ICL One Per Desk (1981)

ICL One Per Desk (1981)

one per desk

By Logg Tandy, CC BY 4.0

Der ICL One Per Desk (OPD) wurde 1984 in Großbritannien als visionäres Hybrid aus Personal Computer und Telefonterminal vorgestellt. Sein Name war Programm: Jedem Büroangestellten sollte so ein Gerät „One Per Desk“ zur Verfügung stehen – ein ehrgeiziger Anspruch, der die damalige Computervision von ICL widerspiegelte. Tatsächlich ging die Entwicklung bereits 1981 aus einer Kooperation zwischen International Computers Limited (ICL), Sinclair Research und British Telecom hervor. Ursprünglich plante man sogar, Sinclairs neuartige Flachbildschirm-Technologie zu verbauen. In einer ICL-Pressemitteilung von 1982 hieß es: „Im Dezember 1981 kündigte ICL an, gemeinsam mit Sinclair Research eine ultraniedrigpreisige integrierte Terminal-/Digitaltelefon-Arbeitsstation zu entwickeln, die Sinclairs Flach-Bildschirm-Technologie und Sinclair BASIC einsetzen sollte. Damals wurde sie unter dem Namen ‘One Per Desk IT Work Station’ getauft.“ Die Vision eines kompakten Computertelefons blieb – der Flachbildschirm hingegen erwies sich als unreif und wurde verworfen. So erschien der OPD 1984 mit konventionellem Monitor, aber immer noch vollgepackt mit innovativen Ideen für den Geschäftsalltag.

Der One Per Desk basiert technisch auf dem Heimcomputer Sinclair QL, dessen Kernkomponenten er übernimmt. Im Herzen arbeitet ein Motorola 68008 Mikroprozessor – ein 32-Bit-Prozessor mit 8-Bit-Datenbus – derselbe wie im QL, getaktet mit etwa 7,5 MHz. Er kann mehrere Programme quasi gleichzeitig ausführen, was perfekt zum hektischen Alltag eines Managers passen sollte. Dem Prozessor standen anfangs 128 KB RAM zur Seite, von denen 32 KB für die Bilddarstellung reserviert waren. Zusätzlich verfügte der OPD über 2 KB batteriegepuffertes CMOS-RAM für Konfigurationen und Kurzwahlverzeichnisse – so blieben Einstellungen auch im Dauerbetrieb erhalten. Das Gerät war auf langfristigen 24/7-Einsatz ausgelegt und verzichtete bewusst auf einen Netzschalter; stattdessen war es permanent betriebsbereit, um Anrufe entgegenzunehmen. Die Stromversorgung und Bildsteuerung waren ins separate Monitor-Modul ausgelagert, wodurch das Hauptgerät lüfterlos und kompakt bleiben konnte.

Auf dem Schreibtisch präsentierte sich der OPD als zweiteiliges System: Tastatur-/Basiseinheit und Monitor waren verbunden durch ein einziges Kabel für Strom und Signal. In der Basiseinheit steckte auch ein handelsüblicher Telefonhörer (ein modifizierter BT-Sceptre-Apparat) seitlich im Gehäuse. Daneben fanden sich an der Vorderseite zwei Microdrive-Laufwerke – winzige bandbasierte Speicherkassetten, die Sinclair entwickelt hatte. Diese Kassetten fassten typischerweise um 100 KB und dienten als Wechselmedium. ICL überarbeitete die Mechanik der Microdrives, um die berüchtigten Zuverlässigkeitsprobleme des QL zu entschärfen. Dennoch blieb der bandbasierte Massenspeicher eine Schwachstelle: Schon zeitgenössische Berichte urteilten, die Microdrive-Technik „überschatte das OPD-Konzept“ negativ. Für datenintensive Anwendungen waren später externe 3,5″-Diskettenlaufwerke von Drittherstellern erhältlich – eine wichtige Ergänzung, denn standardmäßig bot das OPD-System ab Werk keine Diskettenlaufwerke.

Die übrige Anschlusspalette fiel minimalistisch aus. An der Rückseite befand sich ein spezieller RS432-Anschluss für Drucker – ICL bot etwa einen Okimate-Drucker an – der elektrisch dem RS423/RS232-Standard ähnelte. Zwei Buchsen für Telefonleitungen ragten aus dem Telephonie-Modul, um das integrierte Modem mit dem öffentlichen Netz zu verbinden. Über optionale Erweiterungen ließ sich die Konnektivität ausbauen: So gab es z. B. ein „Data Communications Adapter“ von British Telecom, um einen seriellen Port nachzurüsten und den OPD als Terminal an Großrechner anzubinden. Ebenso entwickelte ICL ein Asynchronous Comms Unit (ACU) für höhere Übertragungsraten bis 19200 bps, das am ROM-Modul-Port angeschlossen wurde. Diese professionelle Erweiterbarkeit zeigt, dass das OPD weniger Heimcomputer sein wollte, sondern ein Büro-Arbeitstier mit Kommunikationsfokus.

Die wohl auffälligste Eigenschaft des One Per Desk ist die tiefe Integration von Telefonie und Computerfunktionen. Das eingebaute Modem beherrschte Mehrfachstandards: u. a. V.21/V.23 (1200/75 Baud für Bildschirmtext/Videotex), 1200/1200 Baud (Halbduplex) und sogar klassisches 300 Baud Vollduplex. Bemerkenswert war die Fähigkeit, zwei Telefonleitungen gleichzeitig zu managen – beispielsweise eine Sprachleitung und eine Datenverbindung parallel. Mit speziellen Telefontasten auf der Tastatur konnte der Nutzer Anrufe auf Halten legen, zwischen Leitungen umschalten, per Knopfdruck Wahlwiederholung nutzen oder ein Gespräch auf Freisprechen bzw. den Lautsprecher legen. Eine HOLD-Taste parkte ein Gespräch, während man auf der zweiten Leitung tätig war – geradezu futuristisch für 1984. Zudem besaß der OPD einen hardwareseitigen Sprachsynthesizer (Texas Instruments TMS5220), der für eine integrierte Anrufbeantworter-Funktion genutzt wurde. Im Abwesenheitsmodus konnten vorgefertigte Ansagetexte automatisch über die Leitung abgespielt und eingehende Nachrichten aufgezeichnet werden – das Gerät „plauderte“ also mit Anrufern, wenn der Besitzer nicht am Platz war. Diese Voice-Mail-ähnliche Funktionalität war ihrer Zeit weit voraus und machte das OPD zu mehr als einem simplen Computer: eher zu einer zentralen Schaltstelle für Kommunikation im Büro.

Das Videodisplay des One Per Desk stammte technisch vom Sinclair QL und bot entsprechend für die Zeit passable, wenn auch nicht überragende Grafik. Die maximale Bildschirmauflösung betrug 512 × 256 Pixel, und dabei konnten 4 Farben gleichzeitig dargestellt werden. Alternativ ließ sich eine niedrigere Auflösung von 256 × 256 Pixel nutzen, bei der bis zu 8 Farben aktiv waren. Ein Clou aus der Sinclair-Welt war dabei weiterhin verfügbar: blinkende Grafikattribute, mit denen man Pixel zum Flackern bringen konnte. Text wurde üblicherweise in einem 80×24-Zeichen-Raster dargestellt. Zwei Statuszeilen am unteren Bildschirmrand informierten über Systemmeldungen, Anrufstatus und aktive Tasks. Diese Statuszeilen waren notwendig, da das OPD mehrere Vorgänge simultan handhaben konnte und der Benutzer stets den Überblick über laufende Prozesse behalten musste.

Die Standard-Anzeige erfolgte an einem mitgelieferten 9-Zoll-Monochrommonitor oder optional an einem 14-Zoll-Farbmonitor – beide enthielten das Netzteil für die Basiseinheit. Der Preis für die monochrome Variante lag bei etwa £1.195 plus VAT und für die Farbversion bei £1.625 plus VAT. Inklusive Steuern entsprach das etwa £1.370 bzw. £1.870 Anfang 1985 – umgerechnet etwa 6.000 bis 7.000 € in heutiger Kaufkraft. Damit war das One Per Desk um ein Vielfaches teurer als Heimcomputer jener Zeit und selbst teurer als viele IBM-kompatible PCs.

Anders als der Sinclair QL, der mit QDOS ein recht offenes Betriebssystem bot, setzte ICL beim OPD auf ein fest im ROM verankertes System namens BFS („Basic Functional Software”). Dieses Firmware-basierte OS war menügesteuert und auf einfache Bedienung ausgelegt. Die BFS-Firmware ermöglichte echtes Multitasking: Über spezielle Tasten – START, RESUME, REVIEW – konnte der Nutzer zwischen mehreren gleichzeitig aktiven Anwendungen hin- und herwechseln. Im Hintergrund sorgte ein Kernel für Speicher- und Geräteverwaltung, während ein Director-Modul die laufenden Tasks koordinierte. Das BFS-System integrierte zudem einen Telefon-Manager, elektronische Telefonbücher, Tools für Anrufbeantwortung sowie Datenfernübertragung. Für produktive Anwendungen setzte ICL auf steckbare ROM-Module, die zusätzliche Software enthalten konnten. Besonders bedeutend war das Psion Xchange-Softwarepaket: eine Suite aus Textverarbeitung, Tabelle, Datenbank und Business-Grafik, die schon beim Sinclair QL beliebt war. ICL bot Xchange als vorinstalliertes ROM-Modul an – fünf ROM-Chips mit zusammen ~256 KB, auf Wunsch auch in einer 1 MBit-Variante. Für £130 Aufpreis erhielt man so ein sofort nutzbares Office-Paket. Trotz QL-Verwandtschaft war die Kompatibilität zu normaler QL-Software begrenzt.

Zum Marktstart erhielt ICL beachtliche Großaufträge. British Telecom bestellte 1.500 Geräte im Wert von £4,5 Mio., und Telecom Australia investierte rund £8 Mio. in das System. Innerhalb der ersten neun Monate nach Verfügbarkeit soll ICL Verträge über insgesamt $42 Mio. für OPD-Lieferungen abgeschlossen haben – vor allem mit den Telefongesellschaften in Großbritannien, Australien, Hongkong und Neuseeland. In einem internen Bericht lobte ICL selbstbewusst den eigenen Innovationsgeist: „Wenn es je ein Projekt gab, das den Wert von Teamarbeit und des ICL-Weges gezeigt hat, dann war es der One Per Desk. Andy Roberts und das OPD-Team haben ebenfalls viel Lob erhalten …“ Diese Selbsteinschätzung verrät den Stolz des Unternehmens auf die technische und organisatorische Leistung hinter dem Projekt. Tatsächlich galt der OPD bei ICL als Musterbeispiel für Innovationskraft „made in Britain“.

Trotz innovativer Konzepte blieb das OPD ein Nischenprodukt. Der freie Markt nahm es verhalten auf, doch es fand clevere Anwendungen in Branchen wie dem Bingo-Netzwerk, bei Behörden oder in Autohäusern in Australien. Der technische Anspruch war hoch, aber die Kosten ebenso. ICLs Führungskräfte sahen darin jedoch ein Aushängeschild britischer Ingenieurskunst – ein Symbol, dass das Unternehmen an der Spitze technologischer Entwicklung stehen konnte. Robb Wilmot, damals CEO von ICL, äußerte später, der OPD sei für ihn „ein Wegweiser der Zukunft – der Beweis, dass Kommunikation und Rechnen zusammengehören“.

Diese Sichtweise trifft den Kern: Der OPD war kein gescheitertes Produkt, sondern ein visionäres Experiment, das die Verbindung von Telefonie, Datenverarbeitung und Software vorwegnahm – Jahrzehnte, bevor Smartphones dieselbe Idee verwirklichten.

 

Commodore LCD

Commodore LCD – Ein Bildschirm, der niemals flimmerte

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Der Commodore LCD, häufig auch als CBM LCD bezeichnet, war Commodores ehrgeiziger Versuch, Mitte der 1980er Jahre in den entstehenden Markt der tragbaren Computer vorzudringen – ein Projekt, das technisch vielversprechend begann, aber nie über den Prototypenstatus hinauskam. Vorgestellt wurde das Gerät auf der Winter Consumer Electronics Show im Januar 1985, wo Commodore es als „tragbaren Computer für Profis“ anpries – kompakt, batteriebetrieben und ausgestattet mit einer Vielzahl integrierter Anwendungen. Der graue Klapprechner mit dem aufklappbaren LCD-Display wirkte futuristisch, fast wie ein Vorgriff auf die Notebooks, die erst Jahre später die Bürowelt erobern sollten.

Im Inneren arbeitete ein Rockwell G65SC102, eine energiesparende CMOS-Variante des MOS 6502, die mit 1 MHz lief. Der Prozessor war ein 8-Bit-Klassiker, der sich durch geringen Stromverbrauch und einfache Architektur auszeichnete, und war eine logische Weiterentwicklung des Chips, der bereits im Commodore 64 seinen Dienst tat. Der LCD besaß 32 KB RAM, die auf bis zu 128 KB erweiterbar waren, und 96 KB ROM, in dem nicht nur das Betriebssystem, sondern auch mehrere Anwendungen vorinstalliert waren. Durch die CMOS-Technik erreichte das Gerät eine für damalige Verhältnisse beeindruckende Batterielaufzeit von rund fünf Stunden bei Betrieb über vier NiCd-Akkus.

Das Display war eines der fortschrittlichsten Merkmale. Es handelte sich um ein monochromes Flüssigkristall-Panel mit einer Auflösung von 480 × 128 Pixeln. Im Textmodus bot es 80 Spalten bei 16 Zeilen – doppelt so viel wie der beliebte Tandy Model 100, der nur 8 Zeilen und 40 Spalten darstellen konnte. Das Commodore-Display war klar, kontrastreich und ungewöhnlich schnell, obwohl es nur zwei Farben kannte: Schwarz auf Hellgrau. Damit war der Rechner für Textverarbeitung und Tabellenkalkulation ideal geeignet, während grafische oder farbintensive Anwendungen naturgemäß ausgeschlossen blieben.

Die Tonausgabe war minimalistisch. Statt eines Soundchips wie dem legendären SID des C64 verfügte der LCD nur über einen einfachen Piezo-Lautsprecher, der Beep-Töne und einfache Signale erzeugen konnte. Musik, Klänge oder gar Sprache waren nicht vorgesehen – ein bewusster Verzicht, da Commodore das Gerät als mobiles Arbeitsinstrument konzipierte, nicht als Unterhaltungsplattform.

Trotz seiner kompakten Bauweise – rund 30 × 28 × 5,5 cm bei einem Gewicht von etwa 2,3 kg – verfügte der LCD über eine bemerkenswerte Vielfalt an Anschlüssen. Dazu zählten eine RS-232-Schnittstelle, ein Centronics-Port für Drucker, der Commodore-typische serielle IEC-Bus für Laufwerke und Drucker der C64/C128-Serie sowie ein integriertes 300-Baud-Modem. Dieses besaß sogar Buchsen für einen Akustikkoppler und konnte direkt an Telefonleitungen angeschlossen werden. Ein geplanter Barcode-Leseranschluss und Erweiterungsports zeigten, dass Commodore das System modular auslegen wollte. Als Massenspeicher diente ein Teil des RAMs als RAM-Disk, während externe Laufwerke – darunter ein nie erschienenes 3,5″-Modell namens VC-1561 – vorgesehen waren.

Als Betriebssystem kam Commodore BASIC 3.6 zum Einsatz, eine Variante des C128-BASIC 7.0, angepasst für das LCD-Display. Im ROM waren zahlreiche Programme integriert: eine Textverarbeitung, ein Tabellenkalkulationsprogramm, ein Adressbuch, ein Kalender, ein Taschenrechner, ein Notizbuch und ein Terminal-Programm zur Datenübertragung über das interne Modem. Das Startmenü bot direkten Zugriff auf diese Anwendungen, was den LCD zu einem der ersten Computer mit „out-of-the-box“-Softwarepaket machte. Für Entwickler stand außerdem ein Maschinensprache-Monitor bereit, mit dem Programme in Assembler geschrieben und getestet werden konnten.

Die Entwicklung begann 1984 unter Leitung von Jeff Porter, der zuvor an Commodores Modemprojekten gearbeitet hatte. Unterstützt wurde er von Bil Herd – bekannt durch den C128 – sowie Ian Kirschman, Hedley Davis, Judy Braddick, Andy Finkle und Carolyn Scheppner. Commodore wollte mit dem Projekt nicht nur ein neues Produkt, sondern auch eine eigene LCD-Fertigung in Dallas nutzen, die aus früheren Uhrenprojekten stammte. Der LCD war also auch ein Versuch, interne Ressourcen gewinnbringend einzusetzen. Der anvisierte Verkaufspreis lag unter 600 US-Dollar, was inflationsbereinigt etwa 1.700 Euro entspräche – ein erstaunlich niedriger Preis im Vergleich zu Konkurrenten wie dem Tandy Model 100 (800 $) oder IBMs PC Convertible (über 1.500 $).

Trotz seiner vielversprechenden Technik und des attraktiven Preises kam es nie zur Serienproduktion. Commodores damaliger CEO Marshall Smith stellte das Projekt überraschend ein, nachdem ihn angeblich der Chef von Tandy auf der CES davon überzeugt hatte, dass mit tragbaren LCD-Computern kein Geld zu verdienen sei. Smith nahm diesen Rat ernst, verkaufte Commodores LCD-Abteilung und stoppte das Projekt kurz vor Produktionsbeginn. Laut Zeitzeugen wie Bil Herd und Jeff Porter lagen bereits rund 15.000 Vorbestellungen von Händlern vor, die Commodore damit ungenutzt verstreichen ließ.

Der Commodore LCD hatte klare Stärken: Er war leicht, vielseitig, günstig und mit zahlreichen Schnittstellen ausgestattet. Sein 80-Spalten-Display war ein Alleinstellungsmerkmal in seiner Preisklasse, und das eingebaute Modem hätte ihn zu einem frühen mobilen Kommunikationsgerät gemacht. Doch er hatte auch Schwächen – vor allem die fehlende C64-Kompatibilität, keine Farb- oder Tonfähigkeiten und eine rein auf Text ausgelegte Software. Dadurch blieb er zwischen den Zielgruppen gefangen: zu sachlich für Heimnutzer, zu schwach für Geschäftsleute.

Heute existieren nur noch wenige Exemplare, vermutlich weniger als fünf weltweit. Sie befinden sich in den Händen ehemaliger Commodore-Ingenieure und Sammler. Der Commodore LCD blieb ein faszinierendes „Was-wäre-wenn“-Projekt – ein tragbarer Computer, der seiner Zeit voraus war, aber an einer einzigen Fehlentscheidung scheiterte. Wäre er erschienen, hätte Commodore womöglich den frühen Laptop-Markt entscheidend mitgestalten können. Stattdessen wandte sich das Unternehmen bald der Amiga-Produktlinie zu, während Firmen wie Tandy, Toshiba und IBM den mobilen Markt übernahmen. Der CBM LCD steht heute als Symbol für verpasste Chancen, für den Pioniergeist der Ingenieure und für den tragischen Irrtum einer Führungsetage, die nicht erkannte, dass hier ein Stück Zukunft in ihren Laboren stand.

Osborne Vixen

Osborne Vixen

hd item 764378 6c765daaddDie Osborne Vixen (auch Osborne 4) war ein tragbarer „Luggable“-Computer, der – nach dem riesigen Erfolg des Osborne 1 (1981) und des Executive (1983) – Ende 1984 auf den Markt kam. Sie entstand, als die Osborne Computer Corp. gerade nach ihrer Pleite von 1983 („Bankruptcy“ im September 1983) wieder reorganisiert wurde. Adam Osborne, der Firmengründer, hatte zwischenzeitlich das Unternehmen verlassen. Die nun rekonstruierte Firma brachte 1984 die Vixen heraus – anfangs in Schwarz geplant, letztlich als beige/grau-beiger Koffer mit auffälligem, innen olivgrünem Innenleben. Die Anzeigen warben damit, „das Unternehmen, das den ersten tragbaren Business-Computer vorgestellt hat, ist zurück“ – und priesen: „One year later, it’s still ahead of its time“. Tatsächlich war die Vixen – trotz überarbeiteter Hardware – schon beim Erscheinen 1984 technisch überholt, da inzwischen IBM-PC-kompatible Tragbare dominierten. Ein früheres Vixen-Modell (mit 5″ grünem Bildschirm) war bereits 1983 nicht veröffentlicht worden, als die Firma insolvent ging. Nach der Überarbeitung zeichnete sich die 1984 freigegebene Vixen durch einen 7-Zoll-CRT-Monitor mit bernsteinfarbenem Bildschirmlinien aus (80×24 Text, rein monochrom). Außerdem besaß sie zwei 5¼″-Diskettenlaufwerke (400 KB, doppelt bespielbar), die diesmal vertikal eingebaut waren. Sie wog nur rund 8,2 kg (18 lbs) und hatte die kompakten Abmessungen 32,1×41,3×15,9 cm, so dass – ganz im Osborne-Geist – beworben wurde, man könne sie ohne Platzprobleme unter einem Flugzeugsitz verstauen.

Als Herzstück diente der Zilog Z80A-Prozessor mit 4 MHz Taktfrequenz, eine weit verbreitete 8-Bit-CPU, die als Software-Weiterentwicklung des Intel 8080 gilt. Der Z80 war bekannt für umfangreiche Befehlsregister und speicherfreundliche Blockoperationen; er trieb die CP/M-2.2-Plattform an, die auf 64 KB Arbeitsspeicher begrenzt ist (genau die Speicherausstattung der Vixen). Das Betriebssystem war wie bei den Vorgängern Digital Researchs CP/M 2.2. Osborne lieferte die Vixen mit einem kompletten Anwendungs-Bundle: das bekannte Textprogramm WordStar, die Tabellenkalkulation SuperCalc, Microsoft BASIC (MBASIC), sowie Utility- und Grafikprogramme wie Osboard, TurnKey und MediaMaster und sogar ein kleines Spiel namens „Desolation“.

Die Anbindung an Peripherie erfolgte über standardisierte Ports: ein Centronics-Parallelausgang für Drucker, ein RS-232-Serienport für Modems oder Terminals und ein IEEE-488/SASI-Anschluss für das optionale Festplatten-Subsystem. Über Composite-Video ließ sich ein externer Monitor anschließen. Geplante Erweiterungen umfassten vor allem das 10-MB-„Osborne Hard Disk Subsystem“ (für knapp 1.500 US$), das über eine interne SASI/SCSI-Karte betrieben wurde. Wie schon beim Osborne 1 war auch hier ein eingebauter Piezo-Summer das einzige Klangmittel – es gab keinen Soundchip im modernen Sinne.

Der Einführungspreis betrug 1.298 US-Dollar. Inflationsbereinigt entspricht das etwa 3.900 US-Dollar, also rund 3.500–3.700 € (Stand 2024). Gegenüber Konkurrenzmodellen war die Vixen günstig und sehr kompakt. Sie war deutlich leichter und kleiner als ihre Vorgänger Osborne 1/Executive (die oft um die 20–30 kg wogen) und rivalisierte im US-Markt vor allem mit anderen CP/M-Maschinen wie dem Kaypro II oder dem Compaq Portable. Im Gegensatz zur teuren Executive (mit 9″-Display) war der Vixen mit ihrem 7″-Monitor günstiger und mobiler – allerdings auf Kosten der Grafikauflösung. Gegenüber dem IBM-kompatiblen Compaq (1983) oder neueren PC-Laptops hatte die Vixen aber entscheidende Nachteile: Sie lief nur unter CP/M, war im Jahr 1984 schon veraltet und bot kein Farbbild. So konnte sie letztlich nicht mit den Standards der IBM-Welt mithalten und hatte gegen die rasch wachsende Konkurrenz (Compaq, Atari Portfolio, Epson-Projekte etc.) wenig Chancen.

Anekdotisch ist, dass Adam Osborne in einer TV-Show 1984 bereits resigniert bemerkte, „die PC-Branche setzt massiv auf große, standardisierte Hersteller“ – eine Erkenntnis, die das Schicksal des Vixen vorwegzunehmen schien. Firmengründer Adam Osborne (1939–2003) war zu dieser Zeit bereits nicht mehr bei der Firma. Der Brite amerikanischer Herkunft, einst erfolgreicher Verlagsunternehmer und Technikpublizist, hatte in den späten 70er-Jahren den Einstieg ins Hardware-Business gesucht. Zu Beginn seiner Computer-Karriere rekrutierte Osborne den erfahrenen Entwickler Lee Felsenstein (Jg. 1945), der bereits frühere Heimcomputer entworfen hatte; gemeinsam entwickelten sie den legendären Osborne 1. Diese frühen Entwickler (Osborne und Felsenstein) sorgten für die technischen Grundlagen und die Software-Bündelung, die Osborne-Produkte berühmt machten. Nach Osbornes Weggang setzten Manager und neue Partner das Vixen-Projekt um – unter anderem der Berater Fred Coury, der laut Museumseintrag die Vixen baute und über eine Firma namens Worswick vertrieb.

Der Osborne Vixen war kommerziell allerdings kaum erfolgreich. Schon kurz nach der Vorstellung stellten Beobachter fest, dass weder dieses Modell noch das parallel eingeführte IBM-kompatible Schwestermodell („Encore“ oder „Pivot II“) nennenswerte Verkäufe erzielten. Genaue Verkaufszahlen gibt es nicht, doch Fachleute schätzen, dass nur wenige Hundert bis wenige Tausend Exemplare hergestellt wurden – ein Winzling im Vergleich zu den zigtausend verkauften Osborne 1-Geräten in den frühen 80ern. Schlussendlich führte auch die Vixen den Hersteller nicht in eine neue, prosperierende Richtung: 1986 musste Osborne Computer endgültig schließen.

Insgesamt war der Vixen ein typisches „Begräbnismodell“ einer einst erfolgreichen Linie: technisch antiquiert, aber sympathisch vollständig mit Software gebündelt und eigenwillig gestaltet (etwa mit dem Klapp-Tastatur-Design). Für Retro-Enthusiasten bleibt er eine Kuriosität: ein technisch konsequenter, sehr kompakter Nachfolger des Osborne 1 für den US-Markt – allerdings am Ende eine Sackgasse.

NEC PC-8801

NEC PC-8801

pc8801

By phreakindee - https://www.flickr.com/photos/phreakindee/28416963104/

Als NEC im Dezember 1981 den PC-8801 vorstellte, war das Unternehmen längst kein Neuling mehr auf dem Heimcomputermarkt. Mit dem PC-8001 hatte man bereits 1979 einen Überraschungserfolg gelandet und sich in Japan zur führenden Marke entwickelt. Der neue PC-8801 jedoch zielte eine Stufe höher: Er sollte nicht mehr bloß Bastlern und Hobbyisten dienen, sondern als vollwertiger Alleskönner sowohl im Wohnzimmer als auch im Büro überzeugen. Der Preis von 228.000 Yen, inflationsbereinigt rund 1.900 Euro, war nichts für die Hosentasche, aber NEC versprach eine Maschine, die Arbeit und Freizeit in einem Gehäuse vereinte.

Im Herzen des Rechners schlug ein NEC µPD780C-1, ein Zilog-Z80A-kompatibler 8-Bit-Prozessor mit 4 MHz Takt. Wer bis dahin mit einem PC-6001 oder Sharp MZ hantiert hatte, staunte nicht schlecht, wie flott der PC-8801 Programme abarbeitete. 64 KB RAM und satte 48 KB Video-RAM standen zur Verfügung. Die Grafikausgabe konnte sich sehen lassen: 640 × 200 Pixel in acht Farben oder 640 × 400 in zwei Farben, dazu Textmodi für Tabellenkalkulation und Programmierspaß. Gegenüber der Konkurrenz war das ein deutlicher Vorsprung – man konnte nun Buchstaben in gestochen scharfer Qualität auf den Bildschirm bringen, ohne dass sie aussahen, als seien sie von einer klapprigen Schreibmaschine abgetippt.

Beim Ton blieb NEC allerdings knausrig. Statt eines richtigen Soundchips gab es im Urmodell nur einen simplen Pieper, der bestenfalls kurze Töne von sich gab. Während der Fujitsu FM-7 und der Sharp X1 schon mit PSG- oder FM-Sound prahlten, musste sich der PC-8801 mit einem „Piep, Piep“ begnügen. Später sollten Nachfolger mit Yamaha-Chips auftrumpfen und damit ein ganzes Genre an Videospielmusik inspirieren, doch 1981 klang der PC-8801 so bescheiden wie ein Wecker.

Als Betriebssystem diente N88-BASIC, fest im ROM verankert. Man schaltete die Maschine ein und konnte sofort loslegen. Wer geschäftliche Ambitionen hatte, konnte den Rechner auch mit CP/M nutzen und so auf die wachsende Softwarebibliothek im Bürobereich zugreifen. Massenspeicher war anfangs vor allem die gute alte Kassette, aber NEC bot schnell externe 5,25-Zoll-Diskettenlaufwerke an, die sich über Erweiterungscontroller anschließen ließen. Überhaupt war die Anschlussvielfalt ein Trumpf: Centronics-Port für Drucker, RS-232C für Modems und Terminals, Monitoranschluss und Steckplätze für Erweiterungen. So konnte man den PC-8801 zum Plotter-Künstler, Spielesystem oder ernsthaften Businessrechner ausbauen.

Die Entwickler Tomio Goto und Akira Kato, die schon am PC-8001 mitgewirkt hatten, galten als die Architekten dieser neuen Maschine. Goto, ein Ingenieur mit Leidenschaft für saubere Architektur, wollte die Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft schlagen: volle Kompatibilität zum PC-8001, aber auch genug Power für die kommenden Jahre. Kato war pragmatischer und erinnerte sich später: „Wir wollten eine Maschine, die in Japan mehr war als ein Spielzeug, eine Brücke zwischen Arbeit und Unterhaltung.“ Zusammen prägten sie nicht nur den PC-8801, sondern ebneten auch den Weg für spätere NEC-Erfolge wie die PC-98-Serie und sogar die PC Engine.

Der Erfolg gab ihnen recht. Bereits bis Ende 1983 waren 170.000 Geräte verkauft, bis 1989 summierte sich die PC-8800-Serie auf fast 940.000 Einheiten – bemerkenswert, weil sie damit sogar besser lief als NECs eigene 16-Bit-Linie PC-9800 im selben Zeitraum. Zeitgenössische Magazine schrieben ehrfürchtig, NEC sei in Japan inzwischen so etwas wie „das IBM für den Heimgebrauch“.

Natürlich hatte das Gerät seine Schwächen. Der hohe Preis schreckte viele Käufer ab, und Spieler murrten über den mageren Sound. Doch die brillante Grafik, die Abwärtskompatibilität zum PC-8001 und die flexible Erweiterbarkeit machten den PC-8801 zur Lieblingsmaschine von Studenten, Entwicklern und frühen Spielefirmen. Yuzo Koshiro, später berühmt für seine Musik zu Streets of Rage, machte seine ersten Schritte auf einem PC-8801 – und komponierte dort mit denselben piepsigen Tönen, die viele Nutzer damals verfluchten.

Langfristig führte der PC-8801 NEC in eine neue Richtung. Ab 1983 trennte man bei NEC die Produktlinien: Die Home-Electronics-Sparte kümmerte sich um die 8-Bit-Geräte wie PC-6000 und PC-8800, während die Business-Sparte mit der PC-98-Serie die 16-Bit-Zukunft vorbereitete. Der PC-8801 war dabei das Bindeglied – ein Heimcomputer, der sich nicht scheute, auch in Büros zu stehen, und ein Bürocomputer, der eine ganze Generation von Videospielentwicklern prägte.

Seine Nachfolger – vom PC-8801mkII bis zu den SR-, FH- und MH-Modellen – brachten mehr Speicher, bessere Grafik und vor allem Soundchips, die das Gerät endgültig zur Spieleplattform machten. Doch das Original von 1981 bleibt der Beginn einer Legende: ein kantiger, teurer, aber zukunftsweisender Computer, der mit einem simplen „Piep“ Japans Heimcomputerära prägte.

Und vielleicht war es genau dieser nervige Piepton, der so manchen Studenten damals dazu brachte, selbst Musik oder Spiele zu programmieren. Manchmal beginnen Revolutionen eben nicht mit einem Orchester, sondern mit einem einzelnen, unvergesslichen Ton.

Dynamac EL

Dynamac EL

dynamac elDer Dynamac EL war der erste portable Macintosh-Klon und ein einzigartiger Versuch, den Apple Macintosh lange vor Apples eigenem Portable in ein transportables Format zu bringen. Entwickelt von der Dynamac Corporation in Colorado und vorgestellt im Frühjahr 1988, handelte es sich um einen inoffiziellen Macintosh-Plus-Umbau in Form eines tragbaren Computers. Apple hatte dem Unternehmen dafür eigens gestattet, Original-Macintosh-Komponenten wie das ROM und das Motherboard zu verwenden. Chefentwickler war Bill Goins, der nach dem Dynamac-Projekt zu Apple wechselte und später sogar beim lizenzierten Mac-Klon-Hersteller Power Computing tätig war. Die Modellbezeichnung „EL-1701-A“ war augenzwinkernd an die USS Enterprise aus Star Trek angelehnt, ein Detail, das den Enthusiasmus des Entwicklerteams zeigt.

Bereits das Vorgängermodell Dynamac von 1987 – im schweren Metallgehäuse und rund 11 kg Gewicht – hatte für Aufsehen gesorgt. Der Dynamac EL („Extra Light“ oder auch scherzhaft „ElectroLuminescent“) war die überarbeitete Leichtversion davon. Statt Metall setzte man ein spezielles schwarzes Cycolac-Plastikgehäuse ein, was das Gewicht auf etwa 8,2 kg senkte – immer noch eine Wucht, aber gut 3 kg leichter als der Ur-Dynamac. Optisch erinnerte das Gerät an einen klobigen schwarzen Aktenkoffer mit integriertem 9-Zoll-Bildschirm. Eine ausklappbare Tragegriff-Leiste diente gleichzeitig als Stütze, um das Display schräg zu stellen. Die Tastatur wurde – wie beim Mac Plus – über ein Spiralkabel angeschlossen, und als Zeigegerät musste mangels Trackball eine externe Maus dienen. Im Gegensatz zu Apples erst 1989 erscheinendem Macintosh Portable, der ohne Bildschirmhintergrundbeleuchtung auskam, besaß der Dynamac EL bereits einen beleuchteten Monitor. Seine Anzeige beruhte auf einem amberfarbenen Elektrolumineszenz-Panel, das mit 640 × 400 Pixeln eine für die Zeit großzügige Auflösung bot – höher als die üblichen 512 × 342 Bildpunkte des Macintosh Plus. Farben konnte der EL zwar keine darstellen, doch wurde die Darstellung als hell und gestochen scharf gelobt. Ein Tester schrieb begeistert, Dynamac biete „der Mac-Welt die Möglichkeit, flach zu gehen“ – ein Seitenhieb auf Apples fehlende portable Lösungen jener Zeit.

Technisch entsprach der Dynamac EL im Kern einem Macintosh Plus. Als Prozessor diente ein Motorola 68000 mit 8 MHz Taktfrequenz. Dieser 16/32-Bit-CISC-Chip war Mitte der 80er Apples Standard-CPU und bot – trotz fehlendem mathematischen Koprozessor – genügend Leistung für damalige Anwendungen. Die Dynamik des Systems entsprach einem Mac Plus, da sogar original Apple-ROMs und -Chips verbaut waren. Tatsächlich wurden für jeden Dynamac-Portable reguläre Macintosh-Platinen verwendet und in das neue Gehäuse „umgepflanzt“. Ein zeitgenössischer Bericht beschrieb es so: „Nur Apple kann einen Mac bauen. Die Dynamac-Leute bauen keine Macs, sie nehmen Apple-Komponenten, re-engineeren sie und fügen Komponenten anderer Hersteller hinzu.“ Die Entwickler von Dynamac kauften also Apple-Rechner ein und konstruierten daraus in Handarbeit einen Laptop – mit zusätzlichen Eigenentwicklungen wie der neuen Bildschirm-Ansteuerung und dem Gehäuse. Im Inneren saß die originale Macintosh-Logikplatine zusammen mit einer Tochterplatine, die Anschlüsse und Stromversorgung neu organisierte. Über dem Motherboard waren das 3,5″-Diskettenlaufwerk (800 KB, doppelseitig) und die Festplatte montiert. Je nach Kundenwunsch wurde eine SCSI-Festplatte mit 20 MB oder 40 MB Kapazität eingebaut. Auch ein internes Modem war verfügbar: standardmäßig 1200 bps, optional auch 2400 bps für schnellere DFÜ-Verbindungen.

An der Gehäusefront befand sich links das Diskettenlaufwerk und rechts Lüftungsschlitze sowie Status-LEDs. Auf der Rückseite bot der Dynamac EL eine Fülle von Anschlüssen, größtenteils identisch mit denen des Mac Plus: zwei Mini-DIN-8-Seriellports (für Drucker/Modem), ein großer DB-25-SCSI-Anschluss zum Anschluss externer Festplatten oder CD-ROMs, ein Diskettenport für ein externes 3,5″-Laufwerk sowie der Keyboard-Anschluss und der DB-9-Anschluss für die Maus. Darüber hinaus verfügte der Dynamac über Extras, die der Mac Plus nicht hatte: So gab es zwei RJ11-Telefonbuchsen für das interne Modem. Besonders hervorzuheben ist auch der Monitoranschluss – eine Schnittstelle, mit der man einen externen Bildschirm ansteuern konnte. Tatsächlich ließ sich der Dynamac bei Bedarf an große externe Monitore anschließen; Anwender berichteten, dass das Gerät sogar einen 21″-Apple-Monitor oder einen 13″-Farbbildschirm betreiben konnte, wofür eigens eine erweiterte Grafikkarte integriert war. Zusätzlich gab es einen RCA-Composite-Videoausgang (NTSC), um Präsentationen auf einem Fernseher anzeigen zu können – etwas, das bei Standard-Macs erst mit Zusatzhardware möglich war. Die Soundausgabe erfolgte über den eingebauten Lautsprecher und entsprach dem Macintosh-Standard: ein monophones 8-Bit-Signal, das vom 68000-Prozessor via DAC erzeugt wurde. Einen dedizierten Soundchip oder Stereo-Ausgang besaß der Dynamac nicht.

Mit seinen Maßen von etwa 36 × 38 × 8 cm und dem Gewicht von rund 8 kg war der Dynamac EL zwar tragbar, aber nur bedingt mobil. Ein Akkubetrieb war standardmäßig nicht vorgesehen – das Gerät lief primär am Stromnetz. Allerdings bot Dynamac einen externen Batteriepack als Zubehör an, um es kurzzeitig unabhängig von der Steckdose zu machen. Dieser Akku-Pack war optional und erhöhte das Gesamtgewicht weiter, zudem war die Laufzeit begrenzt. Die fehlende eingebaute Batterie sowie der Zwang, eine separate Maus mitzuführen, schränkten den praktischen Nutzen unterwegs etwas ein. Trotzdem war die Idee, überall ein vollwertiges Mac-System dabeizuhaben, äußerst reizvoll. Der Dynamac EL lief mit dem gewohnten Mac-Betriebssystem (System 6), war komplett softwarekompatibel und konnte alle Programme ausführen, die auch auf einem Macintosh Plus liefen. Tatsächlich unterstützte das Gerät später sogar Betriebssystem-Versionen bis System 7.5, was seine Zukunftssicherheit unter Beweis stellte.

Preislich war der Dynamac EL allerdings ein Luxusgut. Die Version von 1988 schlug mit etwa 6000 US-Dollar zu Buche – wohlgemerkt ohne Sonderausstattung. Das entsprach über 14.000 Dollar in heutiger Kaufkraft, also mehr als 12.000 Euro. In Deutschland hätte der Dynamac inflationsbereinigt vermutlich über 15.000 Euro gekostet – ein enormer Betrag, mehr als so mancher Kleinwagen der Zeit. Ein Journalist scherzte daher: „Wenn Sie Mercedes fahren, in St. Moritz Urlaub machen und nicht nach dem Preis fragen müssen – der Dynamac ist absolut für Sie.“ Diese Bemerkung unterstreicht, dass der Dynamac EL in erster Linie wohlhabende Geschäftsleute und Enthusiasten ansprach. Für viele normale Anwender blieb das Gerät unerschwinglich, zumal man für diesen Preis auch zwei stationäre Macs hätte kaufen können.

Auch im Vergleich zu Konkurrenzmodellen zeigte sich, dass der Dynamac zwar ein Pionier, aber kein perfekter Mobilrechner war. 1987/88 traten mehrere Firmen mit Mac-Portables auf: Neben Dynamac vor allem Colby Systems mit dem WalkMac und später OutBound Systems mit dem Outbound Laptop. Colbys tragbarer Mac war etwas leichter und verfügte optional über Akku und sogar einen integrierten Drucker, hatte aber kein EL-Display. Der Outbound Laptop von 1989 war deutlich kompakter und leichter als der Dynamac, mit modernerem Prozessor und eingebautem Trackball, erforderte aber den Einbau von ROM-Bausteinen aus einem Mac. Apples eigener Macintosh Portable von 1989 übertraf den Dynamac in mancher Hinsicht technisch – er hatte einen schnelleren Prozessor, eingebaute Batterie mit langer Laufzeit und Trackball, war aber immer noch schwer und noch teurer. Kurioserweise fehlte dem ersten Apple Portable eine Hintergrundbeleuchtung, was dem Dynamac EL mit seinem hellen EL-Display einen Vorteil verschaffte.

