Commodore Amiga A501

Commodore Amiga A501

Picture by: https://www.valoroso.it/en/commodore-501-battery-replacement/

Als Commodore 1987 die Speichererweiterung A501 für den Amiga 500 veröffentlichte, traf das Unternehmen einen Nerv der Zeit. Der Amiga 500 war bereits populär, doch viele Anwendungen stießen mit seinen 512 KB Chip RAM schnell an Grenzen. Mit der trapdoor-Erweiterung auf 1 MB Gesamt-RAM wurde der Rechner deutlich vielseitiger – und viele Programme erst richtig einsetzbar.

Die A501 bestand aus einer kompakten Platine mit 512 KB zusätzlichem RAM sowie einer integrierten Echtzeituhr (RTC) inklusive verlöteter Batterie. Eingesteckt wurde sie durch die Wartungsklappe an der Unterseite – ein unkompliziertes Upgrade, das ohne Kabel oder externe Module auskam. Für Heimanwender und ambitionierte Amiga-Fans war dies der klassische „Erwachsenwerden“-Moment ihres Systems.

Um den technischen Nutzen dieser Erweiterung wirklich zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die Speicherkategorie des Amiga-Systems. Commodore unterschied zwischen Chip RAM – vom Prozessor und den Custom Chips nutzbar – und Fast RAM, das nur der CPU zur Verfügung stand und daher echte Leistungszuwächse brachte. Zusätzlich existierte Slow RAM, technisch zwar Erweiterungsspeicher, aber über denselben Bus angeschlossen wie die Custom-Chips – und dementsprechend mit längeren Wartezyklen für die CPU verbunden.

Ein Experte brachte es einmal formvollendet auf den Punkt: „Fast memory is available exclusively for use by the CPU … the CPU is able to operate without being delayed if its instructions and data are in fast memory.“ („Fast-Speicher steht ausschließlich der CPU zur Verfügung … die CPU kann arbeiten, ohne ausgebremst zu werden, wenn ihre Anweisungen und Daten im Fast-Speicher liegen.“)

Damit wurde klar: Die A501 brachte mehr Speicher, aber nicht automatisch mehr Geschwindigkeit.

Besonders interessant ist die Einbindung der Erweiterung je nach Revision des Amiga-500-Mainboards. Frühere Revisionen (z. B. Rev. 5) nutzten die A501 standardmäßig als Slow RAM. Bei der Rev. 6A hingegen konnte die Speichererweiterung als Chip RAM erkannt werden – sofern ein kompatibler Agnus-Chip (z. B. 8372A/8375 für 1 MB Chip RAM) verbaut war und zwei Jumper angepasst wurden:

JP2 – Adress-Mapping für den Trapdoor-Speicher
JP7A – EXRAM-Signal-Routing am GARY-Chip

Ohne diese Modifikation blieb die A501 auch auf Rev. 6A weiterhin Slow RAM.
Das war ein technischer Kniff, den längst nicht jeder Amiga-Besitzer umsetzte – häufig blieb das Potenzial der A501 ungenutzt.

Ein Forumsnutzer kommentierte treffend: „On the A500, 2 MB in the trap door is not really worthwhile… the rest is Slow RAM.“ („Beim A500 lohnen sich 2 MB im Trapdoor-Slot nicht wirklich … der Rest ist Slow RAM.“)

Die A501 war somit vor allem eine Nutzbarkeitserweiterung, keine Geschwindigkeitskur. Anwendungen wie Deluxe Paint, Protracker, Textverarbeitung, komplexere Spiele oder sogar erste 3D-Experimente profitierten dennoch enorm: mehr Platz für Bitmaps, mehr Sample-Speicher, größere Buffers.

Auch die integrierte Echtzeituhr war ein Pluspunkt – besonders für professionelle Anwender. Allerdings sorgte die verlötete NiCd-Batterie dafür, dass viele A501-Module später durch auslaufende Akkus beschädigt wurden – ein heute bekanntes Restaurierungsproblem, das Retro-Techniker stets zuerst prüfen.

