Sega Mega Drive (Genesis)

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Sega Mega Drive (Genesis)

Sega Mega Drive EU Mk1

Das Sega Mega Drive, bekannt als Sega Genesis in Nordamerika, wurde 1988 von Sega eingeführt und markierte einen bedeutenden Schritt im Konsolenkrieg der späten 1980er und frühen 1990er Jahre. Als dritte Heimkonsole von Sega und Nachfolger des Master Systems trat das Mega Drive gegen Nintendos NES und NECs PC Engine an, die beide technisch unterlegen waren. Diese Überlegenheit verschaffte Sega einen fast zweijährigen Vorsprung, wodurch das Mega Drive zum erfolgreichsten Videospielsystem des Unternehmens wurde.

Die Konzeption des Mega Drive basierte auf Segas System-16-Arcade-Hardware. Durch die Anpassung dieser Technologie für den Heimgebrauch konnte Sega eine Konsole entwickeln, die sowohl leistungsstark als auch entwicklerfreundlich war. Am 29. Oktober 1988 wurde das System in Japan zu einem Preis von 21.000 ¥ (inflationsbereinigt etwa 317 €) veröffentlicht. Der US-Markt sollte ursprünglich am 9. Januar 1989 in Zusammenarbeit mit Atari bedient werden. Da jedoch keine Einigung erzielt wurde, musste Sega den US-Start allein bewältigen und brachte die Konsole schließlich am 14. August 1989 unter dem Namen Sega Genesis auf den Markt. Der Namenswechsel war erforderlich, da Sega die Namensrechte für "Mega Drive" in den USA nicht besaß.

Das Sega Mega Drive verfügte über eine Vielzahl von Anschlüssen, die es sowohl für Standard-Spieler als auch für fortgeschrittene Nutzer interessant machten. Auf der Vorderseite der Konsole befanden sich zwei 9-polige Controller-Ports, die mit den klassischen Sega-Controllern kompatibel waren. Diese Ports nutzten das gleiche DB-9-Format wie die Controller des Master Systems und des Atari 2600, wodurch auch einige ältere Peripheriegeräte verwendet werden konnten. Auf der Rückseite der Konsole bot das Mega Drive mehrere Anschlüsse für Video- und Audioausgabe. Das Standard-Modell verfügte über einen RF-Ausgang für den Anschluss an ältere Fernseher, der das Signal auf einen bestimmten Fernsehkanal übertrug. Für eine bessere Bildqualität wurde zudem ein Multi-AV-Ausgang bereitgestellt, der sowohl Composite- als auch RGB-Signale über ein entsprechendes SCART-Kabel ausgeben konnte. Dieses Feature war insbesondere in Europa von Bedeutung, da SCART-fähige Fernseher eine deutlich schärfere Bilddarstellung ermöglichten. Für die Audioausgabe besaß die Konsole eine separate Kopfhörerbuchse mit Lautstärkeregler an der Vorderseite, was für viele Nutzer ein willkommenes Feature war, da es eine direktere, rauschfreie Klangwiedergabe ermöglichte.

Ein besonders markanter Anschluss war der Erweiterungsport an der rechten Seite der Konsole. Dieser Anschluss diente dazu, verschiedene Zusatzgeräte anzuschließen, darunter das Mega-CD (Sega CD in den USA), eine CD-Erweiterung, die die technischen Möglichkeiten des Mega Drive erheblich erweiterte. Das Mega-CD bot eine größere Speicherkapazität für Spiele, bessere Audioqualität und die Möglichkeit, animierte Zwischensequenzen zu verwenden. Später wurde dieser Erweiterungsport auch für das 32X-Modul genutzt, das dem Mega Drive eine begrenzte 32-Bit-Funktionalität verlieh. Allerdings war das 32X kommerziell nicht erfolgreich, was größtenteils auf die Verwirrung der Kunden über die zahlreichen Hardware-Upgrades zurückzuführen war.
Zusätzlich existierte ein Anschluss für einen Sega-Multi-Tap-Adapter, der die Anzahl der gleichzeitig verwendbaren Controller auf bis zu vier erhöhte. Dies wurde vor allem von Multiplayer-Spielen wie "Mega Bomberman" oder "Micro Machines 2" genutzt. Auch ein Modem-Anschluss war geplant, um frühe Online-Dienste wie das Sega Meganet in Japan zu unterstützen, doch dieser Dienst blieb auf wenige Spiele beschränkt und wurde nie außerhalb Japans eingeführt.

