortige Katastrophe.

Das Spiel erschien 1984 zuerst auf ColecoVision und Commodore 64, 1985 folgten Konversionen für Apple II, MS DOS, MSX und ZX Spectrum; 1986 zog NEC PC 9801 und Amstrad CPC nach. Für jede Version wurde das Erlebnis technisch angepasst – die C64-Version glänzte mit kräftigem Sound, für den Komponist Paul Butler verantwortlich war, bekannt auch für Titel wie Ace of Aces und The Train: Escape from Normandy. Hinter der Programmierung stand das Team rund um Stuart Easterbrook, Steve Armstrong und Rick Banks, unter dem Lead-Designer J. Stewart Eastbrook, der auch die Musik komponierte. Easterbrook programmierte den C64-Code selbst, unterstützt von Grant Campbell bei Grafik und eben Butler beim Sound.

Im Produktionsprozess spricht man von einer Entwicklungszeit von rund zwölf Monaten. Anekdoten berichten, dass Easterbrook zur Authentizität einen RAF-Offizier konsultierte. Aus dem Entwicklerteam heißt es: „We wanted to avoid broad arcade appeal and aim for tension and authenticity“ – also kein Action-Game, sondern historisch fundierte Simulation mit emotionalem Gewicht.

Die Cockpitansicht zeigte analoge Instrumente (Höhe, Fluggeschwindigkeit mit rotem Bombenmarkierer, künstlicher Horizont, Kompass). Per Tastendruck navigiert man zwischen Stationen oder reagiert auf Alarme – beispielsweise DCA-Feuer bleibt nur abzuwehren, indem der Heckschütze aktiviert wird. Die Anflugsphase auf die Dammanlage wurde zu einem ikonischen Moment: Geschwindigkeits-, Höhen- und Neigungsparameter mussten exakt erreicht werden, ansonsten endete der Lauf oft in Fehlschlag oder Bruchlandung. Laut GameFAQs fungierte Bombenfachmann Barnes Wallis als technischer Berater – so erhalten echte Konzepte wie Sprungweite, Anflugwinkel und Bombenablauf eine historische Legitimation. Ungewöhnlich dabei: Es gab nur drei Missionen – Übungsflug plus zwei Angriffe auf Mohne-, Sorpe- oder Edertalsperre – was manchen Spielern (selbst Spielern auf Lemon64) das Gefühl gab: „zu schwer, zu kurz“.

Marktwirtschaftlich war The Dam Busters ein ordentlicher Erfolg. Verkaufszahlen sind schwer exakt zu belegen, aber die Spectrum-Version wurde als „Sinclair User Classic“ ausgezeichnet, die französische Tilt vergab 6 Sterne für Spieltiefe und 5 für Grafik und kürte die C64-Fassung zum „Tilt d’or 1985“. In den USA schrieb Info: „better than average graphics and play features“ – und Computer Gaming World gab trotz Kritik an der mangelnden Simulationstiefe immerhin eine solide 2 von 5. International erhielt die C64-Edition durchschnittlich 76 % bei Mobygames-Bewertungen . Die Spectrum-Ausgabe wurde gar mit 92 % bei Zzap! gelobt. Offiziell bestätigte Anteilsaussonderungen in U.K., Nordamerika und Japan demonstrieren breite Resonanz: U.S. Gold und Accolade kooperierten 1985/86 für westliche Märkte, während in Japan Apollotechnica (PC 98) und Soft Pro (MSX) das Feld bearbeiteten. Internationale Wertungen zeigen einen interessanten Kontrast: In den USA wurde der Titel eher als solides Action-Spiel gesehen, in Europa als taktische, atmosphärische militärische Simulation gewürdigt. In späteren Rezensionen (etwa 1991) erschien das Spiel „veraltet“, mit Wertungen von nur 1,5/5. Trotzdem bleibt bis heute das Gefühl eines authentischen, thematisch dichten Flugsimulators erhalten.
Produktionstechnisch zeigte das Projekt Mut – statt multiple Zielumsetzungen wurde jedes System individuell adaptiert. Die Spectrum-Variante nutzte monochrome hohe Kontraste, die C64-Version setzte auf Stereo-Sound und dynamischen Bildschirmblick. Die EGA/DOS-Variante bot größere Instrumentenanzeigen.

Als kontrovers empfanden einige, dass das Spiel historische Opfer inszenierte – ein moralisches Spannungsfeld, das auch angesichts des Films und Books The Dam Busters reflektiert wurde. Doch fast immer überwog die Faszination für Technik, Planung und Herausforderung. „The Dam Busters“ war kein Massenhit wie Elite oder Pirates!, aber ein mutiger, technisch versierter Titel mit emotionaler Gewichtung, realistischem Anspruch und britisch-kanadischem Flair. Seine Entwickler – Easterbrook, Butler, Eastbrook – bewiesen, dass Simulation und Spieltiefe sich nicht ausschließen müssen. Mit geschätzt mehreren hunderttausend verkauften Einheiten weltweit – allein das „Tilt d’or“ deutet auf fünfstellige Stückzahlen hin – gehört das Spiel in die Hall of Fame früher Flugsimulationen. Wer heute nostalgisch die digitale Dämmerung Europas überfliegen möchte, findet in „The Dam Busters“ ein echtes Erlebnis – mit moralischen Fragen, technischer Eleganz und einem Hauch britischen Heldenmuts.

Veröffentlicht in Games.

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