Sony Hit Bit 75
Der Sony Hit Bit 75 war ein Heimcomputer, der auf dem MSX1-Standard basierte und 1984 auf den Markt kam. Sony brachte dieses Modell als Teil seiner „Hit Bit“-Serie heraus, die sowohl Einsteigern als auch technikbegeisterten Nutzern den Zugang zur aufkommenden MSX-Plattform ermöglichen sollte. Der MSX-Standard, 1983 von ASCII und Microsoft eingeführt, hatte das Ziel, eine einheitliche Plattform für Heimcomputer zu schaffen, um die Fragmentierung des Marktes zu überwinden. Der Hit Bit 75 war eines der Top-Modelle in Sonys MSX1-Portfolio und zeichnete sich durch hochwertige Verarbeitung, umfangreiche Funktionen und ein elegantes Design aus.
Die Hardware des Hit Bit 75 basierte auf einem Zilog Z80A-Prozessor, der mit einer Taktrate von 3,58 MHz arbeitete. Das Gerät war mit 64 KB RAM ausgestattet, wobei 16 KB davon für den Videospeicher reserviert waren. Diese Konfiguration entsprach den Anforderungen des MSX1-Standards und ermöglichte eine Grafikauflösung von bis zu 256 x 192 Pixeln mit maximal 16 Farben aus einer Palette von 32. Der Ton wurde über einen General Instrument AY-3-8910 Soundchip erzeugt, der drei unabhängige Klangkanäle bot und für die musikalische Untermalung vieler MSX-Spiele verantwortlich war und zuvor bereits in einigen Arcade Automaten und später auch in einigen erfolgreichen Computermodellen zu finden war, beispielsweise in der Amstrad CPC oder der Atari ST Reihe.
Das Design des Hit Bit 75 spiegelte Sonys typisches Streben nach Qualität und Ästhetik wider. Das Gehäuse war robust und funktional gestaltet, mit einer hochwertigen Tastatur, die sich durch ihre angenehme Haptik und klare Beschriftung auszeichnete. Sony integrierte auch spezielle Funktionstasten, darunter die berühmte HELP-Taste, die Anwendern Kontextinformationen oder Fehlererklärungen bot – ein innovatives Feature für diese Zeit. Der Computer verfügte über zwei Cartridge-Slots, die die Nutzung von ROM-Modulen für Spiele und Anwendungen ermöglichten, sowie über einen Erweiterungsport zur Verbindung mit Peripheriegeräten.
Die Software des Hit Bit 75 basierte auf MSX-BASIC, einer von Microsoft entwickelten Programmiersprache, die für die MSX-Plattform optimiert war. MSX-BASIC war besonders einsteigerfreundlich, da viele Befehle direkt auf der Tastatur verfügbar waren und so das Programmieren erleichterten. Sony lieferte das Gerät mit einer umfangreichen Bedienungsanleitung aus, die nicht nur die technische Nutzung erklärte, sondern auch Programmierbeispiele enthielt, die die Vielseitigkeit des Systems demonstrierten.
Der Hit Bit 75 war das Flaggschiff der ersten MSX Modelle des Elektronikkonzerns. Mit 64 KByte Arbeitsspeicher ausgestattet war der Computer dem Hit Bit 55 (16 KByte) deutlich überlegen. Wie auch dieser besaß der Hit Bit 75 die Personal Data Bank. Hinter dem hochtrabenden Namen verbarg sich eine kleine Datenbank, die Telefonnummern, Notizen und Termine speichern konnte. Das ROM wuchs daher von 32 KByte auf 48 KByte an. Zur Speicherung von Daten konnte ein gewöhnlicher Kassettenrekorder angeschlossen und verwendet werden. Der Hit Bit 75 bot zudem zwei Modulsteckplätze (eines prominent auf der Gehäusestirn, das andere war auf der Gehäuserückseite platziert), das auch einen Floppy Controller aufnehmen konnte. Durch die Nutzung eines Diskettenlaufwerkes, dass den Zugriff auf 3,5-Zoll-Disketten mit 360 KB Kapazität bot, steigerte sich das Arbeitstempo deutlich. Darüber hinaus wurden Drucker, Joysticks und sogar MIDI-Interfaces angeboten, die das Gerät für Musiker attraktiv machten. Der HBI-55 Data Recorder, ein von Sony speziell entwickeltes Zubehör, ermöglichte es, Daten aus Sensoren zu erfassen und sie auf dem Computer zu analysieren – ein frühes Beispiel für das Potenzial von Heimcomputern in wissenschaftlichen und technischen Anwendungen.
Die Funktionalität des Hit Bit 75 zeigte sich auch in seiner robusten Bauweise und der Kompatibilität mit einer Vielzahl von MSX1-Softwaretiteln. Spiele wie „Knightmare“, „Thexder“ und „Penguin Adventure“ waren populär und nutzten die Hardware des Systems voll aus. Gleichzeitig ermöglichte die offene Architektur der MSX-Plattform Entwicklern, eigene Software und Hardware für den Hit Bit 75 zu entwickeln, was die Lebensdauer und Vielseitigkeit des Computers erheblich steigerte.
Heute ist der Sony Hit Bit 75 ein begehrtes Sammlerstück unter Retro-Computer-Enthusiasten. Seine Rolle als Vertreter der MSX1-Plattform und Sonys hochwertiger Ansatz in Design und Verarbeitung machen ihn zu einem Symbol für die Blütezeit der Heimcomputer in den 1980er-Jahren. Der Hit Bit 75 war nicht nur ein technisches Gerät, sondern auch ein Fenster in eine Ära, in der Heimcomputer erstmals für breite Bevölkerungsschichten erschwinglich wurden und einen wichtigen Platz im Alltag fanden.