Amiga 600

Amiga 600

olympus digital cameraDer Commodore Amiga 600, intern zunächst als Amiga 300 entwickelt, war 1992 Commodores Versuch, einen modernen, kompakteren Heimcomputer für Einsteiger auf den Markt zu bringen. Ursprünglich geplant als günstiger, abgespeckter Amiga 500 für die untere Preisklasse, wurde das Gerät unter dem Projektnamen „June Bug“ (eine Anspielung auf den B-52’s Song, wie auch „Rock Lobster“ beim A500) entwickelt – mit dem Ziel, das Lebensende des Amiga 500 einzuläuten und einen kleinen, kosteneffizienten Amiga für Spiele, Multimedia und Einsteiger zu etablieren. Doch Commodores Management entschied sich in letzter Minute für eine Namensänderung: Statt Amiga 300 sollte das Gerät als Amiga 600 erscheinen, was vielen Kunden suggerierte, es handle sich um einen größeren technischen Sprung. Das Gegenteil war der Fall. David Pleasance, späterer Chef von Commodore UK, beschrieb die Entscheidung rückblickend trocken: „Der Amiga 600 war ein kompletter und absoluter Unsinn – ein Produkt, das niemand wirklich haben wollte.“ In einem Interview mit Retro Gamer ergänzte er: „Das war keine Marktentscheidung, das war ein politisches Manöver. Niemand bei Commodore UK hatte den A600 verlangt – wir wurden damit überrumpelt.

Der Entwickler George Robbins, ein Veteran, der zuvor schon maßgeblich an der A500-Hardware gearbeitet hatte, hatte ursprünglich ein ganz anderes Gerät im Sinn: „Mein Plan war es, ein kostengünstiges A500 zu bauen – etwas einfaches, günstigeres, aber kompatibles. Herausgekommen ist ein aufgeblasenes Durcheinander mit sinnlosen Funktionen..“ Seine Kritik zielte insbesondere auf das Eingreifen des neuen Technikchefs Bill Sydnes, der von IBM gekommen war. Sydnes hatte beim IBM PCjr bereits einen umstrittenen Heimcomputer verantwortet und versuchte nun, dem Amiga 600 Features aus der PC-Welt einzuverleiben – unter anderem den 44-poligen IDE-Port und den PCMCIA-Steckplatz. Robbins kommentierte trocken: „Die Hinzufügung dieser Funktionen führte zu höheren Kosten, größerer Komplexität und verletzte die Kompatibilität – all die Dinge, die ich vermeiden wollte.“

Commodores Hardware-Ikone Dave Haynie brachte es gewohnt direkt auf den Punkt: „Die A600 war eine völlig unnötige Maschine. Sie kostete mehr in der Herstellung als eine A500, leistete weniger und hatte keinen Upgrade-Weg. Es war im Grunde ein Beispiel interner Politik.“ In einer Usenet-Diskussion einige Jahre später führte Haynie weiter aus: „Wir hätten ein echtes, kostengünstiges Amiga machen können, wenn sie zugehört hätten. Der A600 war nichts anderes als die gleichen alten Teile in einem kleineren Gehäuse und kostete mehr. Es gab keine Möglichkeit, einen schnelleren CPU oder ein echtes Grafik-Upgrade einzubauen.“ Damit meinte er unter anderem die Tatsache, dass fast alle Chips nun als SMD-Variante direkt verlötet waren – eine Premiere bei Amigas, die Erweiterungen nahezu unmöglich machte. Geplant war laut internen Quellen sogar kurzzeitig eine Variante mit integriertem Netzteil, ähnlich dem Konzept eines C64C. Haynie sagte dazu in einem privaten Interview: „Das Gehäuse war bereits zu eng. Ein integriertes Netzteil hätte es in einen Toaster verwandelt.“ Er deutete damit die thermischen Probleme an, die das kompakte Gehäuse bei Hitzeentwicklung verursacht hätte. Stattdessen blieb Commodore beim klassischen externen Netzteil – zwar nicht elegant, aber bewährt.

