JVC HC-95

Like & Share

JVC HC-95

Victor HC-95

Victor HC-95

Die 1980er Jahre des letzten Jahrtausends boten dem Anwender nicht nur eine Unzahl an möglichen Computersystemen, sondern damit auch eine breite Auswahl an unterschiedlichen Standards. Atari, Commodore, Sinclair, die Liste der am Kampf beteiligten Unternehmen schien endlos. Kazuhiko Nishi, der Gründer des ASCII Magazins, einem japanischen Heft ähnlich der „Byte“, schwebte ein einheitliches System vor, inspiriert worden war er vom VHS Standard. Während einer Reise zur Markterkundung traf er 1978 in den Vereinigten Staaten auf Bill Gates und sein noch kleinen Unternehmens Microsoft. Beide verstanden sich sofort und gründeten mit Microsoft Japan die ASCII Corporation, die den MSX Standard entwickelte, sowie deren späteren Nachfolgern, unter anderem MSX2. Hierzu gehörte auch der JVC HC-95, der von JVC auf den Markt gebracht wurde. Der HC-95 wurde vor allem in Japan veröffentlicht und war in mehreren Varianten erhältlich, darunter das Modell HC-95B mit integrierter Festplatte.

Der Computer basierte auf zwei Prozessoren, namentlich dem Zilog Z80A-Prozessor, der mit 3,58 MHz getaktet war, sowie dem HD-64B180 (oder auch Z180 genannt) der als Turbovariante verstanden werden möchte und mit 6,144 MHz getaktet war. Beide Prozessoren waren 8-Bit-CPUs, die sich durch eine effiziente Speicherverwaltung und die Möglichkeit zur Ausführung komplexer Befehle mit wenigen Takten auszeichnete. Mittels Turboknopf konnte der zweite Prozessor verwendet werden. Ein Zusammenspiel beider Prozessoren war jedoch nicht möglich.

Er war weit verbreitet und fand sich in zahlreichen Heimcomputern und Arcade-Systemen der Zeit. Der JVC HC-95 verfügte über 128 KB RAM, was ihn leistungsfähiger als viele frühere MSX-Modelle machte, und hatte zusätzlich 128 KB VRAM für die erweiterte Grafikfähigkeit des MSX2-Standards. Mittels einer Erweiterung konnte der Rechner auf bis zu 512 KByte RAM aufgerüstet werden.
Beim Bildschirm unterstützte der HC-95 eine maximale Auflösung von 512 × 212 Pixeln mit 16 Farben aus einer Palette von 512, was eine erhebliche Verbesserung gegenüber dem ursprünglichen MSX-Standard war. Dies machte ihn für grafische Anwendungen und Spiele attraktiver. Als Soundchip kam der Yamaha YM2149 (AY-3-8910) zum Einsatz, ein Drei-Kanal-PSG (Programmable Sound Generator), der auch in Computern wie dem Atari ST und einigen Arcade-Maschinen jener Zeit genutzt wurde. Dies verlieh dem HC-95 eine solide Audioleistung, wenn auch nicht auf dem Niveau der späteren FM-Synthese-Soundchips.

JVC HC-95 AdZu den Anschlüssen gehörten ein Standard-Videoausgang, ein RGB-Ausgang für hochwertige Bildsignale, zwei Joystick-Ports, ein Centronics-Druckeranschluss sowie eine serielle Schnittstelle für Modems oder andere externe Geräte. Besonders bemerkenswert war der integrierte Diskettencontroller, der standardmäßig zwei 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerke unterstützte, was für die Zeit ein bedeutender Vorteil gegenüber Konkurrenzmodellen mit Kassettenlaufwerken oder nur einem Diskettenlaufwerk war. An der Vorderseite des Rechners befinden sich Schieberegler, mit denen der Farbton, die Sättigung oder der Ton variiert werden konnten.

Der JVC HC-95 verwendete als Betriebssystem MSX-DOS, das auf CP/M basierte und eine frühe Version von Microsofts Disk Operating System (DOS) darstellte. Dies machte ihn kompatibel mit einer Vielzahl von Programmen und erleichterte den Datenaustausch mit anderen MSX-Systemen. Zudem konnte der Computer mit dem integrierten MSX-BASIC 2.0 genutzt werden, einer verbesserten Version der auf MSX-Systemen weit verbreiteten Programmiersprache BASIC.

Der Verkaufspreis des JVC HC-95 lag in Japan bei etwa 198.000 Yen, was inflationsbereinigt heute (2025) etwa 1.600 bis 1.700 Euro entspricht. Die Verkaufszahlen sind schwer zu bestimmen, aber JVC konnte mit dem Modell keinen großen Markterfolg erzielen, da sich der MSX2-Standard zwar in Japan etablierte, aber international von anderen Computern wie dem Commodore Amiga oder dem Atari ST überholt wurde. Dennoch war der HC-95 in Japan für Anwendungen in Schulen und kleinen Unternehmen beliebt, da er durch seine solide MSX2-Kompatibilität eine breite Softwareunterstützung bot.

Im Vergleich zur Konkurrenz hatte der JVC HC-95 einige Stärken und Schwächen. Seine Vorteile lagen in der hohen Kompatibilität mit der MSX2-Plattform, den erweiterten Grafikeigenschaften und der stabilen DOS-Unterstützung. Der Dual-Diskettenantrieb war ebenfalls ein bedeutender Pluspunkt. Nachteile waren hingegen die begrenzte internationale Verbreitung, die fehlende native Unterstützung für fortschrittliche Soundtechnologien wie FM-Synthese sowie der hohe Preis, der ihn weniger attraktiv gegenüber günstigeren Heimcomputern machte.
Die Entwickler des HC-95 gehörten zur technischen Abteilung von JVC, die sich auf die Anpassung und Verbesserung des MSX2-Standards konzentrierte. Sie arbeiteten eng mit Microsoft und ASCII Corporation zusammen, die den MSX-Standard definierten und weiterentwickelten. Ihre Arbeit trug dazu bei, dass der HC-95 als eines der leistungsfähigeren MSX2-Modelle galt, auch wenn er kommerziell nicht den erhofften Erfolg erreichte.

Der JVC HC-95 war ein technisch gut ausgestatteter MSX2-Computer, der jedoch in einem stark umkämpften Markt erschien. Während er in Japan eine gewisse Popularität genoss, konnte er sich international nicht durchsetzen. Dennoch bleibt er ein interessantes Beispiel für die Entwicklung von Heimcomputern in den 1980er Jahren und zeigt, wie sich der MSX-Standard in verschiedene Richtungen entwickelte.

Veröffentlicht in Systeme.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert