Archimedes A7000

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Archimedes A7000

Der Archimedes A7000 war einer der letzten klassischen Computer von Acorn Computers Ltd., jener traditionsreichen britischen Firma, die sich bereits in den 1980er Jahren mit ihren innovativen BBC-Mikrocomputern und der Einführung des RISC-Konzepts als Pionier auf dem Heimcomputermarkt etablierte. Der A7000 wurde im Juli 1995 vorgestellt und markierte den Versuch, ein erschwingliches und zugleich leistungsfähiges Modell für den Bildungsbereich und ambitionierte Heimnutzer anzubieten, das die Tugenden seiner Vorgänger mit moderneren Bauteilen verband. Während der A7000 äußerlich kompakter wirkte, verbarg sich unter seinem schlichten grauen Kunststoffgehäuse ein System, das auf RISC OS 3.6 lief und in vielerlei Hinsicht den Brückenschlag zwischen der alten Archimedes-Reihe und den späteren RiscPCs darstellte.

Der A7000 nutzte einen ARM7500-Prozessor, eine Variante des ARM7 mit integrierter MMU, Video- und I/O-Einheiten, die Acorn in Zusammenarbeit mit ARM Ltd. entwarf. Dieser Chip war nicht nur das Herzstück des A7000, sondern auch ein frühes Beispiel für System-on-Chip-Integration, wie sie später im Embedded-Markt und in Smartphones allgegenwärtig wurde. Der ARM7500 lief mit 32 MHz, war sparsamer und effizienter als viele vergleichbare CISC-Prozessoren jener Zeit und setzte ganz auf die Philosophie der reduzierten Befehlssätze (RISC), bei denen einfache Operationen in konstant kurzer Zeit ausgeführt werden, was eine bemerkenswerte Systemreaktionszeit ermöglichte.

Zum Einführungspreis von £799 für das Basismodell mit Monitor entsprach der A7000 im Jahr 1995 einem heutigen Preis von rund 1.650 Euro inflationsbereinigt (Stand 2025), was ihn preislich im oberen Mittelfeld für Schul- und Heimcomputer platzierte. Die Hardware bot dafür eine solide Ausstattung: standardmäßig 4 MB RAM, erweiterbar über einen 72-Pin-FPM-SIMM-Steckplatz. Acorn selbst dokumentierte eine offizielle Obergrenze von 32 MB, da diese Module zur Markteinführung wirtschaftlich und verfügbar waren. Tatsächlich aber kann der A7000 deutlich mehr leisten: Inoffiziell lassen sich Module mit bis zu 128 MB installieren, sofern sie bestimmte elektrische Anforderungen erfüllen, insbesondere eine Single-Sided-Bauweise und eine passende Refresh-Rate. Das Betriebssystem RISC OS 3.6 erkennt den gesamten Speicher, wenn das Modul kompatibel ist, wie zahlreiche Berichte von Nutzern und Entwicklern in der damaligen Community zeigen. In einem Artikel der Zeitschrift Acorn User von 1996 heißt es dazu: „Though Acorn only certifies the A7000 for up to 32 megabytes of RAM, tests with 64 and even 128 meg modules have shown promising results for enthusiasts.“ Damit bot der A7000 eine für damalige Verhältnisse außergewöhnliche Speichererweiterbarkeit, auch wenn diese in offiziellen Unterlagen nicht beworben wurde.

Bei der Massenspeicherung zeigte sich der A7000 flexibel. Je nach Modellvariante kam er entweder mit einer 425-MB- oder einer 540-MB-IDE-Festplatte. Einige OEM-Modelle und Schulausführungen enthielten zusätzlich ein CD-ROM-Laufwerk. Der Nachfolger A7000+ wurde meist mit 1,2-GB-Festplatten ausgeliefert. Die IDE-Schnittstelle erlaubte theoretisch Festplatten bis zu 2 GB, und bei entsprechender Partitionierung mittels Tools wie !HForm konnte auch diese Kapazität genutzt werden. Fortgeschrittene Benutzer berichteten sogar von größeren Laufwerken, die mit mehreren Partitionen über RISC OS 3.6 hinaus betrieben wurden. Diese Flexibilität machte den A7000 auch für anspruchsvollere Anwendungen attraktiv, insbesondere in Netzwerken oder in schulischen Umgebungen mit zentralisierter Datenspeicherung.

Als Betriebssystem diente RISC OS 3.6, ein grafisch orientiertes System mit WIMP-Oberfläche, das vollständig in ARM-Assembler und BBC BASIC geschrieben wurde. Die Desktop-Umgebung war durch ihr modulares Fenster-Management und Drag-and-Drop-Bedienung ihrer Zeit voraus. Besonders hervorzuheben war die konsequente Integration der Anwendung mit dem Dateisystem über sogenannte „Application Directories“. In der Presse wurde dies gelobt: „RISC OS remains a highly productive environment, despite the dominance of Windows 95. The Archimedes still feels faster and cleaner.“ schrieb das britische Magazin Acorn User im November 1995.
Die Bildschirmauflösungen reichten je nach angeschlossenem Monitor und VRAM-Konfiguration von 640×480 bis zu 1024×768 bei 256 Farben. Dank des integrierten Videokerns im ARM7500 war der A7000 in der Lage, bis zu 16 Millionen Farben darzustellen, allerdings nur in niedrigeren Auflösungen und bei ausreichendem VRAM. Standardmäßig wurden 256 Farben verwendet – ausreichend für die meisten Anwendungen im Bildungsbereich, aber nicht für grafikintensive Software. Der Soundchip war in den ARM7500 integriert und bot 8-Bit-Stereoausgabe mit bis zu vier Kanälen. Klanglich übertraf der A7000 viele integrierte PC-Lösungen seiner Zeit, insbesondere durch geringere Latenz und klare Signalverarbeitung, wenngleich keine dedizierte Hardware für Effekte oder MIDI integriert war.

Anschlusstechnisch bot das System zwei serielle Ports, einen parallelen Port, analoge und digitale Monitorausgänge, Audioanschlüsse für Lautsprecher, Mikrofon und Kopfhörer sowie Maus- und Tastaturports. Erweiterungskarten konnten über einen internen Pod mit Risercard angeschlossen werden, was spätere Nachrüstungen mit SCSI, Netzwerkkarten oder Genlock-Lösungen ermöglichte. Optional geplante Peripheriegeräte wie ein TV-Out-Modul oder spezielle Scannereinheiten kamen jedoch nicht offiziell auf den Markt, auch wenn Drittanbieter Lösungen anboten.

Hinter der Entwicklung des A7000 stand ein Team unter Leitung von Steve Furber, der zusammen mit Sophie Wilson bereits den ursprünglichen ARM-Prozessor für den BBC Micro entworfen hatte. Furber, ein promovierter Elektrotechniker der Universität Cambridge, war bekannt für seine Philosophie der einfachen, eleganten Hardwarelösungen, während Wilson durch ihre Arbeit an BBC BASIC und dem frühen ARM-Instruction Set Pionierarbeit im Bereich effizienter Mikroarchitekturen leistete. Beide arbeiteten seit den frühen 1980er-Jahren bei Acorn und prägten die DNA der Firma entscheidend. Weitere Beteiligte waren unter anderem Mike Muller, der später Mitbegründer von ARM Holdings wurde.

Verkaufszahlen des A7000 lassen sich nur schätzen, doch laut einem Bericht im Daily Telegraph von 1996 wurden über 25.000 Einheiten allein im britischen Bildungsbereich verkauft. Der Computer war insbesondere in Schulen beliebt, wo seine Robustheit, das leise Betriebsverhalten und die einfache Wartung geschätzt wurden. Im Vergleich zu PCs mit Windows 95 war der A7000 in der Bootzeit, Bedienbarkeit und Wartung oft überlegen – allerdings hinkte er in der Softwareauswahl deutlich hinterher. Während der A7000 im professionellen Bildungssektor punktete, war er für Privatanwender im Multimedia- und Spielebereich weniger attraktiv, was seine Verbreitung außerhalb von Schulen bremste.

Ein Zitat aus dem Acorn-Pressebüro von 1996 bringt die Philosophie des A7000 auf den Punkt: „The A7000 was never meant to compete in raw speed. It's about stability and purpose.“ Und genau dafür stand er – als stabiler, eleganter Computer mit klarem Fokus. Auch wenn er dem internationalen PC-Markt nicht standhalten konnte, bleibt der A7000 ein letzter Meilenstein der britischen RISC-Computer-Ära, geschätzt für seine Ingenieurskunst, Klarheit und die leise Souveränität einer Architektur, die nie auf den Massenmarkt schielte, sondern auf Langlebigkeit und Klarheit.

Veröffentlicht in Systeme.

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