Heute ist die A501 nicht nur ein praktisches Upgrade, sondern ein wichtiges Kapitel Amiga-Geschichte: Sie steht für Erweiterbarkeit, für Nutzerfreundlichkeit – und für die besondere technische Raffinesse der Amiga-Architektur, in der Speicherdetails großen Unterschied machten.

Während andere Systeme in MB prahlten, zeigte die A501, dass 0,5 MB zur richtigen Zeit ganze Welten öffnen konnten. Sie war keine Speerspitze der Performance – aber ein Schlüssel zu mehr Kreativität, mehr Software und einem längeren Leben des Amiga 500.

A2088

A2088: Zwei Gesichter, ein Gehäuse – Janus und der Amiga 2000

A2088Man stelle sich vor, man besitzt Ende der 1980er einen Commodore Amiga und will trotzdem MS-DOS-Programme laufen lassen – die Steckkarte A2088 machte genau das möglich. Diese vollformatige Zorro-II-Erweiterung verwandelte den Amiga 2000 in einen waschechten IBM-PC XT. Commodore stellte die A2088 Bridgeboard-Karte 1987 offiziell vor, und sie enthielt einen Intel 8088 mit 4,77 MHz, 512 KB RAM und ein XT-kompatibles BIOS – kurz: ein kompletter PC zum Einstecken. Der Einführungspreis lag bei rund 699 US-Dollar, was inflationsbereinigt etwa 1.800 Euro entspricht. Für fast denselben Betrag bekam man damals schon einen kompletten PC-Clone, was erklärt, warum die Karte eher ein Werkzeug für Profis und Technikverliebte blieb als ein Massenprodukt.

Die Entstehungsgeschichte ist ein Stück klassischer Commodore-Firmenpolitik. Während die US-Ingenieure in West Chester den Amiga als eigenständige Plattform verstanden, wollte Commodore Deutschland in Braunschweig den Rechner für den Büromarkt öffnen. Ihr Konzept: Der Amiga 2000 sollte ab Werk die Möglichkeit bieten, eine echte PC-Erweiterungskarte aufzunehmen – keine Emulation, sondern Hardware. Daraus entstand das Bridgeboard-Prinzip: Die A2088 steckte ausschließlich in einem Zorro-II-Slot und führte über ihre Leiterplatte die ISA-Signale zu bis zu drei 8-Bit-ISA-Steckplätzen im A2000-Chassis. Sie steckte also nicht gleichzeitig in einem ISA-Slot; vielmehr stellte sie diesen Bus selbst bereit. Dadurch konnte man an den Amiga echte PC-Erweiterungskarten anschließen – von CGA-Grafik über MFM-Controller bis zu Netzwerkadaptern. Diese Architektur war ihrer Zeit erstaunlich weit voraus.

Damit wurde der Amiga 2000 zu einem Doppelwesen: Auf der einen Seite lief der Motorola 68000 mit AmigaOS, auf der anderen ein Intel 8088 unter MS-DOS. Beide Systeme kommunizierten über eine Software-Schicht, die Commodore humorvoll Janus taufte – nach dem zweigesichtigen Gott des Anfangs und des Endes, der Türen, Tore und Übergänge. Passender hätte man es kaum wählen können, denn Janus war tatsächlich das Portal zwischen zwei Welten. Die Software regelte den Datenaustausch über gemeinsam genutzten Speicher und erlaubte es, Tastatur, Maus und Drucker gemeinsam zu verwenden. Die Amiga-Tastatur wurde also einfach an den PC durchgeschleift, und selbst der Parallelport diente abwechselnd beiden Systemen. Wer in einem Büro der späten Achtziger einen Amiga 2000 mit A2088 betrieb, konnte vormittags Grafiklayouts auf Deluxe Paint bearbeiten und nachmittags Tabellen in Lotus 1-2-3 ausfüllen – alles auf demselben Gerät.