Pro Dynamac sprachen das beleuchtete Display, die völlige Macintosh-Kompatibilität und der vorhandene Videoausgang. Auch war er bereits vor Apples Einstieg verfügbar, sodass ungeduldige Macintosh-Fans nicht bis 1989 warten mussten. Kontra Dynamac standen das hohe Gewicht, die fehlende eingebaute Maus oder Trackball, der Netzbetrieb und vor allem der exorbitante Preis. So blieb der Dynamac letztlich ein Nischenprodukt für Technik-Visionäre und zahlungskräftige Spezialanwender.

Insgesamt wurden vom Dynamac EL vermutlich sehr wenige Exemplare verkauft – genaue Stückzahlen sind nicht überliefert, Schätzungen gehen von einigen Hundert aus. Entsprechend selten tauchen heute noch Geräte auf, Sammler sprechen von einer Rarität. Dynamac hatte zwar ein technisch innovatives Produkt geschaffen, doch wirtschaftlich lohnte es sich nicht. Bereits Ende 1988 musste die Firma den Vertrieb einstellen. Die Dynamac Corporation – 1970 von Diana und Donald MacArthur gegründet – wandte sich in den Folgejahren anderen Geschäftsbereichen zu und stieg aus dem Computermarkt aus. Der Dynamac EL führte das Unternehmen also nicht in eine neue, erfolgreiche Richtung, sondern blieb ein einmaliges Abenteuer.

Allerdings kann man sagen, dass Dynamac Apple indirekt beeinflusst hat. Die Existenz dieser tragbaren Mac-Klone zeigte Apple, dass ein Markt für mobile Macs da war. Apple tolerierte Dynamac anfänglich, sogar offiziell, da originale Macintosh-Platinen mit Rabatt geliefert wurden. Dieses Entgegenkommen beruhte darauf, dass Dynamac legitime Apple-Hardware verbaute und somit keine Urheberrechte verletzte. Rechtliche Schritte waren daher nicht nötig, anders als bei späteren unautorisierten Klonherstellern.

Fazit: Der Dynamac EL war seiner Zeit voraus – der erste echte Macintosh-Laptop, entwickelt von findigen Ingenieuren mit Apples Segen, aber auf dem Markt letztlich zu teuer und unhandlich, um einen Durchbruch zu schaffen. Er bot Mac-Fans mit dicker Brieftasche einen faszinierenden Vorgeschmack auf mobiles Computing à la Apple, komplett mit Original-Mac-OS und großem Bildschirm unterwegs. Anekdoten wie der eingebaute Star-Trek-Gruß und der Samsonite-Koffer als Transportcase zeugen vom Pioniergeist hinter dem Produkt. Obwohl der Dynamac EL kommerziell scheiterte und heute fast vergessen ist, bleibt sein Platz in der Computergeschichte sicher: Als kühner Vorreiter der PowerBooks und als Beleg dafür, dass selbst außerhalb Cupertino großartige Macintosh-Ideen entstehen konnten.

Dubna 48k

Dubna 48k

samsung digital cameraDer Dubna 48K war ein sowjetischer Heimcomputer und ein direkter Klon des Sinclair ZX Spectrum 48K, ausgestattet mit 48 Kilobyte Arbeitsspeicher. Entwickelt und produziert wurde er im Instrumentenwerk „Tensor“ in der Stadt Dubna nahe Moskau, das eigentlich auf Messtechnik und Komponenten für Kernkraftwerke spezialisiert war. Ende der 1980er Jahre, als sich der staatliche Bedarf an solchen Geräten verringerte, suchte das Werk nach neuen Produkten und wandte sich dem aufkommenden Markt für Personalcomputer zu. Der britische ZX Spectrum diente als technisches Vorbild, da er sich durch einfache Bauweise und eine große Softwarebibliothek auszeichnete. Bereits 1987 liefen erste Exemplare des Dubna 48K vom Band, offiziell in größerer Stückzahl jedoch erst ab den frühen 1990er Jahren. Damit gehörte er zu den ersten in Russland hergestellten Heimcomputern und fand vor allem im Bildungswesen weite Verbreitung.

Federführend bei der Entwicklung war Sergej Wlassow, Ingenieur bei Tensor, der in lokalen Publikationen oft als „Vater des Dubna 48K“ bezeichnet wird. Wlassow erinnerte sich später daran, dass der Verkaufspreis bei etwa 700 bis 800 Rubel lag, was dem Wert eines Farbfernsehers entsprach. Für sowjetische Privathaushalte war dies eine erhebliche Investition, die inflationsbereinigt rund 1.500 Euro in heutiger Kaufkraft ausmacht. Im Lieferumfang befanden sich neben dem Rechner ein externes Netzteil, ein HF-Modulator für den Fernseher sowie umfangreiche Handbücher, darunter ein BASIC-Handbuch und sogar vollständige Schaltpläne – etwas, das den Bildungscharakter dieses Geräts unterstrich.

Technisch basierte der Dubna 48K auf einem Z80-kompatiblen Prozessor, konkret dem in der DDR gefertigten MME 80A. Dieser lief allerdings nur mit 1,875 Megahertz – etwa halb so schnell wie der originale ZX Spectrum mit 3,5 Megahertz. Um den langsameren Takt zu berücksichtigen, mussten die Routinen im ROM entsprechend angepasst werden. Trotz dieser Modifikationen blieb ein Geschwindigkeitsnachteil, der sich vor allem in Spielen bemerkbar machte: Actiontitel liefen spürbar langsamer, und schätzungsweise 10 bis 15 Prozent der Spectrum-Spiele konnten gar nicht geladen werden, da ihre Schnelllader nicht kompatibel waren. Besonders betroffen waren Spiele mit eigenen Kassettenladeverfahren, während textbasierte Adventures meist problemlos funktionierten.

Der Rechner besaß 48 Kilobyte RAM, verteilt auf 16 einzelne Speicherchips, sowie 16 Kilobyte ROM mit dem Sinclair BASIC-Interpreter. Als Grafikmodus diente die Spectrum-typische Auflösung von 256 mal 192 Bildpunkten mit 15 darstellbaren Farben – acht Grundfarben, jeweils in normal oder hell, was praktisch 15 verschiedene Farbwerte erlaubte. Die Ausgabe erfolgte auf einem handelsüblichen Fernseher, über einen mitgelieferten Modulator für das sowjetische SECAM-Fernsehsystem. Ein Textmodus mit 32 mal 24 Zeichen stand ebenso zur Verfügung. Gespeichert wurde auf Kompaktkassetten, und ein passender Rekorder musste separat angeschlossen werden. Ein Diskettenlaufwerk war nicht vorgesehen, konnte aber theoretisch nachgerüstet werden. Besonderheiten waren ein serienmäßiger RS-232-Anschluss, der für serielle Datenübertragung nutzbar war, sowie ein Joystickport, kompatibel zum Kempston-Interface. Der Sound beschränkte sich auf einen einfachen 1-Bit-Lautsprecher für Pieptöne, womit der Dubna weit hinter westlichen Rechnern wie dem Commodore 64 zurückblieb.

Das Gehäuse existierte in mehreren Ausführungen: zunächst aus Metall, später auch aus Kunststoff, und in unterschiedlichen Farben wie Grau, Schwarz oder sogar Gelb. Mit rund 32 mal 25 Zentimetern Grundfläche war er kompakt, aber deutlich schwerer als westliche Pendants, da viele Schaltungen diskret mit über 60 Standardchips aufgebaut waren. Der Dubna startete nach dem Einschalten direkt in den Sinclair BASIC-Interpreter, ein eigenständiges Betriebssystem gab es nicht. Software musste geladen oder selbst programmiert werden, wozu er in sowjetischen Schulen rege genutzt wurde. Hier erfüllte der Dubna seine Rolle als Lerncomputer, mit dem Schüler erste Schritte in Programmierung und Informatik unternahmen. Spiele, vor allem portierte Spectrum- und teils sogar umgesetzte NES-Titel, machten ihn gleichzeitig für Jugendliche attraktiv.

Verglichen mit Konkurrenzmodellen zeigte der Dubna klare Vor- und Nachteile. Gegenüber Bastlerlösungen wie dem „Leningrad“-Klon war er ein voll montiertes, robustes Produkt, das ohne Eigenbau nutzbar war. Gegenüber leistungsfähigeren Clones wie dem Pentagon 48K oder westlichen Heimcomputern hinkte er jedoch spürbar hinterher: geringere Geschwindigkeit, kein Soundchip, keine Massenspeichererweiterung. Dennoch war sein größter Vorteil die Verfügbarkeit – in der UdSSR konnte man den Dubna offiziell kaufen, während westliche Rechner schwer zugänglich und teuer waren.

vlv8rfts0t051Über die Verkaufszahlen gibt es keine offiziellen Angaben, doch Berichte sprechen von einer reißenden Nachfrage. Tausende Exemplare gelangten an Schulen, Institute und Privatkunden in der ganzen Sowjetunion. In der Presse wurde er vereinzelt als Beispiel für den technischen Aufholversuch der UdSSR gewürdigt. Später erlangte der Dubna 48K einen kuriosen Nachruhm, als er im Hollywood-Film „Jason Bourne“ als Hacker-Werkzeug gezeigt wurde – eine ironische Verzerrung, da der echte Dubna kaum mehr konnte als einfache Spiele und BASIC-Programme.

Für das Werk Tensor bedeutete der Dubna 48K einen kurzzeitigen Ausflug in die Welt der Heimcomputer. Die Leitung um Juri Nikitski und Viktor Pigarew hatte das Projekt aus ökonomischen Gründen angestoßen, um ein neues Standbein aufzubauen. Nach dem Ende der Sowjetunion und dem Nachlassen der Nachfrage stellte Tensor die Computerproduktion jedoch wieder ein und konzentrierte sich erneut auf Spezialtechnik. Damit blieb der Dubna 48K ein Einzelstück, das dennoch eine ganze Schülergeneration prägte.

