Dragon 32

Like & Share

Dragon 32

Dragon 32

Der Dragon 32 war ein Heimcomputer, der im August 1982 von der walisischen Firma Dragon Data Ltd. auf den Markt gebracht wurde und seine Verwandtschaft mit dem TRS-80 Color Computer nie verleugnen konnte. Hergestellt wurde der Dragon 32, wie viele Computer aus diesen Tagen, in England, in diesem Fall von Dragon Data Ltd. in Port Talbot, Wales, sofern er für den europäischen Markt bestimmt war. Die amerikanische Version hingegen wurde von Tano in New Orleans, Louisiana produziert. Schon zu Beginn der achtziger Jahre entwickelte sich im britischen Heimatland ein regelrechter Computerboom, der auch Dragon Data dazu bewegte, ein eigenes Modell auf den Markt zu bringen. Befürchtungen, dass dieser auf dem Markt untergehen könnte, bestanden kaum, denn regelrecht jeden Monat entstand ein neuer Computer, der von den Käufern auch dankbar angenommen wurde. Im August 1982 stieg nun auch Dragon Data mit dem Modell Dragon 32 in diesen Markt ein und wurde recht schnell ein Erfolg, bedingt auch durch die großartige Unterstützung von unabhängigen Softwareentwicklern, hier besonders Microdeal. Der Markt schien groß genug, dass auch ein eigenes Magazin namens Dragon User monatlich erschien. Wie zu dieser Zeit üblich, verkaufte sich ein Computer meist durch die Programme, in jenen Tagen besonders durch die Spiele, und hier hatte der Dragon 32 eindeutig Defizite: Seine grafischen Kapazitäten konnten sich nicht mit denen des Sinclair ZX Spectrum oder des Commodore 64 messen.​

Dem Dragon 32 stand der Motorola 6809E-Prozessor zur Verfügung, der mit 0,89 MHz getaktet war. Diese Taktrate konnte man mit einem POKE-Befehl extrem beschleunigen, zumindest im BASIC; dies aktivierte jedoch die Funktionen des Datasettenanschlusses. Zwar konnte er den 6502 in der Leistung sicherlich überbieten, konnte jedoch daraus keinen Nutzen ziehen, da zu dieser Zeit die grafischen Fähigkeiten wichtiger waren als das Tempo des Prozessors. Dennoch galt diese CPU als eine der fortschrittlichsten 8-Bit-Prozessoren ihrer Zeit und ermöglichte komplexe Programmierstrukturen wie strukturierte Programmierung und Multitasking. Der Dragon 32 wurde als leistungsfähiges Gerät für das untere Preissegment des britischen Heimcomputermarktes konzipiert.​

Der Dragon 32 verfügte über 32 KB RAM und nutzte den Motorola 6847 Video Display Generator für die Grafikdarstellung. Die Bildschirmauflösungen reichten von 64×48 Pixeln mit 8 Farben im Semigrafikmodus bis zu 256×192 Pixeln mit 2 Farben im hochauflösenden Modus. Für den Ton sorgte ein einfacher 1-Bit-Soundausgang, der monophone Töne über fünf Oktaven erzeugen konnte.​

Viele Benutzer jener Tage erweiterten den Speicher auf 64 KB und besaßen somit einen Dragon 64, der sich eigentlich nur durch die Speichermenge vom Dragon 32 unterschied (und einem Centronicsport RS-232). Mit einigen Tricks war es aber durchaus möglich, den Speicher bis auf 512 KB aufzurüsten. Neben dieser Erweiterung gab es noch weitere interessante Verbesserungen zu kaufen, wie beispielsweise den Dragon's Claw, der es dem Dragon ermöglichte, auf alle Erweiterungen des BBC Micro (Acorn A/B/B+) zuzugreifen, was bei einem britischen Computer geradezu lebensnotwendig war, da der Micro doch der Standardcomputer schlechthin war.​

Das Betriebssystem des Dragon 32 basierte auf einem erweiterten Microsoft BASIC, das speziell angepasst wurde, um die umfangreichen Grafikmöglichkeiten des Systems zu nutzen. Optional konnten Betriebssysteme wie Dragon DOS, Delta DOS, OS-9 und FLEX verwendet werden, insbesondere beim späteren Dragon 64-Modell.​

Der Dragon 32 war mit verschiedenen Anschlüssen ausgestattet, darunter ein Composite-Videoausgang für den Anschluss an Monitore oder Fernseher, Joystick-Ports, ein Kassettenrekorderanschluss für die Datenspeicherung auf Kompaktkassetten sowie ein Erweiterungsport für Peripheriegeräte. Als Massenspeicher dienten hauptsächlich Kompaktkassetten; später wurden auch Diskettenlaufwerke und Steckmodule unterstützt. Zum Spielen nutzte der Dragon analoge Joysticks, anstatt der sonst üblichen digitalen Joysticks, die zudem erheblich billiger zu produzieren und letztlich auch zu verkaufen waren. Neben den analogen Joysticks konnte man auch einen Lichtgriffel an die Joystickports anschließen.​

Der Einführungspreis des Dragon 32 von 199 £ im Jahr 1982 entsprach inflationsbereinigt etwa 940 € im Jahr 2025. In den ersten sechs Verkaufsmonaten wurden etwa 32.000 Geräte verkauft, und bis Mitte 1983 erreichte das Unternehmen Verkaufszahlen über 100.000 Einheiten, hauptsächlich in Großbritannien. Trotz dieses Erfolgs konnte der Dragon 32 langfristig nicht mit Konkurrenten wie dem Sinclair ZX Spectrum oder dem Commodore 64 mithalten, insbesondere aufgrund begrenzter Grafikfähigkeiten und einer geringeren Softwareauswahl.​

Der Dragon 32 wurde von Dragon Data Ltd. entwickelt, einer Tochtergesellschaft des britischen Spielzeugherstellers Mettoy. Die Entwicklung begann Ende 1981, und das erste Vorserienmodell mit dem Codenamen „Pippin“ wurde nach etwa dreimonatiger Entwicklungszeit vorgestellt. Die Serienreife wurde durch PA Technology of Cambridge erreicht.​

Im Vergleich zu Konkurrenzmodellen wie dem Sinclair ZX Spectrum und dem Commodore 64 bot der Dragon 32 einige Vorteile, darunter eine robuste Verarbeitung, eine komfortable Tastatur und einen leistungsfähigen Prozessor. Allerdings konnte er in Bereichen wie Grafikleistung, Soundfähigkeiten und Softwareangebot nicht mithalten, was seine Wettbewerbsfähigkeit einschränkte.​

Wie bereits oben erwähnt, waren der Dragon und der TRS-80 Color Computer (CoCo) regelrecht identisch, basierten beide doch auf dem gleichen Design von Motorola, die den Chip für Speichermanagement und Peripheriecontroller managten. Die Ähnlichkeit ging so weit, dass viele Programme, die für eines der beiden Systeme geschrieben wurden, auch auf dem anderem funktionieren würden. Dies galt ebenso für die, in BASIC geschriebenen, Programme, die lediglich durch einen Lexer, ein Programm zur Zerlegung von Eingaben in Folgen von logisch zusammengehörigen Einheiten, überprüft werden mussten. Man kann also sagen, dass beide Computer sich insoweit ähnelten, wie keine zwei anderen Computer unterschiedlicher Unternehmen. So konnte man, wenn man die ROM-Bausteine wechselte und das Kabel zum Keyboard veränderte, das Gerät transformieren (Aus dem CoCo wurde ein Dragon, und umgekehrt).

Veröffentlicht in Systeme.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert