Welect W86
1986 präsentierte Welect mit dem W86 ihren zweiten Computer der Öffentlichkeit. Mit dem Produktnamen W86 war auch schnell klar, welcher Prozessor den Boliden antrieb: ein Intel 8086 ermöglichte dem System, mit dem IBM PC auf Augenhöhe zu operieren und MS-DOS zu verwenden. Der 8086 war ein 16-Bit-Prozessor mit einer Taktfrequenz von 8 MHz, der im Gegensatz zum älteren 8088 über eine vollständige 16-Bit-Datenbusbreite verfügte, was eine höhere Speicherbandbreite und damit bessere Performance ermöglichte. Optional konnte ein Intel 8087 Arithmetik-Koprozessor hinzugefügt werden, der insbesondere bei wissenschaftlichen Berechnungen und CAD-Anwendungen das Tempo erheblich steigerte. Doch Welect war daran interessiert, das Beste aus zwei Welten in einem Gehäuse zu vereinen, und spendierte dem System zusätzlich noch einen Zilog Z80A Prozessor. Dieser 8-Bit-Chip mit 4 MHz ermöglichte es, auch CP/M 2.2 auszuführen, was zu dieser Zeit noch stark verbreitet war. CP/M galt als das führende Betriebssystem für Büro- und Verwaltungssoftware, bevor es von MS-DOS abgelöst wurde. Durch diese Dual-Prozessor-Architektur konnte der W86 sowohl moderne MS-DOS-Anwendungen als auch die umfangreiche Bibliothek von CP/M-Software nutzen, was ihn besonders für Unternehmen interessant machte.
Als Arbeitsspeicher stellte Welect dem System 128 KByte zur Verfügung, die bis auf 1024 KByte (1 MB) erweitert werden konnten – eine beachtliche Menge für die damalige Zeit. Zum Laden und Absichern von Daten verbaute Welect zwei 8-Zoll-Diskettenlaufwerke. Für die Youngsters unter uns, die eine Diskette nur als Icon kennen: die Monsterscheiben hatten einen Durchmesser von schlappen 20 cm und gaben bis zu einem Megabyte an Daten ein Zuhause. Für Nutzer mit größerem Speicherbedarf bot das System Unterstützung für bis zu sechs 20-MB-Festplatten, was es zu einem leistungsfähigen Rechner für datenintensive Anwendungen machte.
Die Videoausgabe war eher funktional als spektakulär: Das System bot eine monochrome Darstellung mit einer Textauflösung von 80 x 24 Zeichen, was damals dem Standard für professionelle Terminals entsprach. Die grafischen Fähigkeiten waren begrenzt, da der Rechner primär für geschäftliche und wissenschaftliche Anwendungen konzipiert war.
Die Presse nahm den Welect W86 durchaus wohlwollend auf, lobte insbesondere die Flexibilität durch das Dual-Prozessor-Design und die Fähigkeit, sowohl MS-DOS als auch CP/M auszuführen. Die französische Computerzeitschrift Micro-Systèmes bezeichnete ihn als einen der „vielseitigsten Unternehmensrechner seiner Zeit“, wies aber auch auf den enorm hohen Preis hin. Die Zeitschrift Le Monde Informatique kritisierte, dass Welects Vertrieb und Marketing „nicht mit der Innovationskraft des Geräts mithalten konnten“, wodurch der W86 außerhalb von Großunternehmen kaum Verbreitung fand. Ein wesentlicher Nachteil war der Preis: inflationsbereinigt verlangte Welect von Käufern rund 26.000 € (entsprechend 65.230 Französische Franc im Juni 1983). Hauptsächlich verstaatlichte Unternehmen wie Renault oder große staatliche Institutionen konnten sich diese Investition leisten. Aufgrund der hohen Anschaffungskosten ist der W86 heute ein extrem seltenes Sammlerstück – man findet ihn nur noch gelegentlich auf Auktionsplattformen wie eBay oder bei spezialisierten Retro-Computersammlern.