Intel 80286

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Intel 80286

Intel 80286

Der Intel 80286, besser bekannt als i286 oder einfach 286, markierte einen entscheidenden Fortschritt in der Welt der Mikroprozessoren und begründete den Aufstieg des IBM-kompatiblen PCs zur marktbeherrschenden Computerplattform. Intel stellte den Chip 1982 vor, als Nachfolger des 8086 und 8088, die die erste Generation der IBM PCs antrieben. Der 286 wurde entwickelt, um mehr Leistung, bessere Speicherverwaltung und erstmals echte Mehrbenutzer- und Multitasking-Fähigkeiten durch einen neuen geschützten Modus zu bieten. Seine Einführung fiel in eine Zeit des wachsenden Konkurrenzkampfes zwischen Intel, Motorola, Zilog und National Semiconductor, die alle um die Vorherrschaft im Bereich der 16-Bit-Prozessoren kämpften.

Mit einer Taktfrequenz von 6 MHz bis 25 MHz, je nach Modell, bot der 286 eine Leistung, die bis zu sechsmal schneller als die des Intel 8086 war. Besonders hervorzuheben war die verbesserte Speicherverwaltung: Während der 8086 nur 1 MB Adressraum besaß, konnte der 286 im Protected Mode bis zu 16 MB RAM nutzen, was ihn für größere Anwendungen und professionelle Software attraktiv machte. Allerdings war dieser geschützte Modus in der Praxis problematisch, da ein Wechsel zurück in den Real Mode nicht ohne einen Neustart möglich war – eine Designentscheidung, die von Entwicklern und IT-Experten heftig kritisiert wurde. Ein bekannter Pressekommentar aus der BYTE (1983) lautete: „Der 286 ist ein Ferrari mit einem Tankdeckel, den man nur mit einem Spezialschlüssel öffnen kann – die Leistung ist da, aber die Bedienung bleibt umständlich.“

Intel 80286

Intel C80286-6
Thomas Nguyen
2020-08-15

Trotz dieser Einschränkungen wurde der 286 ein enormer kommerzieller Erfolg. Besonders der IBM PC/AT, der 1984 mit einem 6-MHz-286er erschien, setzte neue Maßstäbe für Unternehmenscomputer und Server. Firmen wie Compaq, Olivetti, Siemens, Tandy und ALR brachten bald eigene 286-basierte Systeme auf den Markt, oft mit höheren Taktraten und verbesserten Chipsätzen. Der Preis eines typischen 286-Prozessors lag anfangs bei 100 US-Dollar, was inflationsbereinigt heute etwa 290 Euro entspricht. Die gesamten PC-Systeme kosteten damals oft zwischen 5000 und 8000 US-Dollar, was sie für Privatanwender unerschwinglich machte – ein Umstand, der erst mit dem 386er und späteren günstigeren PCs geändert wurde.

Die Leistung des 286 war verglichen mit dem Motorola 68000, der in Computern wie dem Apple Macintosh, Atari ST und Commodore Amiga zum Einsatz kam, durchaus konkurrenzfähig, allerdings hinkte er in einigen Bereichen hinterher. Der 68000 bot von Haus aus eine flache Speicheradressierung und 32-Bit-Register, was ihn besonders effizient für grafikintensive Anwendungen machte, während der 286 durch seine segmentierte Speicherarchitektur ausgebremst wurde. Dennoch konnte der 286 durch seine enorme Softwarekompatibilität punkten – er lief problemlos mit der großen Bibliothek an MS-DOS- und frühen Windows-Programmen, während andere Prozessoren auf spezielle Anpassungen angewiesen waren. Spiele profitierten enorm von der zusätzlichen Leistung des 286, vor allem Titel, die VGA-Grafik (640x480, 256 Farben) und AdLib- oder SoundBlaster-Soundkarten nutzten. Bekannte Spiele, die auf 286er-Systemen populär waren, sind unter anderem Prince of Persia, Wing Commander, Monkey Island, Ultima VI, SimCity und Wolfenstein 3D (letzteres allerdings mit stark reduzierter Framerate).

Ein interessanter Aspekt des 286 war seine lange Lebensdauer. Obwohl er bereits 1985 vom Intel 386 abgelöst wurde, blieb er bis weit in die 1990er-Jahre in Budget-PCs, industriellen Steuerungen und Embedded-Systemen im Einsatz. Gerade in Osteuropa, Asien und Lateinamerika fanden 286er-Systeme noch lange nach ihrer offiziellen Ablösung Käufer, da sie günstiger waren als moderne PCs. Bis heute gibt es industrielle Maschinensteuerungen, die auf 286-Prozessoren basieren und nur mühsam ersetzt werden können.

Der Intel 286 war ein entscheidender Meilenstein in der Computerentwicklung. Trotz einiger technischer Einschränkungen half er, den PC-Markt zu etablieren und den Grundstein für spätere Innovationen zu legen. Seine Geschichte ist ein perfektes Beispiel für die Übergangsphase von 16-Bit- zu 32-Bit-Systemen, und seine Auswirkungen sind selbst Jahrzehnte später noch spürbar.

Veröffentlicht in Prozessoren.

Ein Kommentar

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