Technisch basierte der A600 auf dem Motorola 68000 mit 7,14 MHz (PAL), wie schon beim A500. Der ECS-Chipsatz erlaubte 1 MB Chip-RAM (max. 2 MB mit Erweiterung), Bildschirmauflösungen von 320 × 256 bis 1280 × 512 (interlaced), 32 Farben standardmäßig, 64 mit Extra Half-Brite oder theoretisch 4096 mit HAM-Modus. In der Praxis nutzten Spiele weiterhin 320 × 200 mit 16 bis 32 Farben – die höhere Auflösung war meist dem Workbench-Betrieb vorbehalten. Der Soundchip „Paula“ blieb gegenüber dem A500 unverändert: vier 8-Bit-Kanäle in Stereo, DMA-gesteuert. Ein Highlight war der PCMCIA-Port, der jedoch in der Praxis kaum genutzt wurde – es gab 1992 nur sehr teure und inkompatible Karten. Auch der interne IDE-Anschluss für 2,5″-Festplatten wurde wegen Kompatibilitätsproblemen der ersten ROM-Versionen kritisch gesehen. Haynie fasste es so zusammen: „Sie haben neue Hardwarefunktionen hinzugefügt, aber vergessen, sie im ROM zu unterstützen. Das ist einfach dumm.

Der A600 wurde mit Kickstart 2.05 und Workbench 2.0 ausgeliefert, später auch mit 2.1. Erst spätere ROM-Versionen erlaubten Booten von Festplatte, Locale-Unterstützung und CrossDOS. Für den Amiga 600 bedeutete CrossDOS insbesondere im beruflichen Umfeld eine wichtige Erweiterung: Der kleine Rechner konnte damit erstmals ohne Zusatzsoftware Daten mit PCs austauschen – eine essenzielle Funktion im Übergang zur MS-DOS-dominierten Arbeitswelt der frühen 90er.Das System war moderner als das 1.3er des A500, aber weniger kompatibel zu älteren Spielen. Viele Magazine legten ein Tool wie Relokick bei, um Kickstart 1.3 in den RAM zu laden. Trotz modernerem OS blieb das System für viele Retrospiele-Fans ein Rückschritt.

Der Listenpreis lag bei ca. 800 DM, inflationsbereinigt rund 830 Euro (2025). Die Variante A600HD mit 20 MB-Festplatte kostete rund 1.200 DM, heute etwa 1.250 Euro. Verkaufszahlen weltweit werden auf etwa 190.000–250.000 Einheiten geschätzt, wobei Deutschland zu den stärkeren Märkten gehörte. Ein Bruchteil der über 4 Millionen verkauften Amiga 500 – und damit ein deutliches Zeichen: Dieses Modell konnte nicht an die Erfolge anknüpfen. Das Urteil der Fachpresse fiel durchwachsen aus: CU Amiga lobte 1992 das kompakte Design und die Festplattenoption, kritisierte aber die fehlende Zifferntastatur. Amiga Format nannte den A600 „eine merkwürdige Zwischen-Generation, nach der niemand gefragt hat“. In Deutschland schrieb 64’er trocken: „Wer vom A500 auf den A600 umsteigt, zahlt drauf – an Preis wie an Leistung.“ Im Rückblick wurde der A600 etwa von Ars Technica als „worst Amiga ever“ bezeichnet. Ein wirtschaftlicher Wendepunkt war der A600 nicht. Er markierte eher den Anfang vom Ende. Commodore verlor 1992 zunehmend Marktanteile an PC und Konsolen, der A600 verwirrte die Kundschaft, kostete zu viel und konnte nichts besser als sein Vorgänger. Der einzige nennenswerte Fortschritt: Die Nutzung von Laptop-Technologien wie PCMCIA und 2,5″-Festplatten wurde für spätere Modelle wie den A1200 übernommen.

Trotz all seiner Schwächen hat der A600 heute Kultstatus. Wegen seines platzsparenden Designs und moderner Erweiterungsmöglichkeiten via FPGA oder CF-Karten ist er heute bei Bastlern beliebt. Als Produkt seiner Zeit bleibt er dennoch: ein Kompromiss, geboren aus Unsicherheit, Fehlentscheidungen und zu viel Manager-Einfluss. Oder, wie Haynie es abschließend formulierte:
Wenn Commodore sich auf echte Innovationen anstatt auf interne Ego-Kriege konzentriert hätte, hätte der A600 etwas sein können. Aber was wir bekamen, war die Antwort auf eine Frage, die niemand gestellt hat.

