Thrustmaster FCS

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Thrustmaster Flight Control System (FCS)

Thrustmaster FCS Mk1Der Thrustmaster Flight Control System (FCS) Mark I erschien 1992 als hochwertiger PC-Joystick im F‑16-Phantom-Stil und gilt als erste echte Flight-Yoke-Steuerung für Flugsimulatoren am PC. Entwickelt unter der Leitung von Norm Winningstad – einem Mitgründer von Thrustmaster im Jahr 1990 in Oregon – vereinte das FCS robuste Materialien und realistische Technik: Ein einseitiger Haltegriff mit Fingerschlaufen, getragen von massivem Kunststoffboden mit schwerer Metalplatte, vermittelte das Gefühl eines echten Kampfjets. Ein zeitgenössischer Test befand sogar, das FCS sei „wahrscheinlich der authentischste Joystick, der für Computer erhältlich ist“. Der Stick verfügte über drei Achsen (Quer-, Hoch- und Drehachse) sowie vier Feuertasten, die computergestützt per Keyboard-Interface ausgegeben wurden.

Als zweiter Bestandteil des Thrustmaster-HOTAS-Konzepts ergänzte ab 1992 das Weapons Control System (WCS) den FCS. Dabei handelte es sich um einen seitlichen Schubhebel mit sechs Tasten und einem 3‑Positionen-Schalter im Layout eines Kampfflugzeugs. Der Gashebel besaß reale Rastpositionen (Vollgas und Nachbrenner): Man schob ihn zur ersten Blockade für Volllast und darüber hinaus für Nachbrennerbetrieb. Seine Tasten und Kippschalter übermittelten je nach Flugprogramm Funktionen wie Kontermittel, Waffenwechsel, Luftbremse oder Klappen. Technisch war das WCS ein reines Tastaturgerät: Es steckte zwischen PC und Tastatur und emulierte alle Steuerbefehle als Tastaturcodes. Diese Bauweise machte Treiber überflüssig (das System lief unter DOS/Windows einfach auf dem Keyboard-Port), hatte aber Nachteile: Die Gasstellung wurde durch mehrere Tastendrücke dargestellt, nicht durch ein kontinuierliches Signal. Vergleichstests bemängelten, der WCS sei „nicht so reaktionsschnell wie die analoge Trimmung“ etwa des CH-FlightStick. Zudem war pro Spiel ein Satz DIP-Schalter am WCS zu setzen, um die korrekten Befehle zu wählen, und bei Bedarf musste ein Austausch des ROM-Chips erfolgen, um neue Spiele zu unterstützen.

Anschlüsse und Betrieb: Das FCS selbst wurde über einen 15‑poligen Spielport-Stecker am Soundkarten- oder Joystickport angeschlossen. Beim Einsatz zusammen mit dem WCS wurde das FCS-Kabel in eine Buchse am WCS gesteckt; der WCS seinerseits nutzte den 5‑poligen AT-/PS/2-Tastaturanschluss. Auf alten AT-Systemen konnte man direkt andocken, bei PS/2-Rechnern war jedoch ein Adapter erforderlich. In dieser Hardwarekonstellation benötigte das FCS/WCS kein eigenes Betriebssystem oder spezielle Treiber – es funktionierte plattformunabhängig unter DOS und Windows, solange Spielport und Tastaturport verfügbar waren.

Thrustmaster bot neben FCS und WCS 1992 auch ein Ruderpedalsystem (Rudder Control System, RCS) an, das über den Spielport die Pedale und Haupteinheit verband. Später erschienen verbesserte Versionen: 1993 kam das programmierbare Pro Flight Control System (FCS Mark II) mit optimierten Komponenten, 1994 das luxuriöse F-16 FLCS mit Metallbau und Komplettprogrammierung, und 1997 folgte der WCS II mit analogem Gas und Software-Unterstützung. Zusätzlich wurden über die Jahre „Elite“-Ruderpedale und Multi-Port-Adapter angeboten, um mehrere Thrustmaster-Geräte gleichzeitig zu betreiben.

Preis und Wertentwicklung: Beim Start kostete das FCS/WCS-Komplettpaket rund 170 britische Pfund (etwa 240 DM bzw. 120 € 1992). Aufgrund hoher Inflation in den 1990er Jahren entspricht dies inflationsbereinigt etwa 320 € heute. Einzelpreise lagen entsprechend niedriger (z.B. etwa 79 US-$ für den WCS). Offizielle Stückzahlen sind nicht bekannt, aber Thrustmaster selbst erzielte durch die FCS-/WCS-Produktreihe raschen Erfolg: Der Gesamtumsatz stieg von etwa 15 Mio. $ (1995) auf 25 Mio. $ (1998).

Rezensionen und Anekdoten: Fachpresse und Anwender schwärmten von dem realitätsnahen Fluggefühl. Ein Computermagazin schrieb 1992 etwa, dass es eine „ganz andere Erfahrung“ sei, mit Stick und Schubhebel zu fliegen, statt unzählige Tastaturbefehle zu hämmern. Solche Begeisterung teilten viele Piloten: Der direkte Vergleich zeigte laut Testberichten, dass sich ein echtes Hands-On-HOTAS anders anfühlt als die herkömmliche Tastatursteuerung, die durch FCS/WCS in Flugsimulatoren abgelöst wurde.

Entwickler und Hintergrund: Thrustmaster war ein US-Unternehmen im Silicon Forest von Portland (Oregon), das sich ab 1990 auf hochwertige Joysticks spezialisierte. Gründer Norm Winningstad und sein Team brachten das FCS auf den Markt und etablierten damit die Marke bei Flugsimulations-Enthusiasten. 1999 wurde Thrustmaster vom französischen Guillemot-Konzern übernommen, der das Gaming-Zubehör weiterführte – die frühen HOTAS-Konstruktionen wie das FCS blieben dabei als Aushängeschild erhalten.

Gegenüber herkömmlichen 2‑Achsen-Joysticks (z.B. Microsoft SideWinder oder Logitech) bot das Thrustmaster-System deutlich mehr Achsen, Tasten und ein realistisches Handling. Zum Konkurrenten CH-Flightstick bestand folgender Unterschied: CH kombinierte meist einen einzelnen Stick mit separat angebrachtem Dreh-Gasrad und drei Trimmern, während Thrustmaster mit FCS/WCS ein gemeinsames HOTAS-Paar lieferte. Der CH-Joystick arbeitete analog und bot flüssige Gas-Übergänge, das Thrustmaster-WCS hingegen emulierte per Tastaturtasten, was zwar weniger präzise war, dafür aber mehr Bedienknöpfe pro Hand und einen festen Nachbrenner-Raster ermöglichte. Zudem fehlten beim FCS-Triebwerksgriff Hardware-Trimmer (z.B. für Ruder), diese mussten in der Simulation programmiert werden. Trotz dieser Schwächen waren sich Tester einig, dass die hochwertige Mechanik und das Kampfjet-Design das FCS deutlich überboten: Es bot eines der besten Fluggefühl seiner Zeit und setzte neue Maßstäbe für PC-HOTAS-Systeme.

 

Veröffentlicht in Peripherie n more.

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