Bei der Bildausgabe blieb alles klassisch CGA: 80×25 Text, 320×200 Pixel in vier Farben oder 640×200 in zwei Farben. Der beliebte Commodore 1084 war allerdings kein Multisync-Monitor und konnte CGA-TTL-Signale nicht direkt darstellen. Wer den PC-Bildschirm sehen wollte, brauchte also einen separaten CGA-Monitor oder einen externen Umschalter. In der Praxis bedeutete das: links der Amiga-Desktop in sattem RGB, rechts der PC-Bildschirm in grobem CGA-Blau-Magenta – zwei Welten auf einem Schreibtisch.

Ein Nutzer brachte es 1990 treffend auf den Punkt: „Einer der Vorteile, einen Amiga 2000 mit der A2088-Bridgeboard zu besitzen, besteht darin, aus zwei Software-Welten schöpfen zu können … Ein weiterer Vorteil ist, dass man eine MS-DOS-Diskette einfach von der Arbeit mit nach Hause bringen kann.“ Der Haken: Ab Werk kam die A2088 typischerweise mit einem 5¼-Zoll-Laufwerk, während der Amiga intern 3½-Zoll nutzte – ohne Zusatztools wie CrossDOS waren die Welten also nicht sofort diskettenkompatibel. Viele Nutzer rüsteten daher ein 3½-Zoll-PC-Laufwerk nach, um den Transfer zu vereinfachen.

Leistungsmäßig entsprach die Karte einem IBM-XT. Mit optionalem 8087-Koprozessor ließen sich CAD-Programme und Zahlenschubserei beschleunigen; für Anwendungen wie WordPerfect, dBASE III Plus oder Lotus 1-2-3 reichte die Leistung aus. Commodore reagierte auf den schnellen technischen Fortschritt mit Nachfolgern: Die A2286 (80286) und später die A2386SX (80386SX) brachten echte AT-Power. Eine spätere Revision, die A2088T Turbo, nutzte einen schnelleren NEC V20-Prozessor und bot wahlweise 4,77, 7,16 oder 9,54 MHz Taktfrequenz. Mit 640 KB RAM und direkterem Zugriff auf das interne Amiga-Laufwerk war sie fast doppelt so schnell wie die erste A2088 und deutlich alltagstauglicher – allerdings auch schon spät im Rennen, als 286er- und 386er-Rechner längst dominierten.

Kommerziell blieb die A2088 ein Nischenprodukt. Sie verkaufte sich vor allem in Deutschland und Großbritannien, wo der Amiga 2000 häufiger in Büros stand als in den USA. Die Herstellungskosten dürften im mittleren dreistelligen US-Dollar-Bereich gelegen haben, also inflationsbereinigt rund 800 bis 900 Euro. Damit war die Marge überschaubar, doch die Karte erfüllte ihren Zweck: Sie bewies die technische Offenheit des Amiga-Systems und brachte Commodore in der Fachpresse positives Echo.

Ähnliche Hybrid-Lösungen gab es auch anderswo: Für den Atari ST erschienen PC Speed und AT-Speed, Apple bot 1987 den PC Transporter an, und Sega kombinierte 1991 im Teradrive sogar eine Mega-Drive-Konsole mit einem 286-PC. Offenbar übte die Vorstellung, zwei Systeme in einem Gerät zu vereinen, eine eigenartige Faszination aus – praktisch war sie selten, aber technisch brillant.

Offizielle Dokumente führen die A2088 als Produkt eines europäischen Commodore-Teams, vermutlich aus Braunschweig. Persönliche Entwickler-Credits sind nicht bekannt, und Commodore veröffentlichte keine individuellen Namen. Damit bleibt die A2088 ein typisches Beispiel für kollektive Ingenieurskunst jener Zeit – pragmatisch, genial und fast schon poetisch im Anspruch, Brücken zwischen Computerwelten zu schlagen.

Heute gilt sie als kultiges Relikt einer Ära, in der Commodore noch mutig experimentierte. Ein Amiga, der DOS-Programme abspielt und beim Start sowohl das „Kickstart“-Logo als auch das flackernde C:\>-Prompt zeigt – das war mehr als nur Hardware, das war ein Manifest für technische Vielfalt.