Les Manley in: Search for the King

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Les Manley in: Search for the King - 1991 by Accolade

Les Manley in: Search for the KingDas unter dem Label Accolade entwickelte Adventure "Les Manley in: Search for the King" erschien 1990 für MS-DOS und Amiga und markierte den Einstieg der lockeren, erwachsenen Spielreihe rund um dena tollpatschigen Videotechniker Les Manley, der magenkribbelnd auf der Suche nach Elvis („The King“) quer durch Amerika reist. Designer Steve Cartwright, der zuvor bekannt war für Actiontitel wie Ice Hockey und Seaquest von Atari, bekam bei Accolade ab 1988 endlich freie Hand, ein vollwertiges Sierra ähnliches Adventuresystem zu entwickeln. Zusammen mit Michael Berlyn (Infocom Veteran, verantwortlich für Suspended und Infidel) entwarf er den Adventure Programming Engine, der handgepixelte Charakteranimationen über gemalte Hintergründe legte und mit 1.500 Parser Kommandos ausgestattet war. In einem frühen Interview schwärmte Cartwright: „Ich wollte ein Text-Adventure mit Grafik erschaffen – den ultimativen Parser, der auch Humor transportiert“. Die künstlerische Federführung lag bei Justin Chin (später Art Director bei Star Wars: Dark Forces) und Bonnie Borucki (Animation bei Leisure Suit Larry II). Weitere Crewmitglieder waren Grafikprogrammierer wie Russell Shiffer (Score für Test Drive II/III).

Die Entwicklung nahm etwa anderthalb Jahre in Anspruch, teils durch die Integration von Realfilmsequenzen. So wurde eine Mitarbeiterin für eine Szene vor einem Wasserspender gefilmt und dann digitalisiert, also das Video, nicht die Mitarbeiterin, denn wir leben nicht in der Welt von Tron. Diese Technik wurde Anfang der 1990er in mehreren Spielen erprobt, bevor sie durch Full-Motion-Video (FMV)-Sequenzen in Spielen wie Phantasmagoria oder Night Trap weiterentwickelt wurde. Bei Les Manley sah man oft posierende Figuren mit echten Gesichtern, die dann mit digitalisierten Hintergründen kombiniert wurden. Die Technik wirkte teils steif, aber galt damals als ambitionierter Versuch, Filmästhetik ins Gameplay zu integrieren.

Les Manley erschien in einer Boxversionen mit 5,25″- und 3,5″-Disketten, Gimmicks, etwa einen fiktiven Boulevard-Zeitungsausschnitt, der auf die Handlung einstimmte, einem Decoderblatt (oft mit Rotfilter zur Lesbarmachung bestimmter Hinweise), sowie weiteren gedruckten Materialien, die das Flair einer Elvis-Verschwörung transportieren sollten. 1991 erschien dann auch eine Portierung für den Amiga.
Optisch glänzte das PC Original, das mit 70 Bildschirmlocations in vier Hauptgebieten (New York, Zirkus, Las Vegas, Graceland Verschnitt „The Kingdom“) aufwartete, teilweise mit überraschend hintergründiger Animation und Cameo Auftritten (Bart Simpson auf einem Skateboard!). Doch technische Makel wie Ladezeiten von bis 20 Sekunden je Szene und einem strikt parserbasierten Interface – bei dem eine Bananenübergabe nur bei präzisem Wortlaut funktionierte – polarisierte die Spielerschaft deutlich. Nostalgiker auf Reddit echauffierten sich dennoch: „Search for the King ist eines der ersten Adventure Games, die ich gespielt habe … die Eröffnungsszene bleibt im Kopf“.

Marktwirtschaftlich erreichte Accolade mit Les Manley solide Erfolge. Konkrete Verkaufszahlen wurde jedoch selten publiziert, doch der kritisch lobende Kommentare, wie beispielsweise jener von Computer Gaming World: „Accolades unverhohlener Versuch, Sierra’s Leisure Suit Larry zu kopieren, hat ordentlich funktioniert“ spricht von sichtbarem Erfolg. Die internationale Presse war geteilter Meinung: Amiga Power vergab 71 %, lobte Grafik, bemängelte das Interface und „humoristische Hürden für ein britisches Publikum“. Adventure Classic Gaming urteilte später, dass die „witzigen aber episodischen Events“ gelegentlich kontextlos wirkten und dadurch narrativ stockten. Technisch betrachtet war das Game ein Zwitter: Im Vergleich zur Sierra Konkurrenz war der Adventure Programming Engine visuell moderner und bot flüssigere Animationen. Parsertechnisch jedoch blieb er antiquiert, fehlende optionales Point and Click-Verhalten entging nicht der Kritik. Soundeffekte fehlten bei der DOS Fassung; die Amiga Version konnte zwar Musik bieten, doch auch die sei „nichts Herausragendes“, so ein damaliger Test von Amiga Power. 2020 veröffentlichte Ziggurat Interactive beide Titel legal via GOG.com als Remasters, zusammen im Bundle verfügbar.

Zusammenfassend bleibt Les Manley in: Search for the King ein charmantes, technisch ambitioniertes und gleichzeitig missglücktes Adventure Experiment: visuell stark, narrativ fragmentiert – aber genügend Kult, um auch heute noch gespielt zu werden. Es bleibt als Accolade’s mutiger Gegenentwurf zur Sierra Dominanz erhalten – mit Wortwitz, Schamlosigkeit und einem gehörigen Schuss Elvis Wahnsinn.

Veröffentlicht in Games.

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