Kotron Psi 80

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Kontron PSI 80

Der Kontron PSI 80 ist ein Vertreter der frühen europäischen Mikrocomputer-Ära und wurde von der deutschen Firma Kontron mit Sitz in Eching bei München entwickelt, die in den 1970er und 1980er Jahren für ihre innovativen Elektronikprodukte bekannt war. Ein baugleiches Modell wurde in Deutschland von Kienzle Apparate GmbH unter dem Namen Kienzle CC-9010 verkauft.
Ursprünglich als System für technische und wissenschaftliche Anwendungen konzipiert, etablierte sich der PSI 80 rasch in der Nische der professionellen Mikrocomputer, insbesondere in Bereichen wie Laborautomatisierung, Steuerungssysteme und industrielle Anwendungen. Der Name „PSI“ steht für „Programmable Scientific Instrumentation“ und unterstreicht den Fokus des Systems auf Anwendungen, die eine präzise Steuerung und Programmierbarkeit erforderten.

Die Entstehungsgeschichte des PSI 80 ist eng mit der Entwicklung des Mikroprozessormarktes verbunden. Kontron, ursprünglich ein Anbieter von modularen Elektroniklösungen, erkannte früh das Potenzial von Mikrocomputern und entschied sich, ein eigenes System zu entwickeln, das auf dem leistungsstarken Zilog Z80-Prozessor basierte. Der Z80, bekannt für seine Vielseitigkeit und seine breite Unterstützung durch Software, wurde zur idealen Wahl für den PSI 80. Kontron setzte auf ein flexibles Design, das eine einfache Integration in bestehende Systeme erlaubte und gleichzeitig Erweiterungsmöglichkeiten bot, um den vielfältigen Anforderungen der Zielgruppe gerecht zu werden.

Die Hardware des Kontron PSI 80 war für ihre Zeit äußerst fortschrittlich. Im Zentrum des Systems arbeitete ein Zilog Z80-Prozessor mit einer Taktfrequenz von 4 MHz. Das Basissystem war mit 64 KB RAM ausgestattet, konnte jedoch auf bis zu 128 KB erweitert werden, um komplexere Anwendungen zu ermöglichen. Ein 4 KB großes ROM enthielt den Systemmonitor, der grundlegende Steuerungsfunktionen bereitstellte und den Zugriff auf Speicher und Peripheriegeräte erleichterte. Besonders hervorzuheben war der modulare Aufbau des Systems, der durch eine Vielzahl von Steckplätzen für Erweiterungskarten ergänzt wurde. Diese Modularität machte den PSI 80 besonders attraktiv für Nutzer, die maßgeschneiderte Lösungen benötigten. Der integrierte Monochrom-Bildschirm war standradmäßig in grün erhältlich, konnte allerdings auch in bernstein geordert werden und besaß eine Auflösung von 256 x 512 Pixel.

Die Ein-/Ausgabeoptionen des PSI 80 waren ebenfalls beeindruckend. Neben einer standardmäßigen Tastatur- und Monitorschnittstelle bot das System serielle und parallele Ports, die die Anbindung an Drucker, Terminals und andere Peripheriegeräte ermöglichten. Die Speicherung von Programmen und Daten erfolgte über zwei 5,25“ Diskettenlaufwerken mit einer Kapazität von jeweils 154 KByte. Spätere Modelle, beispielsweise der Psi 80/Q, hatten eine Kapazität von jeweils 313 KByte. Spätere Modelle konnten zudem auf eine Festplatte mit fünf MByte zugreifen.

Als Betriebssystem stand dem Anwender das eigens entwickelte KOS zur Verfügung, dass eine Softwarekompatibilität zu CP/M 2.2 bot, aber deutliche Verbesserungen besaß. User konnten Multitasking mit Vorder- und Hintergrundbetrieb verwenden, während der Drucker mittels Spooling zu druckende Texte bereits in einem Puffer zwischenlagern konnte. Des Weiteren besaß KOS eine automatische Speicherverwaltung, eine Dateisuche über alle angeschlossenen Massenspeicher und konnte Dateiattribute wie Schreibschutz, Löschschutz oder Passwortschutz setzen.

Eine der bemerkenswertesten Eigenschaften des PSI 80 war seine Flexibilität in der Programmierung. Das System unterstützte verschiedene Programmiersprachen, darunter BASIC, FORTRAN und Assembler, wodurch es sowohl für Anfänger als auch für erfahrene Entwickler geeignet war. Diese Vielseitigkeit machte den PSI 80 zu einem beliebten Werkzeug in Schulen, Universitäten und Forschungseinrichtungen. Ein Anwenderbericht aus der damaligen Fachpresse lobte den PSI 80 als „eines der flexibelsten und am besten dokumentierten Systeme seiner Klasse“.

Trotz seiner technischen Stärken und der Anerkennung in Fachkreisen konnte der PSI 80 jedoch nie eine breite Marktakzeptanz erreichen. Die Konkurrenz durch international etablierte Marken wie Apple, Commodore und IBM, die stärker auf den Heim- und Büromarkt setzten, machte es schwierig, größere Marktanteile zu gewinnen. Dennoch hinterließ der PSI 80 einen bleibenden Eindruck in der Geschichte der Mikrocomputer und wird heute von Sammlern und Enthusiasten geschätzt.

Veröffentlicht in Systeme.

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