Sergej Wlassow, sein Hauptentwickler, ging als Name untrennbar mit dem Projekt in die russische Computerhistorie ein, auch wenn seine Karriere ansonsten kaum dokumentiert ist. Weitere beteiligte Ingenieure wie Viktor Pigarew leiteten später andere Unternehmenszweige. So bleibt der Dubna 48K ein nostalgisches Symbol für den Einzug der Heimcomputer in sowjetische Haushalte und Klassenzimmer, technisch schon bei Erscheinen veraltet, aber kulturell ein bedeutendes Bindeglied zwischen den westlichen Heimcomputern der 80er Jahre und der jungen Informatikgeneration der 90er in Russland.

Sinclair PC200

Sinclair PC200

sinclair pc 200 reconstructed white bg

By Marchin Wichary, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16692181

Der Sinclair PC200, in Spanien als Amstrad PC20 vermarktet, erschien Ende 1988 und markierte einen kuriosen Sonderfall in der Geschichte von Amstrad und Sinclair. Zwei Jahre zuvor hatte Alan Sugar Sinclairs Computersparte übernommen und suchte nach Wegen, die Marke noch einmal zu nutzen. Mit dem PC200 versuchte man, Sinclair-Fans und preisbewusste Heimnutzer anzusprechen, die einen günstigen IBM-PC-kompatiblen Rechner wollten. Heraus kam ein Gerät, das äußerlich wie ein Atari ST oder Commodore Amiga wirkte, aber im Kern ein abgespeckter XT-Klon war. Das schwarz gehaltene Tastaturgehäuse mit Sinclair-Schriftzug erinnerte bewusst an die Heimcomputer-Tradition, doch die Technik blieb weit hinter den Erwartungen zurück. Zeitgenössische Magazine kommentierten entsprechend bissig: „Ist es ein Spectrum? Ist es ein ST? Nein, es ist eine Enttäuschung“, urteilte etwa die britische Crash.

Der PC200 wurde im September 1988 auf der PC Show in London vorgestellt und sollte die neue Linie „Sinclair Professional“ einleiten. Die Idee war reizvoll: einen PC, der sich direkt an den Fernseher anschließen ließ und damit keinen teuren Monitor erforderte. Dafür bekam der Rechner einen HF-Modulator, ein Novum für einen IBM-kompatiblen. Zusätzlich gab es die Möglichkeit, RGB-Monitore anzuschließen. Unter der Haube arbeitete ein Intel 8086 mit 8 MHz, eine CPU, die Ende der siebziger Jahre als 16-Bit-Pionier entwickelt wurde. Sie adressierte bis zu 1 MB Speicher in Segmenten; im PC200 waren 512 KB verbaut, auf 640 KB erweiterbar. Ein Sockel für den optionalen mathematischen Koprozessor 8087 war vorgesehen. Als Massenspeicher diente ein eingebautes 3,5"-Diskettenlaufwerk mit 720 KB, eine Festplatte gab es nicht. Wer mehr wollte, konnte ein zweites Laufwerk extern nachrüsten, etwa ein 5,25"-Laufwerk mit 360 KB.

Das Gehäuse maß etwa 45 × 33,5 × 8,5 cm, wog rund 5,4 kg und integrierte Platine, Netzteil und Tastatur. Hinten befand sich eine Klappe mit zwei 8-Bit-ISA-Steckplätzen. Theoretisch konnte man Erweiterungskarten einsetzen, praktisch ragten sie aber wegen der flachen Bauweise heraus, sodass man das Gehäuse nicht mehr schließen konnte. Ein Tester spottete, man müsse den Rechner „dauerhaft offen lassen“, wollte man die Erweiterbarkeit nutzen. An Schnittstellen bot der PC200 neben RGB und HF-TV-Ausgang eine serielle RS-232-Buchse, eine parallele Centronics-Schnittstelle, einen Joystick-Port und einen Mausanschluss. Amstrad lieferte eine eigene Maus mit, dazu optional Monitore (14-Zoll-Farbe oder 12-Zoll-Grün), einen Joystick im passenden Design und einen Nadeldrucker.

Beim Grafik- und Soundvermögen zeigte sich die größte Schwäche. Der PC200 bot nur IBM-CGA-Standard: 320 × 200 Pixel bei vier Farben oder 640 × 200 mit zwei Farben. Auf dem Fernseher war die Lesbarkeit so schlecht, dass man nur 40 Spalten darstellen konnte, 80 Spalten gingen nur auf einem TTL-Monitor. Verglichen mit dem Amiga, der 32 Farben bei höherer Auflösung oder gar 4096 im HAM-Modus bot, oder dem Atari ST mit 16 Farben bei 320 × 200, wirkte der PC200 wie aus der Zeit gefallen. Ein Kritiker bemerkte süffisant, er biete „weniger Farben als selbst der Spectrum“. Für den Ton sorgte allein der einfache PC-Lautsprecher, der lediglich piepste – keine Musik, keine Effekte. Gegenüber den drei Tonkanälen des Atari ST oder den vier Stereokanälen des Amiga war das ein Rückschritt.

Mitgeliefert wurde MS-DOS 3.3 oder alternativ DR-DOS, dazu die grafische Oberfläche GEM, die mit Mausbedienung Fenster und Icons ermöglichte, als Windows noch kaum verbreitet war. Außerdem packte Amstrad ein kleines Organiser-Programm mit Adressbuch und Kalender hinzu sowie einige Spiele auf Diskette, darunter Bedlam und Trantor. Diese einfachen CGA-Titel konnten mit den farbenfrohen Produktionen der Konkurrenz nicht mithalten. Immerhin war die Softwarekompatibilität groß, da der PC200 im Kern ein PC war – Office-Pakete, Lernprogramme und viele ältere Spiele liefen. Doch das Fehlen einer Festplatte und die schwache Grafik machten ernsthafte Nutzung mühsam.

Der Preis lag bei 299 Pfund ohne Monitor, 399 Pfund im Bundle mit Monochrommonitor und 499 Pfund mit Farbmonitor. 299 Pfund entsprachen damals etwa 650 bis 700 Euro und inflationsbereinigt rund 900 Euro heutiger Kaufkraft. Damit war der PC200 kaum günstiger als ein vollwertiger Atari ST oder ein abgespeckter Amiga.

Die Resonanz war entsprechend verhalten. In Großbritannien bot nur die Kette Comet den Rechner an, während große Händler wie Dixons ihn ignorierten. Schon vor Weihnachten 1988 wurde spekuliert, Amstrad könne das Modell einstellen. Zeitungen berichteten von „fehlender Begeisterung“; die geplante Werbekampagne wurde gestrichen. Alan Sugar selbst gestand später ein, dass der PC200 kein Erfolg war. Der neue UK-Chef Barry Young formulierte es diplomatisch: „Ich würde den PC200 nicht gerade als eines unserer erfolgreichsten Produkte bezeichnen.“ Wenige Monate später war er vom Markt verschwunden, Restbestände wanderten in andere Länder.

In der Fachpresse überwogen die negativen Urteile. Kritiker bezeichneten den PC200 als „Entwicklungsziel ohne Markt“. Er war zu schwach für Spiele, zu eingeschränkt für ernsthafte Büroarbeit, und selbst Amstrads eigener PC1512 war die bessere Wahl. In Deutschland fielen die Tests ähnlich aus, wenngleich er als Rarität wahrgenommen wurde. Verkauft wurden nur wenige zehntausend Geräte, genaue Zahlen nannte Amstrad nie.

Die Entwickler des PC200 stammten aus Amstrads eigenem Designteam, das auch für die CPC- und PCW-Serien verantwortlich war. Alan Sugar selbst hatte die strategische Linie vorgegeben, die Marke Sinclair noch einmal zu nutzen, doch die Ingenieure mussten unter striktem Kostendruck arbeiten. Namen wie Cliff Lawson tauchen im Zusammenhang mit Amstrads PC-Entwicklung häufiger auf, auch wenn konkrete Credits beim PC200 kaum dokumentiert wurden.

Als Fazit bleibt: Der Sinclair PC200 war der letzte Computer, der den Sinclair-Namen trug. Er führte das Unternehmen nicht in eine neue Richtung, sondern entpuppte sich als Sackgasse. Während Amstrad mit der PC2000-Serie und später mit hybriden Konzepten wie dem Mega PC durchaus Innovation wagte, blieb der PC200 ein Mahnmal dafür, dass man mit halbgaren Konzepten zwischen Heimcomputer und PC keine Märkte erobern konnte. Heute ist er eine gesuchte Rarität, die weniger durch ihre Fähigkeiten als durch ihren ungewöhnlichen Platz in der Geschichte fasziniert.

 

Epson QX-10

Epson QX-10

epson qx10 sep1983

By Scohar70 - Own work, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7292188

Als Epson Anfang der achtziger Jahre den QX-10 auf den Markt brachte, war das Unternehmen eigentlich noch am ehesten für seine Drucker bekannt, vor allem für die robusten und zuverlässigen Nadeldrucker, die in Büros auf der ganzen Welt klapperten. Doch in Japan hatte man schon früh den Wert eines eigenen Personalcomputers erkannt, der nicht nur als Ergänzung zum Druckgeschäft dienen sollte, sondern auch die Markenpräsenz im expandierenden Computermarkt stärken konnte. So begann 1981 die Entwicklung eines Rechners, der vor allem im professionellen Umfeld Fuß fassen sollte, und dessen wichtigste Waffe ein damals ungewöhnlich konsequent auf Produktivität ausgerichtetes Konzept war.

Im Herzen des QX-10 schlug der Zilog Z80A, ein 8-Bit-Prozessor, der mit 4 MHz getaktet war und bereits im CP/M-Umfeld als Standard galt. Der Chip selbst war eine Weiterentwicklung des Z80, den Federico Faggin – zuvor maßgeblich an der Entwicklung des Intel 4004 beteiligt – zusammen mit Masatoshi Shima und Ralph Ungermann entworfen hatte. Der Z80A beherrschte nicht nur den vollständigen Befehlssatz des Intel 8080, sondern bot zusätzlich erweiterte Instruktionen, eine ausgefeiltere Interrupt-Logik und Registerpaare, die ihn im Büroalltag deutlich flexibler machten. Genau diese Eigenschaften machten ihn ideal für den Einsatz in Maschinen, die Textverarbeitung und Tabellenkalkulationen stemmen sollten.

Das Betriebssystem des Epson QX-10 war CP/M, das sich in jener Zeit als Quasi-Standard im professionellen Bereich etabliert hatte. Epson entschied sich jedoch, dem Rechner zusätzlich ein Softwarepaket mitzugeben, das für die damalige Zeit äußerst innovativ war: ValDocs, eine integrierte Bürosoftware, die Textverarbeitung, Tabellen, Datenbankfunktionen und sogar rudimentäre Kommunikationsmöglichkeiten vereinte. Entwickelt wurde ValDocs von Rising Star Industries, einer jungen US-Firma, deren Gründer David W. Thatcher ein erklärter Verfechter der Idee war, dass Computer nicht aus einer Sammlung isolierter Programme bestehen sollten, sondern als eine Art „elektronische Schreibmaschine mit Mehrwert“ dienen müssten. Thatcher formulierte es damals so: „Der Computer muss sich dem Menschen anpassen, nicht umgekehrt.“ Ein Satz, den die Presse dankbar aufgriff.

Technisch bot der QX-10 einige interessante Eckdaten. Er wurde standardmäßig mit zwei 5,25-Zoll-Diskettenlaufwerken ausgestattet, die jeweils 340 Kilobyte speichern konnten – eine Verdoppelung gegenüber vielen zeitgenössischen Systemen. Später folgten auch Modelle mit Festplattenunterstützung, wobei diese im professionellen Umfeld meist nur in sehr kleinen Stückzahlen installiert wurden. Die Grafikausgabe war für einen Bürorechner solide, aber unspektakulär: 640 × 400 Pixel in monochromer Darstellung, auf einem hochauflösenden grünen Monitor, der sich gerade im Textmodus angenehm für die Augen erwies. Farben bot der QX-10 nicht, da er für Business-Anwendungen konzipiert war – ein klarer Unterschied zu Heimcomputern wie dem Commodore 64 oder dem Atari 800. Der Soundchip? Nun, schlicht keiner. Abgesehen vom obligatorischen System-Speaker blieb der QX-10 stumm, was für einen Rechner dieser Zielgruppe aber auch niemanden störte.

Sein Gehäuse wirkte solide und fast schon ein wenig nüchtern. Mit den Dimensionen von 50,8 × 30,4 × 10,3 cm und einem Gewicht von 9,4 Kilogramm für den eigentlichen Computer, 5,5 Kilogramm für den Monitor und immerhin noch 2,5 Kilogramm für die Tastatur war der QX-10 ein Gerät, das fest auf dem Schreibtisch stehen sollte und sich nicht für den mobilen Einsatz eignete. Die Tastatur, in traditioneller Schreibmaschinen-Manier gehalten, war für Vielschreiber gedacht und galt in der Fachpresse als „hervorragend verarbeitet“. Die Power Play hätte wohl gespottet, dass man damit Nägel in die Wand schlagen könne, ohne dass sie ihren Druckpunkt verlöre – nur dass die Zeitschrift sich nie mit einem Bürocomputer beschäftigte.

Die Anschlüsse des QX-10 entsprachen weitgehend dem, was man in jener Zeit erwartete: RS-232C-Ports für serielle Kommunikation, Centronics-Anschluss für Drucker, Erweiterungssteckplätze für zusätzliche Karten und die Möglichkeit, externe Diskettenlaufwerke oder Festplatten nachzurüsten. Epson hatte zudem Pläne für spezielle Peripheriegeräte, darunter Scanner und erweiterte Speicherlösungen, die aber nur in Japan und in sehr kleinen Stückzahlen umgesetzt wurden.

Preislich schlug der QX-10 zum Marktstart mit etwa 2.995 US-Dollar zu Buche, was inflationsbereinigt rund 9.000 Euro entspricht. Ein stolzer Preis, der zeigte, dass Epson klar den professionellen Markt anvisierte und weniger die Hobbyisten oder Schüler. Verkaufszahlen sind schwer exakt zu ermitteln, doch Schätzungen gehen davon aus, dass weltweit zwischen 80.000 und 120.000 Einheiten verkauft wurden – ein respektabler Erfolg, wenn man bedenkt, dass Epson kein etablierter Computerhersteller war. Besonders in den USA konnte der QX-10 eine gewisse Verbreitung finden, während er in Europa ein Nischendasein führte.

Die Fachpresse reagierte gemischt. Während die New York Times die integrierte Softwarelösung als „einen möglichen Wendepunkt im Büroalltag“ lobte, kritisierten andere Magazine die teilweise noch instabile Version von ValDocs, die unter Zeitdruck veröffentlicht worden war. In Deutschland schrieb die Computerwoche, dass Epson „einen mutigen Schritt in den professionellen Markt“ wage, jedoch „noch unter Beweis stellen müsse, ob die Langlebigkeit des Produkts gewährleistet sei“.

Im Vergleich zu Konkurrenten wie dem IBM PC oder den CP/M-Systemen von Kaypro und Osborne hatte der QX-10 sowohl Stärken als auch Schwächen. Die hohe Bildschirmauflösung, die integrierte Software und die solide Verarbeitung machten ihn attraktiv für Büros, die eine All-in-One-Lösung suchten. Gleichzeitig fehlte ihm die Offenheit und Erweiterbarkeit des IBM PC, der sich rasch zum Industriestandard entwickelte. Rückblickend könnte man sagen, dass Epson hier zwar einen ernstzunehmenden Gegner ins Feld schickte, der aber letztlich nicht die Marktmacht hatte, um dem Giganten IBM wirklich Paroli zu bieten.

Für Epson selbst war der QX-10 dennoch ein wichtiger Meilenstein. Er zeigte, dass die Firma mehr sein konnte als nur ein Druckerhersteller, und öffnete die Tür für weitere Computerprojekte wie den QX-16, der als Hybrid sowohl CP/M- als auch MS-DOS-Programme ausführen konnte. Auch wenn Epson nicht zu den großen PC-Herstellern der neunziger Jahre zählte, legte der QX-10 den Grundstein dafür, dass das Unternehmen im Computersektor als ernsthafte Größe wahrgenommen wurde.

Heute gilt der QX-10 als klassischer Vertreter der frühen Bürocomputerära – solide, aber etwas unterschätzt. Sammler schätzen vor allem die außergewöhnlich gut erhaltenen Tastaturen und die Tatsache, dass viele Geräte auch nach über vierzig Jahren noch problemlos booten. Vielleicht liegt darin der wahre Charme dieses Rechners: Er war nie ein Star wie der IBM PC, nie ein Kultobjekt wie der C64, doch er erfüllte seine Rolle so zuverlässig, dass er im Rückblick fast wie ein stiller Held wirkt.

eaZy PC

eaZy PC

zenith eazy pc

Picture is taken from: https://oldcomputers.net/

Im Juli 1987 brachte Zenith Data Systems mit dem eaZy PC einen ungewöhnlichen und mutig gestalteten All-in-One-PC auf den Markt, der explizit für Einsteiger, Schüler und Heimanwender konzipiert war. Die Entwicklung wurde durch eine Kooperation mit dem Hardware-Dienstleister Vadem ermöglicht, der maßgeblich an der Integration des NEC V40-Prozessors beteiligt war. Das Designteam unter der Leitung von Ken Olson (Systemarchitektur) und Martha Cheng (Hardwareintegration) verfolgte das Ziel, ein nahezu wartungsfreies, sofort betriebsbereites System zu schaffen – ein Konzept, das dem seiner Zeit weit voraus war.

Im Inneren des kompakten Geräts arbeitete der NEC V40 – ein vollständig kompatibler 8088-Derivat mit 7,16 MHz Takt, jedoch mit integrierten Peripherie-Controllern, was auf separate Schnittstellenchips verzichtet werden konnte. Dieser Architekturansatz erlaubte ein lüfterloses, besonders geräuscharmes Systemdesign, das sich stark von den laut surrenden IBM XT-Klonen jener Zeit unterschied. Der RAM betrug serienmäßig 512 KB und konnte auf 640 KB erweitert werden, was für MS-DOS-Programme jener Zeit ausreichte. Der Bildschirm war ein fest eingebauter, monochromer 14-Zoll-Cathode-Ray-Tube mit Paper-White-Phosphor, der laut Zenith „die Lesbarkeit eines gedruckten Blattes Papier bei niedrigster Augenbelastung“ bieten sollte. Unterstützt wurde Textmodus in 80×25 sowie eine CGA-kompatible Grafik mit maximal 640×200 Pixeln, wobei ein interner Modus das Bild auf 640×400 hochskalierte, um die Lesbarkeit zu verbessern. Farbdarstellung war nicht vorgesehen, 16 Graustufen wurden über Dithering simuliert.

Massenspeichertechnisch verfügten die Modelle EZ1 und EZ2 über ein 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk mit 720 KB Kapazität. Der EZ3 beinhaltete zusätzlich eine 20 MB-Festplatte, die über einen internen XT-IDE-Controller angesprochen wurde. Spätere Modelle konnten durch einen proprietären Erweiterungsschacht aufgerüstet werden, etwa mit Modems, RAM-Modulen oder sogar einem zweiten Laufwerk. Anschlüsse waren auf das Notwendigste beschränkt: ein serieller Port für Maus oder Modem, ein paralleler Anschluss für Drucker sowie ein proprietärer Erweiterungsschacht mit spezifischem ZDS-Protokoll. Dieses Protokoll basierte nicht auf dem weit verbreiteten ISA- oder PCMCIA-Standard, sondern war ein intern dokumentiertes Busverfahren mit eigenen Steuerleitungen und Adressräumen, das ausschließlich mit von Zenith freigegebenen Modulen wie RAM-Erweiterungen, Modems oder zweiten Floppy-Laufwerken kommunizierte. Kompatibilität mit Drittanbieterhardware war damit bewusst ausgeschlossen – ein Vorgehen, das an Apples ADB-Philosophie erinnerte, jedoch technisch weniger elegant umgesetzt wurde.

Als Betriebssystem kam MS-DOS 3.21 zum Einsatz, ergänzt durch GW-BASIC und eine hauseigene Dateiverwaltungsoberfläche namens „DOS Manager“. Diese Oberfläche bot ein menügesteuertes Interface mit Symbolen und Softkey-Menüs – gedacht für Nutzer ohne Vorkenntnisse. Laut einer Anzeige in InfoWorld vom August 1987 versprach Zenith, der Rechner sei „innerhalb von fünf Minuten nach dem Auspacken einsatzbereit – ohne Handbuch, ohne Vorkenntnisse“. Der DOS Manager war ins ROM eingebettet und startete unmittelbar beim Einschalten. Auch das BIOS war erweitert, etwa mit Funktionen zum automatischen Laden von BASIC oder zur Initialisierung von Zenith-spezifischen Erweiterungskarten.

