Northstar Advantage
Entwickelt und produziert von der Firma North Star Computers im Jahr 1982, wurde dieses System mit dem Ziel entworfen, den wachsenden Bedarf an erschwinglichen, einfach zu bedienenden und leistungsstarken Computern für Unternehmen und Bildungseinrichtungen zu decken. Als einer der ersten All-in-One-Computer seiner Zeit vereinte der Northstar Advantage Monitor, Tastatur und Rechenmodul in einem kompakten Gehäuse. Dies war eine Innovation, die ihn von vielen anderen Computern seiner Ära unterschied.
Die Entstehungsgeschichte des Northstar Advantage begann in den späten 1970er-Jahren, als North Star Computers bereits mit seinen Festplatten-Controllern und dem populären North Star Horizon auf sich aufmerksam machte. Der Erfolg des Horizon, eines Computers im Bausatzformat, überzeugte die Entwickler, ein weiterentwickeltes Modell zu schaffen, das einfacher zu bedienen und für den wachsenden Markt der Geschäftskunden geeignet war. Der Advantage wurde von North Star-Gründer Michael D’Addio und seinem Team entworfen. Sie hatten erkannt, dass der Markt sich von bastlerorientierten Geräten hin zu benutzerfreundlicheren und integrierten Systemen bewegte. "Wir wollten etwas schaffen, das aus der Verpackung heraus funktioniert, ohne dass der Benutzer technische Vorkenntnisse benötigt", erinnerte sich D’Addio in einem späteren Interview.
Technisch basierte der Northstar Advantage auf dem Zilog Z80-Prozessor, der damals ein Standard in der Industrie war, und bot eine Taktfrequenz von 4 MHz. Das System verfügte über bis zu 64 KB RAM, was es für die meisten Anwendungen der damaligen Zeit ausreichend leistungsfähig machte. Der Computer war mit dem Betriebssystem CP/M kompatibel, das ein breites Softwareangebot, darunter Textverarbeitungsprogramme und Tabellenkalkulationen, unterstützte. Der integrierte Monitor mit einer Auflösung von 80 x 24 Zeichen war monochrom, aber klar und gut lesbar. Ein besonderes Merkmal des Advantage war seine Dual-Floppy-Laufwerkkonfiguration, die eine Speicherkapazität von jeweils 180 KB bot und für einfache Datenspeicherung und -übertragung sorgte.
Die Peripheriegeräte, die für den Northstar Advantage angeboten wurden, umfassten unter anderem externe Festplatten, Drucker und Modems. Besonders bemerkenswert war das Northstar Printer Interface, das es Benutzern ermöglichte, eine Vielzahl von Druckern an den Computer anzuschließen, was ihn für geschäftliche Anwendungen besonders attraktiv machte. Für Bildungszwecke und kleinere Unternehmen bot North Star auch Softwarepakete an, die direkt mit dem Advantage gebündelt wurden, darunter das populäre Textverarbeitungsprogramm WordStar und die Tabellenkalkulation VisiCalc. Neben diesen geschäftlichen Anwendungen wurden auch einige einfache Spiele für den Advantage entwickelt, wie etwa das damals beliebte Adventure-Spiel „Zork“, das auf dem CP/M-System lief, oder das graphisch weniger anspruchsvolle, aber ebenfalls populäre „Star Trek“.
Trotz seiner technischen Raffinesse und seiner innovativen All-in-One-Konstruktion konnte sich der Northstar Advantage nur bedingt am Markt durchsetzen. Der Preis von 3.000 US-Dollar machte ihn zwar für Unternehmen attraktiv, war jedoch für den durchschnittlichen Heimbenutzer unerschwinglich. Inflationsbereinigt entspricht dies heute etwa 9.000 US-Dollar, was den Advantage im hochpreisigen Segment positionierte. Gleichzeitig war die Konkurrenz in Form von Systemen wie dem IBM PC, der 1981 erschienen war, sowie dem Apple II, der bereits fest im Markt etabliert war, enorm. Der IBM PC bot erweiterbare Hardware und hatte den Vorteil, von einer großen Anzahl von Drittentwicklern unterstützt zu werden. Auch der Apple II überzeugte mit seiner Benutzerfreundlichkeit und einer wachsenden Bibliothek an Software und Spielen.
Ein Hauptproblem des Advantage war die begrenzte Marketingstrategie von North Star. Während größere Unternehmen wie IBM und Apple massive Ressourcen in Werbung und Vertrieb investierten, war North Star in diesem Bereich vergleichsweise zurückhaltend. Ein ehemaliger Mitarbeiter des Unternehmens erklärte später: „Wir hatten ein großartiges Produkt, aber wir konnten es nicht so bekannt machen, wie es IBM oder Apple mit ihren Computern getan haben.“ Der Advantage wurde vor allem durch Fachhändler verkauft und fand seinen Weg hauptsächlich in Bildungseinrichtungen und kleine Unternehmen, die Wert auf eine robuste, integrierte Lösung legten.
Trotz dieser Herausforderungen bleibt der Northstar Advantage ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der Personal Computer. Er war ein Vorreiter für das Konzept des All-in-One-Designs, das später durch Geräte wie den Apple Macintosh weiterentwickelt wurde. Sein Einfluss auf die Branche zeigt sich auch in der Art und Weise, wie er die Integration von Monitor, Tastatur und Prozessor in einer Einheit als praktikable Lösung präsentierte. Zwar blieb der kommerzielle Erfolg begrenzt, aber das Gerät demonstrierte die Innovationskraft kleinerer Unternehmen wie North Star in einer Zeit des rasanten technologischen Wandels.
Eine Anekdote zur Entwicklung des Advantage verdeutlicht den kreativen Geist seines Teams. Einer der Ingenieure erzählte, wie sie in den frühen Entwicklungsphasen ein Problem mit der Stromversorgung hatten, das dazu führte, dass die ersten Prototypen überhitzten. „Wir hatten eine Woche Zeit, um eine Lösung zu finden, bevor die Geschäftsführung den Fortschritt sehen wollte. Am Ende haben wir mit improvisierten Kühlkörpern aus Alufolie gearbeitet – und es hat funktioniert!“
Zusammenfassend bleibt der Northstar Advantage ein Zeugnis für die experimentelle und innovative Phase der frühen 1980er-Jahre in der Computerindustrie. Seine technische Raffinesse, seine Ambitionen im Geschäftsumfeld und sein Beitrag zur All-in-One-Computeridee machen ihn zu einem interessanten und wichtigen Meilenstein in der Geschichte des Personal Computing.