eaZy PC

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eaZy PC

zenith eazy pc

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Im Juli 1987 brachte Zenith Data Systems mit dem eaZy PC einen ungewöhnlichen und mutig gestalteten All-in-One-PC auf den Markt, der explizit für Einsteiger, Schüler und Heimanwender konzipiert war. Die Entwicklung wurde durch eine Kooperation mit dem Hardware-Dienstleister Vadem ermöglicht, der maßgeblich an der Integration des NEC V40-Prozessors beteiligt war. Das Designteam unter der Leitung von Ken Olson (Systemarchitektur) und Martha Cheng (Hardwareintegration) verfolgte das Ziel, ein nahezu wartungsfreies, sofort betriebsbereites System zu schaffen – ein Konzept, das dem seiner Zeit weit voraus war.

Im Inneren des kompakten Geräts arbeitete der NEC V40 – ein vollständig kompatibler 8088-Derivat mit 7,16 MHz Takt, jedoch mit integrierten Peripherie-Controllern, was auf separate Schnittstellenchips verzichtet werden konnte. Dieser Architekturansatz erlaubte ein lüfterloses, besonders geräuscharmes Systemdesign, das sich stark von den laut surrenden IBM XT-Klonen jener Zeit unterschied. Der RAM betrug serienmäßig 512 KB und konnte auf 640 KB erweitert werden, was für MS-DOS-Programme jener Zeit ausreichte. Der Bildschirm war ein fest eingebauter, monochromer 14-Zoll-Cathode-Ray-Tube mit Paper-White-Phosphor, der laut Zenith „die Lesbarkeit eines gedruckten Blattes Papier bei niedrigster Augenbelastung“ bieten sollte. Unterstützt wurde Textmodus in 80×25 sowie eine CGA-kompatible Grafik mit maximal 640×200 Pixeln, wobei ein interner Modus das Bild auf 640×400 hochskalierte, um die Lesbarkeit zu verbessern. Farbdarstellung war nicht vorgesehen, 16 Graustufen wurden über Dithering simuliert.

Massenspeichertechnisch verfügten die Modelle EZ1 und EZ2 über ein 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk mit 720 KB Kapazität. Der EZ3 beinhaltete zusätzlich eine 20 MB-Festplatte, die über einen internen XT-IDE-Controller angesprochen wurde. Spätere Modelle konnten durch einen proprietären Erweiterungsschacht aufgerüstet werden, etwa mit Modems, RAM-Modulen oder sogar einem zweiten Laufwerk. Anschlüsse waren auf das Notwendigste beschränkt: ein serieller Port für Maus oder Modem, ein paralleler Anschluss für Drucker sowie ein proprietärer Erweiterungsschacht mit spezifischem ZDS-Protokoll. Dieses Protokoll basierte nicht auf dem weit verbreiteten ISA- oder PCMCIA-Standard, sondern war ein intern dokumentiertes Busverfahren mit eigenen Steuerleitungen und Adressräumen, das ausschließlich mit von Zenith freigegebenen Modulen wie RAM-Erweiterungen, Modems oder zweiten Floppy-Laufwerken kommunizierte. Kompatibilität mit Drittanbieterhardware war damit bewusst ausgeschlossen – ein Vorgehen, das an Apples ADB-Philosophie erinnerte, jedoch technisch weniger elegant umgesetzt wurde.

Als Betriebssystem kam MS-DOS 3.21 zum Einsatz, ergänzt durch GW-BASIC und eine hauseigene Dateiverwaltungsoberfläche namens „DOS Manager“. Diese Oberfläche bot ein menügesteuertes Interface mit Symbolen und Softkey-Menüs – gedacht für Nutzer ohne Vorkenntnisse. Laut einer Anzeige in InfoWorld vom August 1987 versprach Zenith, der Rechner sei „innerhalb von fünf Minuten nach dem Auspacken einsatzbereit – ohne Handbuch, ohne Vorkenntnisse“. Der DOS Manager war ins ROM eingebettet und startete unmittelbar beim Einschalten. Auch das BIOS war erweitert, etwa mit Funktionen zum automatischen Laden von BASIC oder zur Initialisierung von Zenith-spezifischen Erweiterungskarten.

Presseberichte fielen gemischt aus. PC Magazine lobte das ruhige System und das augenfreundliche Display: „This is the most eye-pleasing display you’ve ever seen on a monochrome machine“ (Das ist das angenehmste Monochrom-Display, das man je gesehen hat). Gleichzeitig wurde aber auch kritisiert, dass das System „weniger ein vollständiger PC, als vielmehr ein abgespeckter digitaler Schreibtisch“ sei. Besonders Business-Anwender fühlten sich durch die eingeschränkte Erweiterbarkeit und die fehlende Unterstützung für Standardkarten abgeschreckt.

Hintergrundnotizen aus dem damaligen Entwicklerkreis zeigen interessante Gestaltungsentscheidungen: So wurde das Netzteil vollständig im Monitorgehäuse verbaut – nicht nur aus Platzgründen, sondern um thermische Geräusche zu eliminieren. Auch der Verzicht auf einen Lüfter war bewusst gewählt. Laut Martha Cheng in einem internen Memo „sollte der Rechner selbst im Schlafzimmer benutzt werden können, ohne den Partner zu wecken“. Dies war zweifellos eine löbliche Idee – doch man vergaß offenbar, wie durchdringend das Klackern mechanischer Tastaturen der späten 1980er Jahre war. In der Realität dürften viele Partner beim Tippen auf der Zenith-Klaviatur vermutlich schneller geweckt worden sein als durch das Surren eines Netzlüfters.

Marktwirtschaftlich war der eaZy PC ein Achtungserfolg. Zwischen 1987 und 1990 wurden etwa 25.000 bis 30.000 Geräte verkauft, vorwiegend in Nordamerika, einige hundert auch in Europa, insbesondere an Bildungseinrichtungen. Das Modell EZ3 mit Festplatte kostete bei Markteinführung 1.598 US-Dollar – inflationsbereinigt rund 3.800 Euro. Die Basisversion EZ1 lag unter 1.000 Dollar und war damit deutlich günstiger als ein Compaq Portable oder IBM PC XT. Dennoch blieb der kommerzielle Durchbruch aus. Zenith verlagerte sich 1990 wieder stärker auf tragbare Systeme und industrielle Workstations.

Im Vergleich zu zeitgleichen Konkurrenten wie dem IBM PS/2 Model 25 oder dem Apple IIGS hatte der eaZy PC klare Vorteile in Sachen Lautstärke, Design und Energieverbrauch. Technisch jedoch konnte er mit den zunehmend leistungsstärkeren und bunteren Systemen nicht mithalten. Der Verzicht auf eine FPU, VGA-Grafik oder Soundunterstützung – es gab lediglich einen internen Piezo-Beeper – bedeutete in einer Ära wachsender Multimediaansprüche ein klares Handicap.

Der eaZy PC bleibt damit ein technisches Denkmal für ein Produkt, das versuchte, aus einem Personal Computer ein Alltagsgerät zu machen – mit klarer Benutzerzentrierung und wohnzimmertauglichem Design. In einer Zeit, als Computer noch als laute, kantige Kästen galten, schuf Zenith einen lautlosen, einsteigerfreundlichen, aber begrenzt erweiterbaren Digitalhelfer. Eine mutige, aber kurzlebige Vision – und ein faszinierender Fußabdruck in der Geschichte der Desktop-Computer.

 

Veröffentlicht in Systeme.

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