In Brasilien hingegen erlebte Sega einen unerwarteten Erfolg. Tec Toy übernahm den Vertrieb der Konsole und setzte auf lokal entwickelte Spiele, die speziell für den brasilianischen Markt konzipiert wurden. 2007 erschien dort eine tragbare Variante des Mega Drive mit 20 vorinstallierten Spielen. Auch in Indien wurde eine landeseigene Version unter dem Namen Super Aladdin Boy veröffentlicht, die sich ebenfalls gut verkaufte.

In Japan konnte sich das Mega Drive trotz des frühen Starts nicht gegen das später erschienene Super Nintendo (SNES) oder die PC Engine durchsetzen. In Europa hingegen hatte die Konsole einen erfolgreichen Start und wurde erst später vom Super Nintendo übertroffen. Ein Grund dafür waren die erfolglosen Zusatzgeräte wie das Mega-CD und das 32X, die Segas Ruf beeinträchtigten. Im ersten Jahr wurden in Japan lediglich 400.000 Konsolen verkauft, obwohl die Technik der Konkurrenz überlegen war. Sega versuchte, den Verkauf durch Peripheriegeräte wie das Home Banking System oder einen Anrufbeantworter zu steigern, doch diese bizarren Ideen konnten die Platzierung nicht verbessern: Das Mega Drive blieb hinter dem NES und der PC Engine zurück.

Um die Qualität der Konsole zu demonstrieren, produzierte Sega eigene Software und lizenzierte die Namen zahlreicher Sportgrößen wie Arnold Palmer, Joe Montana und Pat Riley für verschiedene Spiele. Auch Michael Jackson wurde für das Spiel "Moonwalker" gewonnen, das sowohl als Arcade-Version als auch für Sega-Konsolen erschien.

Im Sommer 1990 wechselte der Vorsitz von Sega of America zu Tom Kalinske, der vier entscheidende Veränderungen einführte: eine drastische Preissenkung der Konsole, die Gründung einer amerikanischen Softwareabteilung, aggressive Marketingkampagnen und den Austausch des mitgelieferten Spiels. Statt "Altered Beast" wurde "Sonic the Hedgehog" zum neuen Aushängeschild. Kalinske setzte auf die Neuentwicklung von Sonic, die seit April 1990 in Arbeit war und das neue Maskottchen des Unternehmens darstellte. Sonic wurde zu einem der erfolgreichsten Spiele des Unternehmens und steigerte den Umsatz enorm. Etliche Computerspielmagazine lobten das Spiel als bestes Plattformspiel aller Zeiten. Personen, die auf den Nachfolger des NES warteten, konnten überzeugt werden, stattdessen ein Mega Drive zu kaufen. Sega konnte nun den zweiten Platz in Amerika übernehmen und drängte die PC Engine auf den absteigenden Ast. 1992 besaß Sega 55 % des nordamerikanischen Marktes, während Nintendo mit dem Super NES lediglich 45 % verbuchen konnte. Zudem konnte Sega mit einem günstigeren Verkaufspreis punkten und verfügte auch über eine zehnmal größere Anzahl an Spielen. Sega war bei Jugendlichen und älteren Spielern deutlich beliebter; dank der Marketingkampagne des Unternehmens kam es sogar vor, dass Besitzer eines Super NES sich schämten zuzugeben, dass sie eine Konsole von Nintendo besaßen.

Bis zum Ende des Jahres 1993 konnte Sega den Konkurrenten Nintendo deutlich auf Abstand halten, allerdings veränderte sich der Markt deutlich. Besonders die einflussreichen amerikanischen Medien begannen, ein Auge auf Spiele zu lenken, die für ein älteres Publikum gedacht waren. "Night Trap" hieß das Spiel, das den Stein ins Rollen brachte. In einer Anhörung vor dem Kongressausschuss wurde dieses Spiel, neben "Mortal Kombat", "Lethal Enforcers" und "Doom", als Beispiel für die Notwendigkeit einer Alterskontrolle herangezogen. Zahlreiche Vertriebe, wie Toys 'R' Us, nahmen diese Spiele aus dem Sortiment, als über die Gewalt in Computerspielen weiter debattiert wurde. Dies war ein schwerer Schlag für Sega. Nintendo gelang es dagegen, zahlreiche Stellen zu verharmlosen, indem sie Blut durch Schweiß austauschten (ersichtlich bei "Mortal Kombat"). Darüber hinaus galt Nintendo schon immer als familientauglicher, aufgrund der kindgerechteren Spielfiguren. Nintendo besaß zudem eine hauseigene Qualitätskontrolle, die schon zuvor etliche Spiele unterband.

Sega selbst entwickelte eine Kontrolle, die sie Videogame Rating Council (VRC) nannte und für alle hauseigenen Systeme verantwortlich war. Auch hier wurde das Spiel "Mortal Kombat" zensiert und ging weiter als bei Nintendo.

Veröffentlicht in Games, Systeme.

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