ECD Corporation Micromind

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ECD Corporation Micromind

ECD Corporation MicromindDas ECD Corporation Micromind war ein bemerkenswertes frühes Mikrocomputermodell, das 1977 entwickelt wurde und ab 1977 mit kommerziellen Anzeigen von der ECD Corporation präsentiert wurde. Die Firma wurde 1974 von Ronald Todd, Jerry Roberts und Richard Eckhardt gegründet und hatte ihren Sitz in Cambridge, Massachusetts. Ronald Todd war ein erfahrener Elektronikingenieur, Jerry Roberts hatte sich auf Software spezialisiert, und Richard Eckhardt brachte unternehmerische Erfahrung mit. Ihre Zusammenarbeit führte zu einem technisch innovativen, aber kommerziell wenig erfolgreichen Produkt. Ursprünglich begann das Unternehmen mit elektronischen Messgeräten, bevor es sich der Entwicklung von Mikrocomputern widmete.

Das Micromind war mit einem MOS Technology 6512 Mikroprozessor ausgestattet. Dieser Prozessor war eine Variante des bekannten 6502, jedoch ohne internen Taktoszillator. Die Grundkonfiguration des Micromind umfasste 8 KB RAM, konnte aber auf bis zu 64 MB erweitert werden. Ja, richtig, Megabyte, nicht Kilobyte und das im Jahre 1977. Das Gerät verfügte über eine RF-Modulator-Schnittstelle, sodass ein herkömmlicher Fernseher als Monitor genutzt werden konnte. Die Bildschirmauflösung und die maximalen Farben sind nicht genau dokumentiert.

Grafisch war der Mastermind in der Lage benutzerdefinierte Zeichen zu erstellen. Nutzer konnten bis zu 120 Zeichen individuell gestalten, indem sie eine 8x12-Punktmatrix verwendeten. Diese Zeichen konnten flexibel in 20 oder 40 Zeilen dargestellt werden, mit jeweils 15 bis 120 Zeichen pro Zeile.Damit ermöglichte das System die individuelle Steuerung jedes einzelnen Pixels. Diese Kombination aus hoher Auflösung und pixelgenauer Kontrolle eröffnete vielfältige Möglichkeiten für die Darstellung von Text und einfachen Grafiken.

Ein interessantes Merkmal des Micromind war seine modulare Architektur mit drei separaten Platinen: Prozessor-, Display- und I/O-Board. Diese Bauweise ermöglichte eine gewisse Erweiterbarkeit, war jedoch für den Massenmarkt weniger attraktiv als die kompakteren Designs der Konkurrenz. Geplante Peripheriegeräte umfassten zusätzliche Speichererweiterungen und Druckeranschlüsse, die jedoch nie in großen Stückzahlen produziert wurden. Eine zusätzliche Innovation stellte der Interconnect-Bus dar, der den gleichzeitigen Betrieb von bis zu 15 Prozessoren innerhalb desselben Systems erlaubte. Obwohl diese Multiprozessorfunktion ein vielversprechendes Konzept war, wurde sie letztendlich nie realisiert. Zu diesen Funktionen berichtet der ursprüngliche Entwickler (JSL) auf der nicht mehr existenten Webseite Old-Computer.com: „Diese Grenze wurde weitgehend durch die Buskapazität vorgegeben; die Treiber konnten nicht mehr Eingänge (und Kabel) ansteuern. Der globale Adressraum betrug 26 Bit oder 64 Megabyte, während eine Prozessorplatine nur 16 Kilobyte fasste (später wurde dieser möglicherweise erweitert, als größere DRAMs verfügbar wurden). Wir haben, glaube ich, die Grenzen von 1 KB über 4 KB bis hin zu 16 KB abgedeckt. Mit einer zusätzlichen Schnittstelle zur Überbrückung oder Vernetzung mehrerer solcher Systeme stellten wir uns bis zu 1000 Prozessoren vor. Für solche Vaporware konnten wir kaum werben (wir waren schon zu weit gegangen, als wir verstanden, aber ohne einen funktionierenden Prototyp erkannten selbst wir, wie sinnlos es war, sie anzukündigen).“

Das Betriebssystem des Micromind war eine proprietäre Lösung, die unter anderem einen BASIC-Interpreter namens "notsoBASIC“ enthielt. Zusätzlich waren ein Assembler, ein Debugger und ein Textverarbeitungsprogramm integriert. Die Eingabe erfolgte über eine 80-Tasten-ASCII-Tastatur, die mit dem System geliefert wurde. Als Massenspeicher diente ein Kassettenlaufwerk, das zur Speicherung und zum Laden von Programmen genutzt wurde.

Zu den Vorteilen des Micromind gehörten seine leistungsfähige Hardware für die damalige Zeit, die modulare Erweiterbarkeit und die umfangreiche Softwareunterstützung. Allerdings hatte das System auch Nachteile, darunter die geringe Verfügbarkeit, der hohe Preis und die fehlende Unterstützung durch Drittanbieter. Diese Faktoren führten dazu, dass das Micromind letztlich nicht mit den populäreren Mikrocomputern seiner Zeit konkurrieren konnte.

Der ursprüngliche Verkaufspreis des Micromind lag bei 988 US-Dollar, was inflationsbereinigt etwa 5.230 US-Dollar (Stand 2025) entspricht. Im Juni 1977 erhielt die ECD Corporation einen bedeutenden Auftrag über 1.000 Micromind-Systeme, vermittelt durch die Avakian Systems Corporation. Dieser Großauftrag sollte die Micromind-Computer landesweit an öffentlichen Schulen in den USA bringen und stellte einen wichtigen Meilenstein für ECD dar.

Allerdings geriet ECD in finanzielle Schwierigkeiten, als dieser Auftrag storniert wurde. Die Stornierung führte zu erheblichen Liquiditätsproblemen, da das Unternehmen stark von diesem Großkunden abhängig war. Diese finanzielle Belastung trug letztlich dazu bei, dass ECD im Jahr 1983 den Betrieb einstellte. Lediglich 50 Exemplare wurden produziert, was das Modell zu einer Rarität macht. Trotz seiner fortschrittlichen Funktionen konnte sich das Micromind nicht gegen Konkurrenzprodukte wie den Apple II oder den Commodore PET durchsetzen, die eine größere Marktpräsenz und bessere Softwareunterstützung boten.

Veröffentlicht in Systeme.

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