 

CBM 500-Serie

CBM 500-Serie

b500

Image is taken from: https://vintagecomputer.net/cbm_b_prototypes.cfm

Die CBM 500-Serie war Teil der CBM-II-Familie, einer ambitionierten aber letztlich gescheiterten Neuausrichtung des Unternehmens Commodore Anfang der 1980er Jahre. Anders als ihre Namensvettern der 600er- und 700er-Modelle richtete sich die 500er-Linie nicht primär an den professionellen Büromarkt, sondern umfasste sowohl Business- als auch Personal-Modelle. Dabei war die Modellserie nicht ein einzelner Rechner, sondern eine vollständige Plattform mit unterschiedlicher Ausstattung und Zielsetzung. Zu den bekanntesten Modellen gehören der P500, B500, B505, B510 und der mit besonders großzügiger RAM-Bestückung versehene B520. Letzterer war bereits ab Werk mit 256 KB RAM ausgestattet – ein für 8-Bit-Systeme beachtlicher Wert und Ausdruck der Systemarchitektur, die Speicherbank-Umschaltung (Bank Switching) systemseitig unterstützte.

Die Gestaltung der Gehäuse war ein Bruch mit dem bis dahin kantigen Design der PET-Reihe. Verantwortlich für das elegante, flache Profil der 500er-Modelle war Ira Velinsky, ein Industrie-Designer, der sich unter anderem durch den PET-2001-Prototypen sowie den tragbaren Atari Stacy einen Namen gemacht hatte. Das Gehäuse war durchgehend flach, mit integrierter Tastatur und vorbereitetem Slot für externe Erweiterungen und Zubehör. Die CBM 500-Reihe war somit als modern wirkende Plattform für verschiedene Zielgruppen gedacht – ein Plan, der jedoch an Marktfragmentierung und strategischer Unsicherheit scheitern sollte.

Die gesamte Serie basierte auf dem MOS 6509-Prozessor, einer Weiterentwicklung des 6502, der durch einen integrierten Memory Management Controller in der Lage war, bis zu 1 MB RAM zu adressieren. Standardmäßig waren je nach Modell 64 KB (beim B505), 128 KB (u.a. beim P500) oder eben 256 KB (beim B520) verbaut. Der 6509 war mit 1 MHz beim P500 sowie 2 MHz bei den B-Modellen getaktet. Während der höhere Takt bei den Business-Geräten für mehr Rechenleistung sorgte, führte er zugleich zu gravierenden Kompatibilitätsproblemen bei der Verwendung des ebenfalls verbauten SID 6581 Soundchips, der ursprünglich für den C64 bei 1 MHz ausgelegt war. Im P500, dessen CPU mit 1 MHz lief, konnte der SID korrekt angesprochen werden und lieferte dieselben drei Kanäle und Filterfähigkeiten wie im C64. In den B-Modellen jedoch war der SID faktisch funktionslos, da der Bus-Zugriff durch die Taktinkompatibilität gestört wurde – ein Umstand, der in internen Entwicklerberichten offen eingeräumt wurde.

Ein wesentlicher Unterschied der P-Serie war der eingebaute VIC-II-Grafikchip, identisch mit dem des C64. Er ermöglichte eine Auflösung von 320×200 Pixeln bei 16 gleichzeitig darstellbaren Farben, mit den bekannten Sprites und Rasterinterrupt-Fähigkeiten. Die B-Serie hingegen verwendete einen Textmodus-Chip (MOS 6545 oder kompatibler CRTC), der für 80×25 Zeichen in Monochromdarstellung optimiert war – ideal für Tabellenkalkulation, Textverarbeitung oder Terminalemulation, aber ungeeignet für grafisch anspruchsvolle Aufgaben.

Ein oft übersehener technischer Fortschritt war die Integration eines echten RS-232-Ports, etwas, das bis dahin keinem anderen 8-Bit-Commodore-Computer zuteilwurde. Kombiniert mit den IEEE-488-Anschlüssen und dem klassischen User-Port standen dem System zahlreiche Kommunikations- und Erweiterungsmöglichkeiten offen. Der P500 bot zudem zwei Atari-kompatible Joystickports – ebenfalls ein klares Indiz für seine ursprünglich vorgesehene Rolle als gehobener Heimcomputer.