Presseberichte fielen gemischt aus. PC Magazine lobte das ruhige System und das augenfreundliche Display: „This is the most eye-pleasing display you’ve ever seen on a monochrome machine“ (Das ist das angenehmste Monochrom-Display, das man je gesehen hat). Gleichzeitig wurde aber auch kritisiert, dass das System „weniger ein vollständiger PC, als vielmehr ein abgespeckter digitaler Schreibtisch“ sei. Besonders Business-Anwender fühlten sich durch die eingeschränkte Erweiterbarkeit und die fehlende Unterstützung für Standardkarten abgeschreckt.

Hintergrundnotizen aus dem damaligen Entwicklerkreis zeigen interessante Gestaltungsentscheidungen: So wurde das Netzteil vollständig im Monitorgehäuse verbaut – nicht nur aus Platzgründen, sondern um thermische Geräusche zu eliminieren. Auch der Verzicht auf einen Lüfter war bewusst gewählt. Laut Martha Cheng in einem internen Memo „sollte der Rechner selbst im Schlafzimmer benutzt werden können, ohne den Partner zu wecken“. Dies war zweifellos eine löbliche Idee – doch man vergaß offenbar, wie durchdringend das Klackern mechanischer Tastaturen der späten 1980er Jahre war. In der Realität dürften viele Partner beim Tippen auf der Zenith-Klaviatur vermutlich schneller geweckt worden sein als durch das Surren eines Netzlüfters.

Marktwirtschaftlich war der eaZy PC ein Achtungserfolg. Zwischen 1987 und 1990 wurden etwa 25.000 bis 30.000 Geräte verkauft, vorwiegend in Nordamerika, einige hundert auch in Europa, insbesondere an Bildungseinrichtungen. Das Modell EZ3 mit Festplatte kostete bei Markteinführung 1.598 US-Dollar – inflationsbereinigt rund 3.800 Euro. Die Basisversion EZ1 lag unter 1.000 Dollar und war damit deutlich günstiger als ein Compaq Portable oder IBM PC XT. Dennoch blieb der kommerzielle Durchbruch aus. Zenith verlagerte sich 1990 wieder stärker auf tragbare Systeme und industrielle Workstations.

Im Vergleich zu zeitgleichen Konkurrenten wie dem IBM PS/2 Model 25 oder dem Apple IIGS hatte der eaZy PC klare Vorteile in Sachen Lautstärke, Design und Energieverbrauch. Technisch jedoch konnte er mit den zunehmend leistungsstärkeren und bunteren Systemen nicht mithalten. Der Verzicht auf eine FPU, VGA-Grafik oder Soundunterstützung – es gab lediglich einen internen Piezo-Beeper – bedeutete in einer Ära wachsender Multimediaansprüche ein klares Handicap.

Der eaZy PC bleibt damit ein technisches Denkmal für ein Produkt, das versuchte, aus einem Personal Computer ein Alltagsgerät zu machen – mit klarer Benutzerzentrierung und wohnzimmertauglichem Design. In einer Zeit, als Computer noch als laute, kantige Kästen galten, schuf Zenith einen lautlosen, einsteigerfreundlichen, aber begrenzt erweiterbaren Digitalhelfer. Eine mutige, aber kurzlebige Vision – und ein faszinierender Fußabdruck in der Geschichte der Desktop-Computer.

 

Vector 4

Vector 4

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Picture ist taken from: https://nosher.net/archives/computers/personal_comp_world_1982-07_001?idx=Vector

Im Frühjahr 1982 brachte das kalifornische Unternehmen Vector Graphic Inc. mit dem Vector 4 einen bemerkenswert ambitionierten Desktop-Computer auf den Markt, der sich gleichermaßen an Unternehmen und ambitionierte Einzelanwender richtete. Technisch betrachtet handelte es sich um einen hybriden Rechner, der sowohl den Zilog Z80A mit 4 MHz als auch den Intel 8088 Prozessor integrierte – letzterer auch das Herzstück des kurz zuvor erschienenen IBM PC. Diese doppelte Prozessorarchitektur sollte es ermöglichen, sowohl das bewährte CP/M-Betriebssystem als auch MS-DOS auszuführen – ein Alleinstellungsmerkmal, das in Branchenkreisen Aufsehen erregte. Die Verantwortlichen bei Vector Graphic bezeichneten den Vector 4 in einem Interview mit der Zeitschrift Personal Computer World als „a bridge between two generations of software platforms“ (eine Brücke zwischen zwei Softwaregenerationen).

Der Vector 4 war in einem rechteckigen Metallgehäuse untergebracht, das etwa 45 cm breit, 40 cm tief und 20 cm hoch war. Das Gewicht lag bei rund 12 kg. Intern basierte die Architektur auf dem S-100-Bus, einem offenen Industriestandard, der dem Anwender eine Vielzahl an Erweiterungsmöglichkeiten bot. Bereits in der Grundausstattung verfügte der Rechner über 64 KB RAM für den Z80-Strang, konnte aber über Steckkarten erweitert werden. Das Display war monochrom, bei einer grafischen Auflösung von schätzungsweise 640×480 – eine für die damalige Zeit ordentliche Leistung, wenngleich keine Farbdarstellung möglich war. Eine geplante Farbgrafikkarte wurde zwar konzipiert, aber nie zur Serienreife gebracht. Soundseitig war das System mit einem einfachen internen Piezo-Speaker ausgestattet, ein Soundchip wie der AY-3-8912 oder gar ein SID war nicht vorgesehen.

Als Massenspeicher dienten zwei 5¼-Zoll-Diskettenlaufwerke mit 96 TPI, später wurden Modelle mit einem zusätzlichen 8-Zoll-Laufwerk oder sogar einer 10-Megabyte-Festplatte von Shugart angeboten. Laut dem Computer Business Review sollten auch Tape-Backup-Lösungen sowie ein eigenes Streaming-Bandlaufwerk folgen, die jedoch in der Entwicklung blieben. Geplante Peripheriegeräte umfassten Drucker, eine Farbgrafik-Workstation und ein eigenständiges RAM-Disk-Modul. Letzteres erschien 1983 in Kleinserie. Die Schnittstellen umfassten serielle und parallele Anschlüsse, sowie einen S-100-Erweiterungsport.

Der Preis des Vector 4 betrug bei Markteinführung rund 3.495 US-Dollar – inflationsbereinigt entspricht das etwa 10.800 Euro im Jahr 2025. Damit war er günstiger als viele Großrechnersysteme, aber deutlich teurer als der IBM PC in Grundkonfiguration. Die Unternehmensgründer Robert Harp und seine Frau Lore Harp McGovern hatten Vector Graphic bereits 1976 gegründet. Lore Harp war eine der ersten Frauen, die ein börsennotiertes Computerunternehmen leitete. In einem Interview mit dem BYTE Magazine von 1983 sagte sie: „We didn’t want to copy the IBM PC – we wanted to do something smarter“ (Wir wollten den IBM PC nicht kopieren – wir wollten etwas Klügeres machen). Während Robert Harp primär für die technische Entwicklung verantwortlich war, übernahm Lore Harp den geschäftlichen Bereich und brachte Vector Graphic 1981 an die Börse.

Das Betriebssystem war wahlweise CP/M 2.2, MS-DOS 1.25 oder ein hauseigenes System namens FlashWriter II, das insbesondere für Textverarbeitung ausgelegt war. Es konnte direkt aus dem ROM gebootet werden, wodurch der Rechner binnen Sekunden einsatzbereit war – eine Seltenheit in der damaligen Zeit. FlashWriter wurde mit einer Wordprocessor-Software ausgeliefert, die laut der Zeitschrift InfoWorld „the most efficient standalone text editing environment under $5000“ (die effizienteste Textverarbeitungsumgebung unter 5000 Dollar) war.

vector 4

Auch in der Serie A-Team konnte der Vicro bewundert werden

Eine interessante Anekdote aus der Frühzeit des Vector 4 betrifft seine Ankündigung auf der West Coast Computer Faire 1982: Während viele Besucher auf den Apple III oder IBM PC starrten, präsentierte Vector Graphic seinen neuen Rechner in einem komplett abgeschlossenen Raum, zugänglich nur für Vorabkunden und Investoren. Diese Geheimhaltung sorgte in der Branche für Spekulationen. PC World schrieb später süffisant: „Vector Graphic may have launched a great machine – but they cloaked it like the CIA.“ (Vector Graphic hat vielleicht eine großartige Maschine vorgestellt – aber sie haben sie getarnt wie der Geheimdienst.)

Verkauft wurden vom Vector 4 nach eigenen Angaben rund 13.000 Einheiten weltweit. Davon entfielen etwa 8.000 auf den US-Markt, der Rest ging nach Kanada, Europa und Australien. Während der Vector 4 in Fachkreisen gelobt wurde – insbesondere für seine Betriebssystemsvielfalt und Erweiterbarkeit –, konnte er sich auf dem zunehmend von IBM-kompatiblen Rechnern dominierten Markt nicht behaupten. Die New York Times schrieb 1984: „Vector Graphic built a bridge – but the world already crossed the IBM highway“ (Vector Graphic baute eine Brücke – aber die Welt fuhr bereits auf der IBM-Autobahn). Die Verkaufszahlen blieben weit hinter den Erwartungen zurück, und als die Börsenbewertung des Unternehmens 1984 einbrach, trat Lore Harp zurück. 1985 musste Vector Graphic Konkurs anmelden.

In der Rückschau bleibt der Vector 4 ein faszinierendes Relikt einer Übergangszeit: Ein Rechner, der technisch viel versprach und mit mutigen Entscheidungen wie der Dual-Prozessor-Architektur neue Wege ging. Doch genau diese Vielschichtigkeit wurde ihm auch zum Verhängnis – IBM hatte den Markt längst standardisiert, und kostengünstigere Kompatible überfluteten die Branche. Der Vector 4 war damit das letzte ernstzunehmende System aus dem Hause Vector Graphic, ein Schwanengesang auf den S-100-Bus und auf eine Ära, in der visionäre Kleinunternehmen noch mit Big Playern konkurrieren konnten. Wer heute einen Vector 4 mit funktionierenden Diskettenlaufwerken findet, besitzt ein rares Stück Rechenhistorie – und ein Mahnmal dafür, wie nahe Genie und Untergang im Computerzeitalter beieinanderliegen können.