VDP80

Like & Share

VDP80

Data Soft stellte mit dem VDP80 einen französischen Lizenzbau des IMSAI VDP80 vor, eines der ersten kommerziell erfolgreichen Personal Computersysteme weltweit. Der IMSAI VDP80 markierte einen bedeutenden Schritt in der Entwicklung der Computertechnologie, insbesondere für kleine Unternehmen und Bildungseinrichtungen, die nach erschwinglichen und flexiblen Lösungen suchten. Obwohl der VDP80 einige Unterschiede zum Original aufwies, blieb er in vielen Aspekten seiner Zeit voraus und brachte innovative Konzepte in den europäischen Markt. Anders als das ursprüngliche Modell war der VDP80 nur mit 32 KByte Arbeitsspeicher ausgestattet. Dieser konnte jedoch auf 64 KByte aufgerüstet werden, was ihn flexibel für die damals populären Anwendungen wie Textverarbeitung, Tabellenkalkulation oder einfache Datenbanken machte. Besonders hervorzuheben war das doppelseitige DD-Doppel-Floppy Laufwerk im 8-Zoll-Format – eine Seltenheit im Jahr 1977. Mit einer Kapazität von bis zu 1,2 MB pro Diskette bot dieses Laufwerk eine bemerkenswerte Leistung, vor allem im Vergleich zu alternativen Speichermethoden wie Lochkarten oder Bandlaufwerken. Der Begriff „Floppy Disk“, der sich auf die flexible Magnetscheibe im Inneren bezog, war treffend gewählt, insbesondere bei den großen 8-Zoll-Varianten, die eine Magnetscheibe von über 20 cm Durchmesser enthielten.

Eine oft erzählte Anekdote beschreibt die Vorführung des VDP80 auf einer frühen Computermesse in Paris. Während der Präsentation des Geräts fiel plötzlich der Strom aus, und die Organisatoren gerieten in Panik. Doch der Vertreter von Data Soft nutzte die Gelegenheit, um die „modulare Bauweise“ des VDP80 zu demonstrieren. Er öffnete das Gehäuse und erklärte mit Taschenlampe in der Hand ausführlich die interne Architektur des Systems, was das Publikum beeindruckte. „Das war vielleicht nicht unser Plan, aber die Leute waren begeistert von der Technik unter der Haube“, erinnerte sich der damalige Marketingdirektor in einem Interview. Ein weiteres bekanntes Detail ist die Geschichte eines Unternehmers, der den VDP80 in seinem Büro installierte und entdeckte, dass der Computer aufgrund seines Gewichts und der Vibrationen des eingebauten Floppy Laufwerkes seinen Schreibtisch buchstäblich „wandern“ ließ. „Ich musste Filzgleiter anbringen und den Schreibtisch an die Wand schrauben, damit mein Büro nicht umdekoriert wird“, scherzte der Unternehmer später. Diese Anekdote verdeutlicht nicht nur das Gewicht des Systems, sondern auch die Herausforderungen, die frühe Computerbenutzer bewältigen mussten.

Ein anderer bemerkenswerter Aspekt war die unorthodoxe Platzierung der ROM-Chips. Diese befanden sich nicht wie üblich auf dem Motherboard – das damals in der Fachsprache oft „Mutterplatine“ genannt wurde –, sondern teilweise auf der Grafikkarte und dem Diskettencontroller. Diese Verteilung erleichterte zukünftige Hardware-Upgrades und eröffnete neue Möglichkeiten bei der Systementwicklung. Die Grafikkarte selbst war ebenfalls beeindruckend. Sie ermöglichte die Darstellung von 80 Zeichen pro Zeile bei 24 Zeilen und bot zusätzlich die Möglichkeit, das monochrome Bild zu invertieren. Die 256 programmierbaren Zeichen erlaubten rudimentäre Grafiken, die für Anwendungen wie Diagramme oder Tabellen von Vorteil waren. Allerdings fehlte ein echter Grafikmodus, und auch eine Tonausgabe war nicht integriert, was den Fokus des Systems klar auf textbasierte Anwendungen legte.

Angetrieben wurde der VDP80 von einem Intel 8085, einem 8-Bit-Prozessor, der als evolutionäre Weiterentwicklung des Intel 8080 galt. Mit einer Taktfrequenz von etwa 3 MHz war der Prozessor leistungsfähig genug, um die meisten Anforderungen der späten 1970er-Jahre zu bewältigen. „Der Intel 8085 war seiner Zeit voraus“, erinnerte sich ein ehemaliger Entwickler von Data Soft in einem Interview. „Aber seine Architektur hatte einige Eigenheiten. Einmal blieb der Prozessor während eines Tests stehen, weil ein Kollege aus Versehen eine Stecknadel auf die Platine fallen ließ.“ Solche Geschichten zeigten, dass frühe Computertechnik nicht immer fehlerfrei, dafür aber spannend war. Das Gewicht des VDP80, beeindruckende 55 kg, war eine weitere Besonderheit. In einer Zeit, in der Mainframes oft ganze Räume einnahmen, galt der VDP80 als vergleichsweise kompakt. „Man muss bedenken, dass Monitor und Laufwerke in das Gehäuse integriert waren. Für einen Personal Computer war das revolutionär“, so ein weiterer Zeitzeuge.

Auch der Preis des Systems war bemerkenswert. Der ursprüngliche IMSAI VDP80 kostete 9.995 US-Dollar, was inflationsbereinigt heute etwa 30.000 Euro entspricht. Es wird angenommen, dass der VDP80 in einer ähnlichen Preisklasse lag, was ihn für den Privatgebrauch nahezu unerschwinglich machte. Dennoch fand er Abnehmer in Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die seine Leistung und Zuverlässigkeit zu schätzen wussten. Als Betriebssystem kam das weit verbreitete CP/M (Control Program for Microcomputers) zum Einsatz, das seit 1974 erhältlich war. CP/M galt als Standard für viele frühe Personal Computer und war bekannt für seine Stabilität und breite Software-Unterstützung. „CP/M war der Schlüssel zum Erfolg“, erklärte ein ehemaliger Mitarbeiter von IMSAI. „Es bot eine Plattform, die Programmierern und Nutzern gleichermaßen vertraut war.“
Mit dem VDP80 zeigte Data Soft, dass die Kombination aus durchdachtem Hardware-Design und bewährter Software ein Erfolgsrezept sein konnte. Der Computer legte den Grundstein für die Weiterentwicklung von Personal Computern in Europa und bleibt ein Beispiel für die Innovationen, die in den 1970er-Jahren die Computerbranche prägten.

Veröffentlicht in Systeme.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert