Lucas Nascom 1
Der Lucas Nascom 1 war ein britischer Einplatinen-Computerbausatz, der im November 1977 eingeführt wurde. Die grundsätzliche Entwicklungs-Idee kam ursprünglich von einer US-amerikanischen Firma namens Nasco, die jedoch speziell an den englischen Markt dachte, als sie mit John Marshall und Kerr Borland von Nascom Microcomputers kooperierte. Entwickelt wurde er schließlich von Chris Shelton, dessen Ziel es war, einen erschwinglichen Computer für Elektronikbegeisterte zu schaffen. Mit einem Preis von £197,50 (inflationsbereinigt etwa 1.590 € im Jahr 2025) war der Nascom 1 deutlich günstiger als zeitgenössische Modelle wie der Commodore PET oder der Apple II. Das Herzstück des Nascom 1 war ein Zilog Z80-Prozessor mit einer Taktfrequenz von 1 oder 2 MHz. Der Computer verfügte über 2 KB RAM, von denen 1 KB für den Videospeicher reserviert war, und 1 KB ROM, das das Monitorprogramm NAS-BUG enthielt. Die Textanzeige ermöglichte 48 Zeichen pro Zeile in 16 Zeilen (48×16), wobei keine Grafik- oder Farbdarstellung unterstützt wurde.
Der Nascom 1 wurde als Bausatz geliefert, der etwa 1.310 Lötstellen umfasste. Trotz des Aufwands war er bei Hobbyisten beliebt, da er eine vollständige QWERTY-Tastatur und eine Videoausgabe bot—Features, die bei vergleichbaren Kits selten waren. Daten konnten über eine serielle Schnittstelle nach dem Kansas City Standard auf Kassetten gespeichert werden. Zudem verfügte der Nascom 1 über zwei 8-Bit-Parallelschnittstellen und konnte mit zusätzlichen Hardwarekomponenten wie Floppy-Disk-Laufwerken und Soundkarten erweitert werden. In den ersten 18 Monaten nach der Markteinführung wurden über 12.000 Einheiten verkauft. Bis Mai 1980 stieg die Zahl auf über 35.000 verkaufte Nascom 1 und Nascom 2 Systeme, was ihn zu einem der erfolgreichsten Selbstbaucomputer seiner Zeit machte.
Der Nascom 1 bot eine Vielzahl von Erweiterungsmöglichkeiten. Neben der Unterstützung für Programmiersprachen wie BASIC, Pascal, C und Forth konnten Benutzer auch zusätzliche Hardware wie Speichererweiterungen und Peripheriegeräte anschließen. Dies machte den Nascom 1 zu einer flexiblen Plattform für verschiedene Anwendungen, von der Textverarbeitung bis hin zu Spielen. Trotz seiner Vorteile hatte der Nascom 1 auch einige Nachteile. Der Zusammenbau des Bausatzes erforderte technisches Know-how, und es waren zusätzliche Komponenten wie ein Netzteil und ein Gehäuse erforderlich, die separat erworben werden mussten. Zudem war der Computer standardmäßig nicht mit einem Soundchip ausgestattet; Audiofunktionen konnten nur durch zusätzliche Hardware realisiert werden. Im Vergleich zu Konkurrenten wie dem Commodore PET oder dem Apple II war der Nascom 1 zwar günstiger, bot jedoch keine integrierte Lösung mit Gehäuse, Netzteil und Monitor. Dennoch war er aufgrund seiner Erweiterbarkeit und der aktiven Community eine beliebte Wahl für Technikenthusiasten. Sein Einfluss auf die Entwicklung von Personal Computern in Großbritannien ist unbestritten, und er bleibt ein faszinierendes Beispiel für die Innovationskraft der frühen Computerpioniere.