Als Betriebssystem diente Commodore BASIC 4.0, erweitert um Speicherbanking und Systemfunktionen. Neben BASIC stand ein Maschinenmonitor zur Verfügung, über den Speicherbereiche manuell angesprochen und programmiert werden konnten. Trotz der technischen Fähigkeiten mangelte es an kompatibler Software – insbesondere der P500, der nie offiziell in den Handel kam, verfügte lediglich über eine einfache Demo, die auf Messen und im Vertrieb gezeigt wurde. Aufgrund der mangelnden Kompatibilität zu C64-Software, des weitgehend geschlossenen Software-Ökosystems der CBM-II-Reihe und der sehr geringen Verbreitung wurden kaum Anwendungen entwickelt. Dies betraf sowohl die Heimcomputer-orientierten P-Modelle als auch die professionellen B-Modelle.

Preise lagen je nach Ausstattung zwischen rund 900 und 1.400 US-Dollar, was heute inflationsbereinigt rund 2.800 € bis 4.300 € entspricht – ein stolzer Preis für Geräte, die in Sachen Softwareunterstützung und Marktakzeptanz deutlich hinter den Erwartungen blieben. Die wenigen gefertigten Exemplare des P500 wurden nie offiziell verkauft, sondern meist an Entwickler oder internationale Händler gegeben, später teilweise zurückgerufen. Die B-Serie schaffte es hingegen in kleine Stückzahlen in den Vertrieb, insbesondere in Europa. Vom B520, dem Spitzenmodell der Serie, sind heute nur wenige erhaltene Geräte dokumentiert.

Die Entwicklerliste liest sich wie ein „Who’s Who“ der frühen Mikrocomputerzeit: Chuck Peddle, der Architekt des 6502 und des 6509, Bill Seiler, der mitverantwortlich für die Boardarchitektur war, sowie der junge Dave Haynie, der später zum zentralen Hardwarearchitekten der Amiga-Reihe wurde. Velinskys Designarbeit verlieh der Serie optisch ein modernes Gesicht – technisch jedoch blieb sie zwischen den Stühlen.

Verglichen mit dem C64 hatte die CBM 500-Serie zwar nominell mehr RAM, eine leistungsfähigere CPU und bessere Erweiterbarkeit – doch sie war nicht kompatibel zur gigantischen C64-Softwarebibliothek. Die CBM/PET-Reihe wiederum wurde ersetzt, ohne dass das neue System nahtlos anschloss. Gegenüber dem aufkommenden IBM-PC-Standard fehlte CP/M- oder MS-DOS-Kompatibilität. Und so wurde die CBM 500-Serie kein Retter, sondern ein Relikt – zu früh, zu teuer, zu isoliert.

Heute ist sie unter Sammlern ein seltenes Juwel. Funktionstüchtige Geräte – vor allem P500-Prototypen oder voll ausgestattete B520-Systeme – erzielen Höchstpreise und gelten als eine der technisch spannendsten, wenn auch kommerziell tragischsten Episoden der Commodore-Geschichte. Ein perfektes Beispiel dafür, wie ein Unternehmen gleichzeitig zu viele Ideen verfolgt – und dabei seine erfolgreichste Linie, den C64, fast aus den Augen verliert.

Commodore C64GS – 1990

C64GS

C64GS

Wenn es eine Firma gab, die auf allen Hochzeiten tanzen wollte und jeden Cent dabei erwirtschaften wollte, dann Commodore und dabei zogen sie alle Register. Wohl keine andere Firma (von Apple vielleicht mal abgesehen) konnte aus einer Hardwarebasis so viele Derivate erstellen und der Commodore C64GS (das GS stand für Game System) war da sicherlich keine Ausnahme. Man erkannte irgendwann, dass der Videospielmarkt wieder auferstanden war (bedingt durch die zahlreichen Verkäufe der PC-Engine und des Sega Master Systems im 8-bit Bereich) und was lag da näher hier ebenfalls einzusteigen? Dies war, im Übrigen, nicht das erste Mal mit dem C64 passiert, denn 1982 versuchte es Commodore mit der MAX Machine (einem spielorientierten Computer). Um sich die teure Entwicklung zu sparen, konnte man sich auf ein bewährtes System verlassen, dieses um einige Elemente erleichtern und dann als Videospielsystem auf den Markt werfen. Das System basierte dann auf der Platine des C64-C, dem einfach die Tastatur und der serielle Anschluss entfernt wurde. Um sich weitere Produktionsschritte zu sparen, ließ man sogar die Lötpunkte an Ort und Stelle, denn alles weitere hätte erneut Kosten verursacht. Kurioserweise hatte man den Kassetten Port ebenfalls beibehalten und dachte eventuell an eine Lademöglichkeit via Kassette nach, was sicherlich noch kostengünstiger gewesen wäre.

