RCA Cosmac VIP
Die Radio Corporation of America (RCA), 1919 gegründet auf Initiative des US-Marineministeriums, hatt im Laufe ihrer Geschichte schon seit 1956 Computer hergestellt. RCAs erster kommerzieller Computer beispielsweise war der BIZMAC, ein riesiger Vakuumröhrenrechner mit bis zu 30.000 Röhren und 70.000 Dioden. Er wurde hauptsächlich für militärische Zwecke entwickelt, insbesondere zur Unterstützung des Mutual Assistance Program (MAP). Trotz RCAs Pionierarbeit im Bereich der Transistortechnologie entschied man sich bei diesem Modell für die Vakuumröhrentechnologie.
1977 präsentierte RCA mit dem COSMAC VIP ihren Mikrocomputer. Entwickelt von Joseph Weisbecker, einem Ingenieur bei RCA, wurde der COSMAC VIP als kostengünstiger, erweiterbarer und benutzerfreundlicher Computer konzipiert, der sowohl für Hobbyisten als auch für Bildungseinrichtungen geeignet war.
Der COSMAC VIP wurde als Bausatz für 275 US-Dollar angeboten, was inflationsbereinigt etwa 1.300 Euro im Jahr 2025 entspricht. Das System basierte auf dem RCA CDP1802 Mikroprozessor, der mit einer Taktfrequenz von 1,76 MHz arbeitete. Dieser Prozessor war bekannt für seine Robustheit und wurde sogar in Raumfahrtanwendungen eingesetzt. Der COSMAC VIP verfügte über 2 KB RAM, erweiterbar auf 4 KB auf der Platine und bis zu 32 KB über einen Erweiterungssteckplatz. Der ROM-Speicher umfasste ein 512-Byte-Monitorprogramm sowie einen 4-KB-CHIP-8-Interpreter, eine einfache Programmiersprache, die speziell für dieses System entwickelt wurde.
Das Design des COSMAC VIP war kompakt und funktional. Mit Abmessungen von 22 × 28 cm und einem Gewicht von etwa 1 kg konnte er leicht in bestehende Arbeitsumgebungen integriert werden. Die Eingabe erfolgte über eine 16-Tasten-Membrantastatur, die hexadezimale Eingaben ermöglichte. Für die Anzeige wurde ein CDP1861- oder CDP1864-Videocontroller verwendet, der eine monochrome Grafikauflösung von 64 × 32 Pixeln bot. Der Ton wurde über einen integrierten Lautsprecher mit einer festen Frequenz von 1,4 kHz ausgegeben. Der COSMAC VIP verfügte über mehrere Anschlussmöglichkeiten, darunter Videoausgang, Kassettenschnittstelle (100 Bytes pro Sekunde) und parallele I/O-Ports. Als Massenspeicher diente ein handelsüblicher Kassettenrekorder. Erweiterungen wie eine vollständige ASCII-Tastatur, Drucker oder zusätzliche Speichererweiterungen konnten über den Erweiterungssteckplatz angeschlossen werden.
Eine bemerkenswerte Erweiterung war die "Super Sound"-Platine, die von Joe Weisbecker entwickelt wurde. Diese ermöglichte die Erzeugung von zweikanaligem Ton mit 16 Lautstärkestufen und wurde von der Software PIN-8 gesteuert. Der COSMAC VIP und die Super Sound-Platine wurden sogar beim First Philadelphia Computer Music Festival 1978 eingesetzt, was ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellte.
Der COSMAC VIP wurde mit 20 vorinstallierten Spielen ausgeliefert, die in der CHIP-8-Sprache programmiert waren. Diese Spiele mussten vom Benutzer manuell über die Tastatur eingegeben werden, was das Verständnis der Programmierung förderte. Die einfache Architektur und die offene Dokumentation machten den COSMAC VIP zu einem idealen Lernwerkzeug für angehende Programmierer und Elektronikbegeisterte.
Im Vergleich zu Konkurrenzmodellen wie dem Apple I oder dem Altair 8800 war der COSMAC VIP kostengünstiger und einfacher zu bedienen. Seine begrenzte Grafik- und Soundfähigkeit sowie die Notwendigkeit, Programme manuell einzugeben, konnten jedoch als Nachteile angesehen werden. Trotzdem bot der COSMAC VIP eine solide Grundlage für das Verständnis von Computerarchitektur und Programmierung.
Joseph Weisbecker, der Entwickler des COSMAC VIP, war ein Pionier in der Mikrocomputerentwicklung. Seine Arbeit bei RCA trug maßgeblich zur Verbreitung von Heimcomputern bei. Seine Tochter, Joyce Weisbecker, gilt als eine der ersten weiblichen Videospielentwicklerinnen und programmierte einige der Spiele für den COSMAC VIP.
Obwohl genaue Verkaufszahlen schwer zu bestimmen sind, war der COSMAC VIP bei Hobbyisten und Bildungseinrichtungen beliebt. Seine Bedeutung liegt weniger in kommerziellem Erfolg als vielmehr in seinem Einfluss auf die frühe Computerbildung und die Förderung von Programmierkenntnissen.