Micral N
Das französische Unternehmen Réalisation d'Études Électroniques (R2E), 1971 von André Truong Trong Thi und François Gernelle gegründet, stellte bereits zwei Jahre später, im Februar 1973 den Mikrocomputer Micral N vor, der zu dem ersten kommerziell erhältlichen Mikrocomputer gezählt werden darf, die mit einem Mikroprozessor ausgestattet waren.
Entwickelt wurde er ursprünglich für das französische Institut National de la Recherche Agronomique (INRA), das eine kostengünstige Alternative zu teuren Minicomputern wie dem PDP-8 suchte.
Herzstück des Micral N war der Intel 8008 Prozessor mit einer Taktfrequenz von 500 kHz. Dieser 8-Bit-Mikroprozessor konnte bis zu 16 KB RAM adressieren und ermöglichte die Verarbeitung von Daten in einer Geschwindigkeit, die für viele Anwendungen der damaligen Zeit ausreichend war. Der Micral N verfügte über einen modularen Aufbau mit dem sogenannten Pluribus-Bus, der den Anschluss von bis zu 14 Erweiterungskarten erlaubte. Zu den verfügbaren Peripheriegeräten gehörten unter anderem Lochstreifenleser, serielle und parallele Schnittstellen sowie später auch Tastaturen und Monitore.
Der ursprüngliche Verkaufspreis des Micral N lag bei 8.500 französischen Francs, was inflationsbereinigt etwa 10.000 Euro entspricht. Insgesamt wurden rund 90.000 Einheiten verkauft, hauptsächlich für spezialisierte Anwendungen wie Prozesssteuerung und Mautsysteme. Der Micral N war kompakt und kostengünstig, jedoch fehlten ihm standardisierte Schnittstellen und eine breite Softwareunterstützung, was seine Verbreitung im Vergleich zu späteren PCs einschränkte.
Die Entwicklung des Micral N wurde maßgeblich von François Gernelle geleitet, der zuvor bei Intertechnique tätig war. Unterstützt wurde er von Alain Lacombe, Jean-Claude Beckmann und Maurice Benchétrit. Das Team arbeitete unter hohem Zeitdruck und mit begrenzten Ressourcen an der Realisierung des Projekts.
Der Micral N verfügte über ein einfaches Betriebssystem namens Sysmic, das später in Prologue umbenannt wurde. Die Programme wurden über Lochstreifen eingelesen, und die Bedienung erfolgte zunächst über Kippschalter an der Frontplatte. Spätere Modelle wurden mit Tastaturen und Bildschirmen ausgestattet, wobei die Bildschirmauflösung und Farbdarstellung stark von den verwendeten Monitoren abhängig waren. Ein dedizierter Soundchip war nicht vorhanden; akustische Signale wurden über einfache Piezo-Lautsprecher erzeugt.
Im Vergleich zu Konkurrenzmodellen wie dem Altair 8800 bot der Micral N eine integrierte Lösung ohne die Notwendigkeit von Bausätzen. Allerdings fehlte ihm die Flexibilität und Erweiterbarkeit, die andere Systeme auszeichneten. Trotzdem markiert der Micral N einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte der Personal Computer und legte den Grundstein für die weitere Entwicklung dieser Technologie.