Lediglich der Expansion Port wanderte nun von hinten nach oben, dorthin wo zuvor eine Tastatur und nun reichlich Platz vorhanden war. Das man allerdings den umgekehrten Weg hätte gehen können und die Computer verbilligt auf den Markt bringt und die Entwickler zur Produktion von Spielen auf Modulen (die auch am C64 zu spielen waren) aufruft, darauf kamen die Marketingspezialisten scheinbar nicht.
Zudem stimmte der Preis einfach nicht: Die Konsole kam für etwa 99 GBP (inflationsbereinigt 2024 etwa 373 Euro) auf den Markt. Das die 8-bit Konsolen bereits auf dem absteigenden Ast saßen (schließlich hatte Sega bereits das Mega Drive / Genesis auf den Markt geworfen und Nintendo stand kurz vor der Veröffentlichung des SNES) schien jedoch niemanden in der Chefetage zu stören oder wurde gekonnt ignoriert.
Der C64GS war ein katastrophaler Reinfall. Commodore Fans und auch Gaming Enthusiasten erkannten Commodores Schachzug als das war er war, eine schlechte Idee ohne Innovationen. So ziemlich jede Gaming Zeitschrift wies darüber hinaus auf die enge Verwandtschaft zum alten Brotkasten hin

Ein echter C64 kostete zudem kaum mehr. Die Spieleflut, ein MUSS für "Konsolen" war eben auch nicht vorhanden und viele Module setzten sogar eine Tastatur voraus, da sie ebenfalls für den normalen C64 entwickelt wurden. Kaum war das System veröffentlicht, wurde die Produktion auch wieder eingestellt, eine klassische Totgeburt! Von den 80.000 produzierten Einheiten hatten sich in Großbritannien und Dänemark lächerliche 25 % verkauft! Da halfen auch nicht die im Bundle enthaltenen Spiele: Fiendish Freddy's Big Top O'Fun, International Soccer, Flimbo's Quest und Klax.

Als Sahnehäubchen des Desasters konnte man den mitgelieferten Joystick namens Cheetah Annihilator bezeichnen. Eine absolute Katastrophe. Commodore hatte zu dieser Zeit viele, Third Party Joysticks auf dem Markt, die einfach ein neues Branding erhielten. Wieso diese nicht verwendet wurden, ist nicht klar. Vielleicht passte er einfach farblich am besten. Die restlichen C64GS wurden ironischerweise wieder in C64 umgewandelt und dann verkauft...den Weg hätte man sich sicherlich sparen können.

Amiga 2500

Amiga 2500

Der Amiga 2500, ein Computer von Commodore, ist kein "eigenständiges" Modell innerhalb der Amiga Reihe, sondern ein Handelsname für einen Amiga 2000 mit erweiterten Komponenten. Eingeführt wurde das Modell 1989 und war speziell für den professionellen Markt und rechenintensive Anwendungen produziert worden, beispielsweise 3D-Rendering und Videobearbeitung. Das Herzstück des Systems war ein Motorola 68020-Prozessor mit 14 MHz, der deutlich leistungsstärker war als der Motorola 68000 des ursprünglichen Amiga 2000. Einige Modelle des Amiga 2500, speziell der Amiga 2500/30, waren sogar mit einem Motorola 68030-Prozessor ausgestattet, der mit 25 MHz getaktet war und zusätzlich eine 68882-FPU (Floating Point Unit) zur Unterstützung von Gleitkommaberechnungen bot. Diese Konfiguration machte den Amiga 2500 besonders attraktiv für Berechnungen in der Wissenschaft, technische Simulationen und Grafikrendering.

