Xerox 820
Als der Computermarkt in den frühen 1980er-Jahren immer mehr Menschen faszinierte, wurde auch Xerox bewusst, wie wichtig es sein würde, in diesem Sektor Fuß zu fassen. Das Unternehmen, das vor allem für seine bahnbrechenden Entwicklungen im Bereich der Druck- und Kopiertechnologie bekannt war, verfügte zu diesem Zeitpunkt jedoch weder über ein eigenes Computerkonzept noch über die Infrastruktur, um ein solches von Grund auf zu entwickeln. Die Lösung fand Xerox in einer Lizenzierung des Big Board von George Morrow und Ferguson. Dieses integrierte Computerdesign bot eine Grundlage, auf der Xerox den 820 aufbaute und weiterentwickelte. Die Hardware des Xerox 820 basierte auf einem Zilog Z80-Prozessor, einem damals weit verbreiteten und beliebten 8-Bit-Mikroprozessor. Der Prozessor arbeitete mit einer Taktfrequenz von 2,5 MHz, was für viele Anwendungen ausreichend war, im Vergleich zu einigen Wettbewerbern jedoch als etwas langsam galt. Das System war mit 64 KB Arbeitsspeicher ausgestattet, was die maximal unterstützte Größe des CP/M-Betriebssystems nutzte und es ermöglichte, umfangreiche Anwendungen auszuführen. Dem Anwender standen damit Programme, wie WordStar, SuperCalc, SuperSort oder MailMerge zur Verfügung, die den Computer für Büroanwendungen und produktives Arbeiten nutzbar machten.
Ein wesentlicher Unterschied zum ursprünglichen Big Board war der Wechsel von den üblichen 8"-Diskettenlaufwerken zu 5,25"-Laufwerken im Xerox 820. Diese hatten jedoch nur eine Kapazität von 83 KByte und brachten zudem einen ärgerlichen Fehler mit sich: Das Laufwerk erkannte nicht, ob eine einseitige oder doppelseitige Diskette eingelegt war. Dies führte dazu, dass doppelseitige Disketten lediglich einseitig formatiert wurden. Versuchte man, mehr Daten zu speichern, als das Laufwerk verarbeiten konnte, kam es häufig zu Datenverlusten. Aufgrund dieser Einschränkungen wurde der Xerox 820 oft mit 8"-Laufwerken verwendet, die ebenfalls unterstützt wurden und pro Diskette bis zu 300 KByte speichern konnten. Für noch höhere Speicherkapazitäten bot Xerox optional eine 10-MByte-Festplatte an, was den 820 für datenintensive Anwendungen attraktiver machte.
Eine besondere Funktion des Xerox 820 war das integrierte Basic Operating System (BOS). Dieses im ROM gespeicherte System bot einen Systemmonitor, der einige Funktionen bereitstellte, ohne dass ein Betriebssystem geladen werden musste. Eine dieser Funktionen war der sogenannte Schreibmaschinenmodus, bei dem eingegebene Daten direkt auf dem Monitor angezeigt und gleichzeitig an einen angeschlossenen Drucker gesendet wurden. Darüber hinaus konnte der Xerox 820 als Terminal für Mainframes genutzt werden. Über den seriellen Anschluss konnte das Gerät mit Großrechnern kommunizieren, wobei die maximale Übertragungsrate 19,2 KBit/s betrug.
Das Gehäuse des Xerox 820 war robust und bot Platz für die gesamte Elektronik sowie die Diskettenlaufwerke. Das monochrome Display, das eine Auflösung von 24 Zeilen mit jeweils 80 Zeichen bot, war fest in das System integriert. Die Tastatur war extern und ergonomisch gestaltet, was das Arbeiten erleichterte. Der Xerox 820 bot zudem eine Vielzahl von Erweiterungsmöglichkeiten über seine I/O-Schnittstellen. Neben den bereits erwähnten Disketten- und Festplattenoptionen konnten auch Drucker und Modems angeschlossen werden. Besonders die Nutzung als Terminal war ein stark beworbenes Verkaufsargument.
Die Einführung des Xerox 820 wurde von einem professionellen Marketingansatz begleitet. In den Medien wurde der Computer als "leistungsstarker Allrounder für das Büro" beworben. Zitate aus zeitgenössischen Fachzeitschriften lobten die Vielseitigkeit und Robustheit des Systems, kritisierten jedoch auch die vergleichsweise langsame Prozessorleistung und die begrenzte Kapazität der standardmäßigen 5,25-Zoll-Disketten. In einer Ausgabe von Byte Magazine aus dem Jahr 1981 hieß es beispielsweise: „Der Xerox 820 ist ein solider Einstieg in die Welt der Mikrocomputer, aber seine Standardkonfiguration könnte ambitionierte Nutzer schnell an ihre Grenzen bringen.“ Während der Xerox 820 in bestimmten Märkten, wie der Bildung und kleineren Unternehmen, erfolgreich war, konnte er sich langfristig nicht gegen Konkurrenten wie IBM und Apple durchsetzen, die innovativere und benutzerfreundlichere Systeme anboten. Aussagen von interessierten Anwendern aus der Zeit berichten, dass viele den 820 hauptsächlich wegen der Verlässlichkeit der Marke Xerox wählten, sich jedoch oft von der komplexen Bedienung des CP/M-Betriebssystems abgeschreckt fühlten.
Trotz einiger Schwächen, wie dem eingeschränkten Laufwerk und der begrenzten Prozessorleistung, war der Xerox 820 dank seiner Vielseitigkeit und der breiten Software-Unterstützung ein praktikables System für viele Unternehmen und Bildungseinrichtungen. Seine Fähigkeit, sowohl als eigenständiger Computer als auch als Terminal eingesetzt zu werden, machte ihn zu einer flexiblen Lösung in einer Zeit, in der die Computertechnologie noch in den Kinderschuhen steckte.