Die Prozessoren wurden mittels der Beschleunigerkarten Commodore A2620- oder A2630 integriert, die dem Anwender zusätzlich bis zu 9 Mbyte Fast-RAM zur Verfügung stellen konnten, was in Kombination mit dem 32-Bit-Datenbus eine signifikante Verbesserung gegenüber älteren Modellen darstellte. Der A2620 enthielt eine Motorola 68881 FPU und eine Motorola 68851 MMU, während der A2630 eine Motorola 68882 FPU (und eine im 68030

integrierte MMU) enthielt. Die sonstigen Hardwarekomponenten hatten sich hingegen nicht verändert: weiterhin werkelten die bekannten Custom Chips Paula, Agnus und Denise im Gehäuse und regelten unter anderem die beiden Coprozessoren Blitter und Copper (Agnus), steuerten die Grafikausgabe (Denise) oder übernahmen die Tonausgabe (Paula). Kurioserweise verblieb der Motorola 68000 weiterhin auf der Platine, was das Design sicherlich nicht sehr kosteneffizient machte. Zwar plante man bereits in einem Projekt diesen durch einen integrierten Motorola 68020 zu ersetzen, der Plan wurde jedoch nie realisiert, da Dave Haynie einen Amiga Entwurf mit Zorro III Bussystem entwarf, der zum Amiga 3000 führte.

Die Markteinführung des Amiga 2500 wurde von der Fachpresse überwiegend positiv aufgenommen. Ein Artikel in Compute! aus dem Jahr 1989 lobte das System als „eine würdige Ergänzung zur Amiga-Familie, die zeigt, wie weit Commodore bereit ist, in den professionellen Markt vorzudringen“. Gleichzeitig wurde jedoch kritisiert, dass der Preis von über 3.000 US-Dollar für das Basismodell viele potenzielle Kunden abschrecken könnte.
Während die Modelle ursprünglich für den US-Markt gedacht waren, gab es Verzögerungen bei der Anpassung an die europäischen Standards, insbesondere bei der PAL-Videokompatibilität. Ein Ingenieur bei Commodore scherzte einmal in einem Interview: „Der Amiga 2500 war schneller als sein Vorgänger, aber unsere Bürokratie war langsamer als je zuvor.“

Der Amiga 2500 war ein Pionier in der Welt der Videoproduktion. Mit der Unterstützung der Video Toaster-Hardware von NewTek wurde er zu einem bevorzugten Werkzeug in der Fernsehwelt, insbesondere für Spezialeffekte und 3D-Animationen. Der Video Toaster ermöglichte Funktionen wie Bildmischung, Keying und Echtzeit-Grafikeffekte, die sonst nur auf teureren Spezialmaschinen möglich waren. Ein Artikel aus dem Magazin Amiga World nannte den Amiga 2500 „einen Traum für kreative Profis“ und hob hervor, dass das System dank seiner Hardwareleistung und der Verfügbarkeit von Software wie LightWave 3D ein „beispielloses Preis-Leistungs-Verhältnis“ bot.

Auch nach der Einführung des Nachfolgers blieb der Amiga 2500 noch in Produktion, da der Video Toaster nicht ohne weiteres in das Gehäuse des Amiga 3000 passte.

Zu den geplanten Peripheriegeräten für den Amiga 2500 gehörten unter anderem spezielle Grafikkarten wie die Commodore A2410, die höhere Auflösungen und Farbunterstützung boten, sowie externe Festplattengehäuse, die über den SCSI-Anschluss des Systems betrieben werden konnten. Besonders innovativ war das Konzept einer „Amiga Multimedia Station“, einer Kombination aus Hardware und Software, die den Amiga 2500 in ein zentrales Medienbearbeitungssystem verwandeln sollte. Dieses Projekt wurde jedoch nie vollständig umgesetzt, da Commodore bereits mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte.

Commodore plus/4

Commodore plus/4

Mit dem Abgang von Jack Tramiel aus dem Hause Commodore wurden zahlreiche Entwicklungen, die die Beta-Phase bereits erfolgreich verlassen hatten, eingestampft. Darunter zählte auch die Entwicklung neuer 8bit-Modelle, die dem VC20 und C64 folgen sollten. Als Konkurrenz zum Sinclair ZX81, der in Großbritannien vor allem durch seinen Preis erfolgreich war, entwickelte man zum Einen den Commodore 16, der aus dem Projekt Modell 232 / 264 entstanden war. Aus der gleichen Modellreihe entstand nun auch noch der Plus/4, der in der "Black Edition" Reihe 264 das beste Gerät darstellen sollte. Zwar hatte der Plus/4 mit dem eigentlichen High-End Modell namens V364 nichts gemein, dennoch beerbte er seinen Titel. Die neue Chefetage ohne Tramiel proklamierte den Plus/4 nun als neues Flaggschiff der Serie und versprach einen Computer für professionelle Ansprüche. Entwickelt wurde der Plus/4, wie auch schon der C16, von Bill Herd, dessen bestes Werk der C 128 darstellte.

Dieser Anspruch (Profi-Flaggschiff) sollte vor allem durch die bereits integrierten Programme bestätigt werden, die der Käufer mit dem Computer erhielt. Commodore machte vor allem darauf aufmerksam, dass Software nun bereits im Computer, vielmehr im ROM, verankert war, und deshalb nicht mehr von Laufwerken aus geladen werden musste. Mit vorinstallierter Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Dateiverwaltung und Malprogramm waren alle wichtigen und vor allem sonst kostenintensiven Programme bereits mit an Bord. Und auch die Hardware war den damals aktuellen Anforderungen gewachsen: 64 KByte RAM, MOS 7501 mit 1,76 MHz und 121 Farben bei einer Auflösung von 320 x 200 Pixel schien auch den letzten C64-Fan zu überzeugen.

Doch wie so oft bei Commodore war hier mehr Schein als Sein. Der MOS 7501, der auf dem legendären MOS 6502 basierte, überzeugte zwar mit einer hohen Taktfrequenz gegenüber dem Orginal. Diese konnte er jedoch selten ausspielen, da der notwendige Systembus nicht nur für den Prozessor bereitstand, sondern auch für den Spezialchip TED. Dank TED halbierte sich die Taktfrequenz auf 0,89 MHz. TED selbst sollte als All-in-One-Lösung für Grafik, Sound und I/O dienen. Commodore wollte so erneut die Kosten eines Systems senken. Hier kam jedoch ein fataler Fehler zustande: der TED beherrschte keine Sprites. Lediglich unter BASIC war es möglich diese mit den ähnlichen "Shapes" zu emulieren. Da dies nicht in Hardware geschah, war die Leistung somit dürftig, hatte doch die CPU diese Aufgabe zu meistern. Bei halbiertem Takt war damit die Leistung erheblich unter der des Vorgängers C64 zu platzieren. Laut Bill Herd war der TED eigentlich für ein absolutes Low-End System entwickelt worden, das in Konkurrenz zum Sinclair ZX 81 stehen sollte. Erst das Management kürte ihn zum neuen "Auserwählten" innerhalb der 264 Reihe.

Dennoch glaubte man bei Commodore fest an das System. Es störte auch niemanden, dass die Joystick Ports ebenso vom de-facto Standard abwichen, wie auch der Anschluss der Datasette. Man war sich sicher, dass die restliche Peripherie (wie Diskettenlaufwerke) durchaus genügen würde. Und schließlich befand sich bereits die wichtigste Software an Bord. Als das Modell Ende 1984 in den Geschäften erhältlich war, warteten viele Interessenten (und wohl auch Commodore) erst einmal auf die Testberichte zahlreicher Computermagazine. Schon der erste Satz in der C't Ausgabe 3/1985 (als Beispiel) warnte vor und sollte vernichtend wirken: "...er ist kein Ersatz für den C64, Commodores meistverkauftes Modell, dessen herausragende Sound- und Sprite-Möglichkeiten ihn nach wie vor für Spieleprogrammierung prädestiniert erscheinen lassen." Der Redakteur hatte damit bereits die wichtigste Klientel beschrieben (für Commodore?) und dieser somit auch von dem Modell abgeraten. Commodore sah sich noch immer in der Rolle eines Business Computer Herstellers. Diese Zeiten waren, vor allem durch den VC20 und C64, jedoch lange vorbei.

Schlimmer noch: die oberste Konzernetage verstand die Hauptkäuferschicht in keiner Weise. Sie sahen sich als seriöses Unternehmen und nicht als Spielbetrieb. Sicherlich war man sich der Tatsache bewusst, dass Spieler als Haupteinnahmequelle dienten, dennoch störte man sich an dieser Klientel. Business Computer standen in Büros, keine Homecomputer. So gab Commodore auch deutlich zu verstehen, dass der Plus/4 ein Proficomputer sei. Doch scheinbar verstand das Unternehmen auch diese Käuferschicht nicht wirklich oder nahm man tatsächlich an, dass in den Büros der Zukunft ein Commodore Plus/4 stehen würde? Das Argument der mitgelieferten Software erwies sich in diesem Zusammenhang als absoluter Rohrkrepierer, da kein Programm auch nur im Ansatz überzeugen konnte.

Commodore konnte nicht ernsthaft in Betracht gezogen haben, dass ein seriöser Anwender seine Daten

  • in einer Textverwaltung nutzt, die maximal 99 Zeilen zu je 77 Zeichen zulässt
  • einer Tabellenkalkulation vertraut, die nur 17 Spalten mit 50 Zeilen besitzt
  • einer Datenbank seine Zahlen anvertraut, die gerade mal 999 Einträge besitzt (mit 17 Feldern und maximal 38 Zeichen)
  • mit einem Malprogramm verbindet, dass Textdarstellungen nur aus der Datenbank zulässt.

All die genannten Punkte waren für ein ernsthaftes Unternehmen als Kaufinteressenten absolut indiskutabel. Zudem verlangten einige Programme ein Diskettenlaufwerk, dass im Bundle gar nicht vorhanden war. Hatten Unternehmen Interesse an einem Computer, waren meist IBM PCs die einzige Wahl, bezüglich der Leistung und der vorhandenen Software. Doch Commodore wollte mit allen Mitteln diesen Markt aufbrechen. Frei nach einem Filmzitat kam Commodore mit einem stumpfen Messer zu einer Schießerei. Dennoch waren die potenziellen Unternehmen nicht das entscheidende K.O. Kriterium, denn auch den C64 nahm eine andere Käuferschicht dankend an. Vielmehr besaß der Plus/4 keine Vorteile gegenüber C64, was vielleicht noch als preiswerte Alternative hinnehmbar gewesen wäre. Doch der Plus/4 war völlig inkompatibel zu seinen Vorgängern (dabei bezeichnete das Unternehmen diesen als Nachfolger des VC20)! Commodore verzichtete damit auf eine bereits etablierte Bibliothek an Programmen, die die Nachteile des Rechners erheblich abgemildert hätte. Dies bedeutete im Klartext, dass erst Software programmiert werden musste. Auf einem Rechner, den ohne Software keiner haben wollte (und der sich zudem leistungstechnisch in der Reihe an damals aktuellen Systemen hinten anstellen musste).

Da halfen auch die wenigen positive Argumente nur wenig. Das BASIC in der Variante 3.5 war dem des C64 (Version 2, dass es bereits seit dem VC20 oder CBM 3000 gab) beispielsweise deutlich überlegen. Endlich konnte BASIC auch Sound- und Grafikbefehle nutzen, sowie den Joystick ohne Probleme abfragen. Des Weiteren besaß das Modell einen UART-Chip, der dem Plus/4 ermöglichte auch ein High-Speed Modem zu nutzen. Dies war auch mit einem C64 möglich, dort allerdings nur mittels einiger technischer Kniffe. Jedoch verwendete zu dieser Zeit kaum jemand Modem, das schneller als 1200 Baud war. Somit war das gesamte Konzept sinnlos.

Der Plus/4 verschwand nicht nur relativ schnell wieder, er sank regelrecht wie Blei im Wasser. Nicht einmal die Supermarkt-Ketten, die sonst gern jeden Ramsch noch versilberten, wurden wirklich alle Modelle los. Nur einer dürfte wirklich gelacht haben: Jack Tramiel. Nach seinem Abgang und den Aufkauf von Atari konnte er mit gewisser Befriedigung sehen, dass sein altes Unternehmen ohne ihn scheinbar verloren war. Denn auch das erste Duell im neuen 16bit Markt ging an Atari: das Unternehmen präsentierte den Atari ST noch vor seinem Rivalen: den Amiga.